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Mittwoch, 31. August 2022

Im Kino: Freibad

In einem Freibad in Berlin erhalten nur Frauen Eintritt, ein geschützter Raum, in dem es ohne die blöden Männer nur Friede, Freude, Sonnencreme gibt. Oder doch nicht?

Was wie die Utopie einer schönen neuen Welt anmutet, entpuppt sich alsbald – natürlich – nicht nur als Hort  diverser Zickenkriege, sondern es wird so ziemlich jede Problemsau durchs Bad getrieben, die nicht schnell genug abtaucht. Jedes einzelne der angerissenen Probleme ist es durchaus wert, darüber nachzudenken und zu diskutieren, aber so plakativ dargeboten, verliert alles an Tiefe und landet mit einigen allzu bemühten Gags und leider auch Klamauk in den Niederungen des Nichtschwimmerbeckens.

Dabei geht es um große Themen wie Toleranz, kulturelle Missverständnisse, aber auch die Angst vor dem Altern, der sich zum Beispiel Andrea Sawatzki und Sema Povraz durchaus anrührend entgegenstemmen, dem Gefühl, irgendwann einfach nicht mehr wahrgenommen zu werden, obwohl man in jeder Hinsicht noch so viel zu bieten hat. Burka- und Burkiniträgerinnen sowie Oben-Ohne- und Bikinischwimmerinnen prallen  aufeinander, dürfen ihre jeweiligen Argumente austauschen, wer was warum gerne trägt, und das ganze eben ohne die Spiegelung im anderen Geschlecht, das hier zunächst nicht vertreten ist. Die queere Kim deckt einen weiteren Bereich ab, der nicht fehlen darf, wirkt dabei aber leider ziemlich unausgegoren.

Als die von Melodie Wakivuamina dargestellte Schwimmmeisterin, die einzige überzeugende, weil nicht wie die anderen überzogene Figur, das Bad verlässt und für sie ein Mann eingestellt wird, passiert genau das, was niemals hätte passieren dürfen, denn plötzlich scheinen alle Streitigkeiten der Frauen untereinander vergessen, jetzt kommt es wieder nur noch darauf an, sich vor diesem Mann ins rechte Licht zu rücken, so wie es Frauen nun einmal machen, und der Film suggeriert an dieser Stelle, dass es keinen unbefangenen Umgang der Geschlechter miteinander geben kann, was auch nachdenkenswert gewesen wäre, leider aber nicht weiter thematisiert wird.

All die interessanten Aspekte, die zur Diskussion angeboten werden, plätschern am Ende träge dahin, für eine bissige Komödie nicht bissig und vor allem nicht komisch genug, wird das große Potential einer leichten sommerlichen Komödie mit Tiefgang leider verschenkt und in einer bonbonbunten Farce versenkt.

 

 

  

Regie: Doris Dörrie

Drehbuch: Doris Dörrie, Madeleine Fricke, Doris Kaci

Kamera: Hanno Lentz

Schnitt: Frank J. Müller

Musik: Anna Kühlein

 

Besetzung:

Andrea Sawatzki, Sema Poyraz, Lisa Wagner, Melodie Wakivuamina, Ilknur Boyraz, Nilam Farooq, Sabrina Amali, Julia Jendroßek, Samuel Schneider, Niko Stank

 

Constantin Film

D 2022

103 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 01. September 2022

 

 Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=8cFUa2y_x9I

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