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Donnerstag, 3. März 2022

Im Kino: Cyrano

Der Offizier Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) ist flink mit dem Degen und ebenso flink mit der Zunge. Weder im Fecht- noch im Rededuell ist ihm so leicht jemand gewachsen, wenngleich er sich eine andere äußere Erscheinung gewünscht hätte. Er ist heimlich verliebt in die schöne Roxanne (Haley Bennett), aber ihre Beziehung bleibt platonisch. Als ihm Roxanne eines Tages gesteht, sich in den gutaussehenden Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.) verguckt zu haben, schreibt Cyrano schweren Herzens für den sprachlich eher unbeholfenen jungen Man die flammendsten Briefe, allesamt Zeugnisse seiner eigenen tiefen Liebe, die er sich nicht traut zu offenbaren. Roxanne erliegt den schönen Worten, ohne zu erkennen, wen sie wirklich liebt. Fatalerweise ist allerdings auch der Herzog von Guiche an Roxanne interessiert und um seinen Nebenbuhler loszuwerden schickt er das Regiment mit Christian und Cyrano an die Front...

Die Geschichte des unglücklich verliebten Cyrano gehört zu den bekanntesten Theaterstücken der Welt und wurde bereits oft verfilmt. Regisseur Joe Wright hat nun die Musical-Version des Stoffes für die Leinwand adaptiert und schwelgt dabei in opulenten Bildern, in denen er optisch das Frankreich des ausgehenden 17. Jahrhunderts wiederauferstehen lässt. Szenerie und die teilweise grotesk herausgeputzten Menschen wirken wie einem Gemälde aus dieser Zeit entsprungen und dies sorgt auf jeden Fall für einen Augenschmaus. Inwieweit Musik und Gesang auch einen Ohrenschmaus darstellen, ist Geschmackssache, wer schmissige Songs erwartet, wird sicher enttäuscht werden, wenngleich die melancholischen Titel die Grundstimmung unterstreichen. Es gibt das ein oder andere gelungene Duett bzw. Terzett, sowie die sehr bewegende Ballade von drei Soldaten, die sich am Abend vor der Schlacht in ihren Briefen von ihren Angehörigen verabschieden.

Gesanglich schlagen sich die Hauptakteure manierlich, einschließlich des mit einer sonoren (Sing)Stimme ausgestatteten Peter Dinklage, der darüber hinaus mit seiner sprechenden Mimik in einer Minute mehr Gefühle ausdrücken kann als mancher Schauspieler in einem ganzen Film. Auch im übrigen liefert er eine großartige Interpretation des charmanten und gleichzeitig tragisch umflorte Helden Cyrano ab, diesmal nicht mit einer übergroßen Nase, sondern mit einer untergroßen Körpergröße. Neben ihm überzeugen Haley Bennet und Kelvin Harris Jr., ebenso wie Ben Mendelsohn als intriganter Herzog, insofern bietet "Cyrano" großes Schauspielerkino, in das sich die Gesangseinlagen durchaus homogen einfügen.

Alles in allem ein Film mit vielen Schauwerten und einem vorzüglichen Ensemble, die musikalischen Anteile sind organisch in die Handlung eingebunden, wenn auch ohne wirklich einprägsame Titel oder gar Ohrwürmer, und dankenswerterweise wurde auch in der deutschen Fassung der Gesang im Original belassen.

 


 Regie: Joe Wright

Drehbuch: Erica Schmidt, b/a auf dem Theaterstück von Edmond Rostand

Kamera: Seamus McGarvey

Schnitt: Valerio Bonelli

Musik: Aaron & Bryce Dessner

Liedtexte:Matt Berninger & Carin Besser

 

Besetzung:

Peter Dinklage, Haley Bennett, Kelvin Harrison Jr., Ben Mendelsohn, Monica Dolan, Bashir Salahuddin, Joshua James,

 

Universal Pictures International/ MGM

2021

123 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 3. März 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TRjTFLczAxQ (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=5e8apSFDXsQ (Englisch)

 

 

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