Auf der abgelegenen Pferderanch der Haywoods, wo Pferde für Filmaufnahmen trainiert werden, passieren verstörende Dinge. Nach dem mysteriösen Tod ihres Vaters, versuchen die Geschwister OJ (Daiel Kaluuya) und Emerald, genannte Em, (Keke Palmer) mit Hilfe eines Technikers des lokalen Elektronikmarktes (Brandon Perea) und eines erfahrenen Kameramannes (Michael Wincott) den Dingen auf den Grund zu gehen, und was sie dann entdecken, übertrifft ihre Erwartungen um ein Vielfaches…
In seinem dritten Film nach „Get Out" und "Us" mischt Regisseur Peele wieder Elemente aus Gesellschaftskritik und Horror zu einem ganz eigenen Mix, und dieses Mal fügt er noch eine Begegnung der dritten Art mit ein. In gewaltigen, von Kameramann Hoyte van Hoytema grandios eingefangen Bildern und mit manchmal bis an die Schmerzgrenze heranreichenden Soundeffekten (vorausgesetzt man sitzt im richtigen Kino), entwickelt sich eine wilde Geschichte, die einen weiten Bogen spannt, von der Frühzeit der bewegten Bilder bis in unsere Zeit hinein, in der es nur noch um das eine, perfekte Bild zu gehen scheint, hinter dem alle her sind, vom Internet-Influencer bis zum Hobbyfotografen. Selbst im Angesicht des Todes scheinen manche dieser modernen Menschen nur ihre Kamera und deren richtige Einstellung im Kopf zu haben, bereit für das finale Foto. Der lakonische OJ und die extrovertierte Em bewegen sich genau in dieser Schnittstelle zwischen der alten und der neuen Welt, aber auch sie wollen mit dem einen richtigen Bild reich werden, koste es, was es wolle.
Auf einer weiteren Ebene sehen wir, wie die von uns Menschen ausgebeutete Welt brutal zurückschlägt, unvermittelt und unverständlich, dann werden von uns gehätschelte Tiere plötzlich zu vermeintlichen Monstern, obwohl sie in Wirklichkeit nur ihre eigentliche Natur wiederentdecken. Solange wir uns an bestimmte Verhaltensregeln halten, scheinen wir sicher zu sein, verstoßen wir dagegen sind wir verloren. Der einzige Trost ist, dass der Mensch immer noch seinen Verstand benutzen kann (wenn er es nur öfter täte...), dann fallen ihm auch für ausweglos scheinenden Probleme Lösungen ein, die manchmal erschrecken banal sein können. Und am Ende bleibt sowieso immer noch die eine Exit-Strategie: einfach mal „nope" („nö") sagen...
Ein Film, der aufgrund seiner etwas zerfaserten Struktur nicht durchweg überzeugt, aber dennoch genug Originelles, visuelle Schauwerte und akustische Höhepunkte besitzt, dass er einen Kinobesuch unbedingt wert ist, zumindest für alle, denen der Sinn nach etwas Ungewöhnlichem außerhalb der gewohnten 08/15-Bahnen steht.
Regie: Jordan Peele
Drehbuch: Jordan Peele
Kamera: Hoyte van Hoytema
Schnitt: Nicholas Monsour
Musik: Michael Abels
Besetzung:
Daniel Kaluuya, Keke Palmer, Brandon Perea, Michael Wincott, Steven Yeun, Wrenn Schmidt, Keith David, Terry Notary, Donna Mills
Universal Pictures
USA 2022
130 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 11. August 2020
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=GfpgZxtwTOc (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=xC5AKuw33aI (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=HUgmq_8PlRY (Englisch)
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