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Dienstag, 2. August 2022

Im Kino: Warten auf Bojangles (En attendant Bojangles)

Im Frankreich der 1950ger Jahre tänzelt der charmante Georges (Romain Duris) leichtfüßig und unwiderstehlich für seine Mitmenschen durchs Leben. Bei einem rauschenden Fest der Reichen und Schönen unter der flirrenden Sonne der Côte d’Azur lernt er so die attraktive Camille (Virginie Efira) kennen, die ebenso unkonventionell wie er zu sein scheint, und ihre sich rasch entwickelnde leidenschaftliche Affäre beschert ihnen neun Monate später den gemeinsamen Sohn Gary (Solam Machado Graner). Das Glück scheint perfekt, aber bald legt sich ein dunkler Schatten über die kleine Familie, als Georges sich den Niederungen einer geregelten Arbeit hingeben muss, während Camille weiterhin auf sämtlichen Wolken schwebt, die sie sich in ihrer eigenen Traumwelt erschafft. Ein gemeinsamer Freund (Grégory Gadebois) hatte Georges einst gewarnt, aber das Ausmaß der Tragödie, die dann folgt, hat auch er nicht vorhersehen können…

Der Film beginnt so heiter und beschwingt, so zuckersüß und bunt, dass es beinahe wehtut, dennoch lässt man sich gerne von dieser Stimmung hineinziehen in eine unbeschwerte Fantasiewelt, in der alles sein kann und darf, und nichts muss, alle sogenannten bürgerlichen Konventionen über Bord geworfen werden, zugunsten eines ewigen Sommers voller Vergnügen, Partys und unendlichem Glück. Allerdings merkt man bald, dass die Realität dann doch hin und wieder ihr hässliches Haupt erhebt und zumindest den einen Beteiligten dieser Amour fou am Boden hält, während der bzw. die andere wie ein Ballon, den man nicht fest genug gehalten hat, in irgendwelchen unendlichen Sphären zu entschwinden droht. Es ist eine Sache, das Leben leicht zu nehmen, aber die Dinge noch rational handhaben zu können, aber eine ungleich andere, zwischen Rationalität und Irrationalität nicht mehr unterscheiden zu können…

Dieses Drama, das man so nicht hat kommen sehen, ist herzzerreißend und voller Emotionalität, ein Kino der großen Gefühle in schönen Bildern und von hervorragenden Darstellern getragen, ein Film, den man nicht so schnell vergisst, schön und traurig zugleich, über dessen Wirkung man noch eine Weile nachdenken wird, wenn man das Kino längst verlassen hat, und das ist mehr als man von den meisten Filmen sagen kann! 

 


 Regie: Régis Roinsard

Drehbuch: Olivier Bourdeaut b/a seinem Roman, Romain Compingt, Régis Roinsard

Kamera: Guillaume Schiffman

Schnitt: Loic Lallemand

Musik: Claire & Olivier Manchon

 

Besetzung:

Romain Duris, Virginie Efira, Grégory Gadebois, Solan Machado Graner, Grégory Gadebois

 

 Constantin Film

F  2022

124 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 04. August 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=L97V4s1a3qE (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=VS-4EJnjkkI (Französisch)

 


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