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Mittwoch, 31. August 2022

Im Kino: Three Thousand Years of Longing

Alithea Binnie (Tilda Swinton) beschäftigt sich beruflich mit Geschichten und Geschichtenerzählen. Während einer Konferenz in Istanbul ersteht sie auf einem Markt eine kleine Flasche, die sich beim Öffnen als die Heimstatt eines dorthinein verbannten Dschinns (Idris Elba) entpuppt. Damit dieser seine Freiheit erhält, muss er Alithea drei Wünsche erfüllen, da diese aber eigentlich wunschlos glücklich und das mit dem Wünschen sowieso eine trickreiche Sache ist, beginnt ihr der Dschinn Geschichten aus seinem langen Leben zu erzählen, vor allem darüber, wie er immer wieder in diese vermaledeite Flasche geraten ist.

Ein wundervoll poetischer, märchenhafter Film mit einer zarten Tilda Swinton, die so über den Dingen zu schweben scheint, wie es nur eine mit sich selbst im Reinen stehende Person kann, und der Dschinn wird von Idris Elba so selbstverständlich verkörpert, als stamme er tatsächlich aus einem uralten Geschlecht von Flaschengeistern. Angelehnt an die 1001 Geschichten der Sheherazade, die diese jede Nacht erzählt, um ihr Schicksal noch etwas hinauszuzögern und dabei die Technik des Cliffhangers erfindet, geht es hier darum, einen an sich zufriedenen Menschen zum Wünschen zu bringen. Allerdings stellt sich natürlich alsbald die Frage, ob die allein durch ihr Leben wandelnde Geschichtenliebhaberin Alithea wirklich so glücklich ist, wie sie von sich selbst behauptet…

Das Ganze ist ein Augen- und Ohrenschmaus für die Sinne, eine gleichsam altmodische wie modern Geschichte der besonderen Art, in der ohne Kitsch die zeitlose Magie der großen Gefühle wie Liebe, Sehnsucht und Verlust beschworen wird. Ein wenig knirscht es in der Verbindung zwischen dem Kammerspiel, in dem sich Alithea und der Dschinn philosophierend in ihrem Hotelzimmer näher kommen und dessen ausufernder, in Rückblenden erzählten Lebensgeschichte, da fehlt dem Scharnier manchmal etwas die Geschmeidigkeit, aber dennoch ist dem Regisseur Miller, der einst mit seiner Figur Mad Max für Furore sorgte, ein magisches Kinowerk gelungenes, das sich in seiner Art wohltuend von den üblichen Fantasy-Geschichten und Blockbustern abhebt.

 


 

Regie: George Miller

Drehbuch: George Miller, Augusta Gore, b/a der Kurzgeschichte „The Djinn in the Nightingale’s Eye“ von A.S. Byatt

Kamera: John Seale

Schnitt: Margaret Sixel

Musik: Junkie XL

 

Besetzung:

Tilda Swinton, Idris Elba, Pia Thunderbolt, Anthony Moisset

 

MGM/ United Artists

2022

108 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 01. September 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=24RJsTDJEWA (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=5ayZXWQZDQ0 (Englisch)

 

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