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Dienstag, 8. März 2022

Im Kino: Blue Bayou

Antonio LeBlanc (Justin Chon) ist koreanischer Abstammung. Als Kind wurde er von einer amerikanischen Familie adoptiert und lebt seither im Süden der USA. Seine Frau Kathy (Alicia Vikander) ist gerade mit ihrem ersten gemeinsamen Kind schwanger und er kümmert sich rührend um deren Tochter aus erster Ehe. Den Lebensunterhalt für die kleine Familie verdient er mehr schlecht als recht als Tätowierer, aber dann gerät er eines Tages in Konflikt mit der Polizei, die ihn zu Unrecht verhaftet. Plötzlich wird sein Status als Amerikaner in Frage gestellt, denn seine Adoptiveltern haben sich nie um seine Einbürgerung gekümmert, die für Kinder wie ihn damals nicht selbstverständlich war und ihm droht die Abschiebung in sein „Heimatland“ Korea. Er und Kathy setzen alle Hebel in Bewegung, aber sein Schicksal scheint besiegelt…

Regisseur Justin Chon, der auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernommen hat, macht mit seinem Film auf flammendes Unrecht aufmerksam, das in den USA lange gängige Praxis war. Dabei konzentriert er sich auf das Porträt seines Protagonisten Antonio LeBlanc und zeichnet ihn als einen liebenswerten, aber auch sperrigen Sturkopf, der sich zunächst zu weigern scheint, alles Notwendige zu tun, um seine Situation zu verbessern, wie zum Beispiel seine inzwischen entfremdete Adoptivmutter um Beistand zu bitten, und um das Geld für einen teuren Anwalt zusammen zu bekommen, schreckt er auch nicht vor kriminellen Aktionen zurück. Chon zeigt mit seinem Helden Antonio, dass dies alles keine „Rückführung“ eines in den USA aufgewachsenen Menschen rechtfertigt, der Skandal sind die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen und im Abspann des Films werden viele reale Beispiele solcher Schicksale genannt.

Die Empörung, die Chon hervorrufen möchte, ist also völlig legitim, aber es ist immer ein wenig problematisch, wenn ein Film seine Zuschauer quasi als Geiseln nimmt und aus ihnen das Maximum an Emotionen herauszupressen versucht, wie es dann gerade in der Schlussszene geschieht. Diese hinterlässt leider einen unangenehmen Beigeschmack, da jedem Zuschauer und jeder Zuschauerin das furchtbare Unrecht, das hier im Namen des Gesetzes begangen wird auch ohne eine solch massive Gefühlsmanipulation bewusst gewesen wäre.

In einer eigentlich schönen Nebenhandlung kümmert sich Antonio trotz seiner Probleme um eine todkranken Frau vietnamesischer Abstammung und es entsteht ein rührendes Band zwischen den beiden und ihren Familie, aber leider führt dies nirgendwohin, was immer schade ist, wenn ein Handlungsfaden am Ende irgendwie unverbunden in der Luft hängen bleibt .

Alles in allem ein ambitionierter Film, der sich aber zu sehr in seinen Ambitionen verliert und seine ehrenwerten Absichten an manchen Stellen zu durchsichtig und manipulativ umsetzt, wie so oft, wäre auch hier wieder einige Male weniger mehr gewesen.

 


 

Regie: Justin Chon

Drehbuch: Justin Chon

Kamera: Ante Cheng, Matthew Chuang

Schnitt: Reynolds Barney

Musik: Roger Suen

 

Besetzung:

Justin Chon, Alicia Vikander, Mark O’Brian, Linh-Dan Pham

 

 Universal Pictures

USA/ CAN 2021

117 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 10. März 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=uPrO8pqGx3M (Deutsch

https://www.youtube.com/watch?v=C1iLLVv2XrU (Englisch)

 

 

 

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