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Mittwoch, 17. August 2022

Im Kino: Der Gesang der Flusskrebse (Where the Crawdads Sing)

Im unwirtlichen und dünn besiedelten Marsch- und Sumpfland North Carolinas lebt die Familie Clark in einer ärmlichen Hütte mehr schlecht als recht vom Fischfang und allem, was das Meer hervorbringt. Nach und nach fliehen zuerst die Mutter und dann die Kinder aus diesem Elend, bis nur noch die kleine Kya (Daisy Edgar-Jones) und ihr gewalttätiger Vater zurückbleiben. Irgendwann ist auch der Vater verschwunden und Kya muss alleine zurecht kommen, ein Kind mit unbändigem Überlebenswillen und einer starken Verbindung zu Natur, dem Sumpf und den darin lebenden Tieren. Die meisten Einwohner des nahen Dorfes Barkley Cove meiden den Kontakt zu dem in ihren Augen wilden Marschmädchen, das nur einen Tag eine Schule besucht hat und seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von frischen Muscheln verdient. Nur Tate (Taylor John Smith), ein junger Mann aus dem Dorf freundet sich mit ihr an und bringt der herangewachsenen Kya Lesen, Schreiben und Rechnen bei, was ihr eine völlig neue Welt eröffnet und ihre späteren Zeichnungen von Natur, Insekten und Vögeln des Sumpfs wecken sogar das Interesse eines Buchverlages. Von Chase (Harris Dickinson), dem jungendlichen Schürzenjäger des Dorfes, lernt sie weitere Aspekte des Lebens kennen, bis sie sich am Ende sowohl von Tate als auch von Chase hintergangen und getäuscht fühlt. Als Chase eines Tages tot aufgefunden wird, gerät Kya sofort unter Verdacht, ihn ermordet zu haben und der einzige, der ihr hilft, ist Anwalt Tom Milton (David Strathaim), der alles versucht, um ihre Unschuld zu beweisen.

Basierend auf der erfolgreichen Romanvorlage von Delia Owens zeichnet der Film ein faszinierendes Bild der wilden Schönheit des an der Südostküste der USA gelegenen Marschlandes, in dem Meeresarme und Flussläufe sich labyrinthartig ineinander verschlingen und eine einzigartige Flora und Fauna hervorbringen, in der Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die in schönen Bildern eingefangene Naturgeschichte des wilden, auf sich gestellten Mädchens, das es alleine mit allen und allem aufnimmt, wird geschickt mit der Krimihandlung und der Suche nach einem Mörder verwoben, bei der sich die Frage stellt, ob es vielleicht gar kein Mord sondern nur ein Unfall war, und die Gesellschaft von Barkley Cove endlich etwas gefunden zu haben glaubt, was man dem Marschmädchen anhängen kann.

Trotzdem die Handlung immer wieder zwischen den Zeitebenen und den beiden Handlungssträngen hin- und herspringt, ist die Geschichte an sich – eine Frau zwischen zwei Männern, von denen einer zu Tode kommt – von eher schlichter Natur, was sie dann aber doch interessant macht, ist die Zeichnung der Figur Kyas, die vom schutzlosen kleinen Mädchen zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten jungen Frau heranwächst, die sich auch in ihrer misslichen Lage im Gefängnis nicht verbiegen lässt. Vielleicht kommen die Bilder von ihr und ihrem wilden Leben manches Mal etwas zu gezähmt oder geschönt herüber, aber unterschwellig schwingt stets etwas Unvorhersehbares und auch Bedrohliches mit, das nicht gleich greifbar ist, aber spätestens am Ende den oberflächlich betrachteten Wohlfühlcharakter des Films gehörig auf den Kopf stellt.

 


 

Regie: Olivia Newman

Drehbuch: Lucy Alibar, b/a Roman von Delia Owens

Kamera: Polly Morgan

Schnitt: Alan Edward Bell

Musik: Mychael Danna

 

Besetzung:

Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, David Strathaim, Michael Hyatt, Sterling Macer Jr., Bill Kelly

 

Columbia Pictures/ Sony Pictures

USA 2022

125 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 18. August 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=tQ5HUpemaPk (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=PY3808Iq0Tg (Englisch)

 




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