Der New Yorker Arzt Nate Daniels (Idris Elba) reist mit seinen Töchtern Meredith (Ivana Halley) und Norah (Leah Jeffries) nach Südafrika, zurück in den Ort, wo er einst seine an Krebs verstorbene Frau, von der er bereits vorher getrennt war, kennengelernt hatte. Die Töchter werfen ihm vor, sie und die Mutter im Stich gelassen zu haben und letztlich auch für deren Tod verantwortlich zu sein. Um sich ihnen wieder anzunähern und sie auf andere Gedanken zu bringen, nehmen Nate und Martin (Sharlto Copley), ein alter Freund der Familie, die Mädchen auf eine Safari mit. Was unbeschwert beginnt, entwickelt sich bald allerdings zu einem Horrortrip, als sie von einem wild gewordenen riesigen Löwen attackiert werden, der bereits etliche Menschen, darunter einige Wilderer, getötet hat. Wird es Nate gelingen, sich und seine Töchter aus dieser tödlichen Gefahr zu retten?
Filme, in denen ein Tier zur wilden Bestie wird, müssen sich immer der Frage stellen lassen, inwieweit sie eben dieses Tier instrumentalisieren, um einen Horror- oder Abenteuerschocker zu produzieren. „Der weiße Hai" wurde so zum Klassiker und ist immer noch ein verdammt spannender Film, der funktioniert, weil das Tier zum übermächtigen Gegner stilisiert wird, dem der Mensch zwar körperlich nicht gewachsen ist, dafür aber seine ganze Intelligenz aufbieten muss, um zu bestehen. Auch für Kapitän Ahab wird sein Kampf mit dem Wal zu einer persönlichen Sache, Mann gegen unbarmherzige Natur, die eigentlich nicht böse ist, wie es der Mensch gerne unterstellt, sondern sich gegen das viel grausamere Untier Mensch zur Wehr setzt .
Hier wird der Angriff von Wilderern als Rechtfertigung angeführt, bei dem das ganze Rudel getötet wurde, die Rollen sind vertauscht, denn nun nimmt der Löwe scheinbar Rache. Dabei hätte trotz dieser fragwürdigen Prämisse ein spannender Film herauskommen können, leider besteht er jedoch hauptsächlich aus einer Aneinanderreihung von Klischees, und die Protagonisten handeln immer wieder so strunzdumm, dass es weh tut. Sie tun dies auch nicht, weil Menschen, insbesondere Jugendliche, nicht immer rational handeln, sonder erkennbar nur aus dramaturgischen Gründen, damit die Handlung zum nächsten Schockmoment springen kann, und hin und wieder scheint der Löwe der Intelligentere zu sein...
Die Dialoge sind stellenweise unfreiwillig komisch, auch wenn man in Situationen höchster Gefahr nicht immer Druckreifes von sich gibt, ist die Frage an jemanden, der schwer verletzt vor einem liegt, ob alles in Ordnung ist, eine von den vor allem in amerikanischen Filmen immer wieder gerne benutzten hohlen Phrasen, die auf eine ausgeprägte Drehbuchschwäche hindeuten. Überlegungen zur Plausibilität einzelner Szenendürfen auch nicht während, sondern erst nach dem Ende des Films aufkommen, sonst nimmt er einen eben nicht richtig mit. Der in der Nebenhandlung anklingende Versuch, den Riss in der Familie zu kitten, ist aller Ehren wert, aber die Verquickung von Action und Familiendrama wirkt etwas bemüht.
Wen das alles nicht so stört, der mag sich bei den dramatischen Szenen ansonsten gut unterhalten fühlen, der Spannungsbogen wird in bewährter Weise immer wieder hochgehalten und die Gefahr springt stets im richtigen Moment aus dem Gebüsch, dabei gibt insbesondere der ausgezeichnet animierte Löwe eine gute Figur ab.
Ein eher konventioneller Thriller mit Schwächen, nichts für ganz Zartbesaitete, aber auch nicht zu blutrünstig, wie man der FSK-Bewertung entnehmen kann.
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Ryan Engle, Jaime Primak Sullivan
Kamera: Philippe Rousselot, Baltasar Breki Samper
Musik: Steven Price
Besetzung:
Idris Elba, Sharlto Copley, Leah Jeffries, Iyana Halley
Universal Pictures
USA 2022
93 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 25. August 2022
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=yajlQCkTaqw (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=5xg3PSS8vK0 (Englisch)
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