Der Milliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) führt in seinen schlaflosen Nächten einen zermürbenden Kampf gegen das Verbrechen, das seine Heimatstadt Gotham City fest im Griff hat. Wenn er im Fledermauskostüm loszieht, um den Sumpf aus Gewalt und Korruption trocken zu legen, hat er mit Butler Alfred (Andy Serkis) und dem integren Polizisten James Gordon (Jeffrey Wright) nur wenige Getreue an seiner Seite. Als ein brutaler Killer beginnt, die Honoratioren der Stadt zu meucheln, sind nicht nur Batmans Schlagkraft, sondern auch seine detektivischen Fähigkeiten gefragt, denn der Mörder, liebt es, Hinweise in Rätselform zu geben. Bei seinen Recherchen in der Unterwelt machen es ihm Figuren wie Oswald Cobblepot alias Pinguin (Colin Farrell) oder Mafiaboss Carmine Falcone (John Turturro) nicht leicht, und welche Rolle spielt eigentlich Selina Kyle alias Catwoman (Zoë Kravitz)?
Zum wiederholten Male werden wir hinabgeführt in die Düsternis der Stadt Gotham, die zwar aussieht wie New York City, aber für jeden anderen städtischen Moloch dieser Welt steht, unregierbar, wenn man den Kräften der Unterwelt nichts entgegenzusetzen hat. Gut und Böse sind kaum noch unterscheidbar, die Konturen verschwimmen, und das visualisiert der Film in bewusst grobkörnigen, mitunter unscharfen Bildern, untermalt von einem betörenden Soundtrack von klassisch anmutender Musik mit schrillen Untertönen. Batman war nie der strahlende Superheld, aber Regisseur und Co-Autor Reeves macht aus ihm ein einsames Geschöpf der Nacht, dessen wahres Ich nur noch selten ohne seine Maske zu sehen ist, und wenn, dann in brütender Pose mit übernächtigten Augen, die kaum noch die Helligkeit des Tages ertragen – insofern scheint die Wahl des Darstellers Pattinson durchaus folgerichtig zu sein. Als sich dann noch ein Schatten auf die eigene Vergangenheit legt, werden die Selbstzweifel des Batmans noch quälender, nicht nur für ihn, aber sie geben der Figur auch eine größere Tiefe.
Und dann wird überraschenderweise aus einem Superheldenfilm nach und nach ein düsterer Krimi, bei dem es um die Suche nach einem psychopathischen Serienmörder geht, der gerne in kleinen Rätseln kommuniziert, ein bisschen „Sieben“ mit einer Prise „Saw“, letzteres aber FSK-12-kompatibel, und es bleibt die Frage, inwieweit die jeweilige Zuschauerzielgruppe bereit ist, dabei mitzugehen. Für die einen gibt es nach wie vor heldenhafte Actionszenen, bei denen auch das Batmobil zum Einsatz kommt und Batman in seinem Fledermausanzug eindrucksvoll durch die Straßenschluchten von Gotham gleiten darf. Die anderen bekommen eine Krimihandlung, die, wie es sich gehört, mit falschen Spuren gepflastert ist, wobei sich der Batman zwar als pfiffiger Rätsellöser erweist, aber er ist offensichtlich kein Hercule Poirot, denn nicht alle Hinweise werden von ihm richtig interpretiert, hier muss ihn gegebenenfalls auch einmal ein Gangster wie der Pinguin – nicht zu erkennen: Colin Farrell! – auf die richtige Spur bringen. Auch in diesem Bereich hat der Film eine exzellente visuelle Sprache gefunden, trostlose nächtliche Bilder einer Stadt im Regen, mit einem Night-Hawks-Moment wie in dem Edward-Hopper-Gemälde…
Dieser neue Ansatz ist durchaus spannend, aber der Film hat gerade im Mittelteil einige Längen, wodurch er ein bisschen schlaff durchhängt. Leben kommt erst zurück durch den Auftritt von Paul Dano, der wieder einmal die Gelegenheit erhält, eine kranke Seele mit verstörender Wucht ihre Qual und ihre Wut hinausschreien zu lassen und der seine Anhängerschar in trumpscher Manier über das Internet zum Handeln mobilisiert. Auch Zoë Kravitz macht ihre Sache gut, ihr gelingt es, Catwoman ein interessantes Profil zu verpassen, hart und weich zugleich, je nachdem, wer gerade ihr Gegenspieler ist, und das Team „The Bat and the Cat“ hat ein paar hübsche Momente zusammen. Robert Pattinson selbst ist am besten, wenn er sich hinter der Maske verstecken kann, er gibt der Figur des Batman mit seiner körperlichen Präsenz durchaus eine eindrucksvolle Stärke, die ihm als Bruce Wayne dagegen etwas fehlt.
Alles in allem ein – etwas zu lang geratenes – starkes Batman-Revival, das alle bekannten Elemente und Figuren geschickt einarbeitet und dem Thema durch seine düstere Krimihandlung eine neue Dimension hinzufügt.
Regie: Matt Reeves
Drehbuch: Matt Reeves, Peter Craig, b/a den Vorlagen von Bob Kane und Bill Finger
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: William Hoy, Tyler Nelson
Musik: Michael Giacchino
Besetzung:
Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Jeffrey Wright, Paul Dano, Andy Serkis, Barry Keoghan, Peter Sarsgaard, John Turturro, Colin Farrell, Amber Sienna,
Warner Bros. Germany
2022
175 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 3. März 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=jGRnbHmrP7M (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=u34gHaRiBIU (Englisch)
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