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Donnerstag, 6. April 2023

Im Kino: The Pope’s Exorcist

Gabriele Amorth (Russell Crowe) ist ein Priester mit der Lizenz zum Teufel austreiben. Vom Papst (dargestellt von Alt-Django Franco Nero…) höchstselbst beauftragt, ist er immer dann zur Stelle, wenn unerklärliche Phänomene auf einen Angriff des Bösen hindeuten. Nicht jede Person, die sich merkwürdig verhält, ist auch vom Teufel besessen, aber Gabriele meistert alle Situationen souverän. Diesmal allerdings wartet auf ihn seine schwerste Aufgabe: In einem spanischen Dorf scheint sich ein besonders mächtiger Dämon eines kleinen Jungen bemächtigt zu haben, der den Exorzisten Amorth herausfordert und an seine Grenzen bringt, dabei kommen Dinge ans Licht, die die katholische Kirche bis heute verschweigt...

Dieser Film beschäftigt sich nicht mit den Missbrauchsskandalen in aller Welt, bei deren Aufarbeitung die katholische Kirche sich noch immer so unendlich schwer tut, nein, angelehnt an die in zahlreichen seiner Bücher veröffentlichten Geschichten des echten Priesters Amorth, der tatsächlich ab 1986 als offizieller Exorzist der Diözese Rom tätig war, geht es um eine in Spanien durchgeführte Teufelsaustreibung. Für die Kirche ist die Existenz des Bösen in Gestalt von Dämonen und bösen Geistern bis hin zu ihrem obersten Vertreter Satan eine ernste Angelegenheit und wesentlicher Bestandteil des Glaubenskonstrukts. Dennoch mag es überraschen, dass dies zur Ernennung von offiziellen Teufelsaustreibern geführt hat, aber Priester Amorth war tatsächlich lange Zeit einer von ihnen.

Es ist nicht einfach, bei diesem Thema die Balance zwischen der Darstellung eines ernsthaften Rituals und einer möglicherweise ins Lächerliche abdriftenden, überzeichneten operettenhaften Inszenierung zu halten. Konnte der Urahn aller Exorzisten-Filme, William Friedkins „The Exorcist“ in den 1970gern Jahren noch mit zu der Zeit neuen Schockeffekten aufwarten, sind aktuelle Zuschauer und auch Zuschauerinnen wesentlich schockresistenter, und mit einfachen Gruseleffekten lockt man das abgebrühte Publikum von heute nicht mehr so leicht hinter dem Ofen hervor, was für einen Film wie diesen eher schade ist, verfügt er doch durchaus über seinen eigenen Charme.

Russell Crowe gibt als jovialer, aber auch von sich selbst überzeugter Priester, der im Vorbeigehen schon mal neckisch ein paar Nonnen erschreckt und auf seiner Vespa durch die Straßen Roms braust, seinem Affen Zucker, und er tut dies mit sichtlicher Freude am Spiel. Dagegen fallen die anderen Darsteller ein wenig ab, bis auf den Dämon, der in den kleinen Jungen gefahren ist, der sich (in der Originalfassung mit der Stimme von Ralph Ineson) ebenfalls so richtig austoben darf. Bei dem Duell zwischen den beiden, ergänzt um den assistierenden jungen Priester Esquivel (Daniel Zovatto), funktioniert die oben beschriebene Balance nicht immer, aber alles in allem gibt es doch durchaus leichte bis mittlere Gruseleffekten, die bei der einen mehr, dem anderen weniger für Gänsehaut sorgen werden.

Insofern ist die Zielgruppe nicht ganz einfach zu bestimmen, wer einen blutrünstigen Horrorschocker erwartet, wird sicher enttäuscht, wer etwas sensibler gestimmt ist, interessiert sich vielleicht nicht für die Thematik, aber für alle Zuschauer dazwischen ist es ein durchaus unterhaltsamer Film geworden - wenn man dies bei dem Thema sagen darf - der zudem mit einem interessanten Gedankenspiel aufwartet, welches die Geschichte der Inquisition in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.

Sollte der Film beim Publikum ankommen, wird außerdem gleich noch der Grundstein für eine Vielzahl an Fortsetzungen gelegt…

 

 

Regie: Julius Avery

Drehbuch: Michael Petroni, Evan Spiliotopoulos, b/a Story von Michael Petroni, R. Dean McCreary, Chester Hastings, b/a den Büchern „An Exorcist tells his story“ + „An Exorcist: More Stories“ von Gabriele Amorth

Kamera: Khalid Mohtaseb

Schnitt: Matt Evans

Musik: Jed Kurzel

 

Besetzung:

Russell Crowe, Daniel Zovatto, Franco Nero, Ralph Ineson, Alex Essoe, Peter DeSouza-Feighoney, Laurel Marsden

 

Screen Gems/ Sony Pictures

2023

103 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 6. April 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=xEd_MpQrEws (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=Ty0MUvAY2Iw (Englisch)

 

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