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Mittwoch, 19. April 2023

Im Kino: Infinity Pool

Der Schriftsteller James (Alexander Skarsgård) verbringt mit seiner Frau Em (Cleopatra Coleman) einen sonnigen Urlaub mit allen Annehmlichkeiten in einem luxuriösen Insel-Resort, das von der Welt der Einheimischen rigoros abgeschottet ist. Die Bekanntschaft mit anderen Urlaubern, allen voran der dominant auftretenden Gabi (Mia Goth), reißt das Paar aus seiner Lethargie und verführt zu Unternehmungen voller Spannung und Abenteuer, aber nach einem Unfall auf der Insel verwandelt sich die anfängliche Idylle in eine höllischen Achterbahnfahrt, aus der es kein Entkommen zu geben scheint, bis etwas Unglaubliches geschieht…

Wenn der Regisseur eines Films den Namen Cronenberg trägt, weckt dies spezielle Erwartungen, und auch wenn hier nicht Vater David, sondern Sohn Brandon verantwortlich zeichnet, verlangt es doch die Familientradition, dass der Film bestimmte Kriterien erfüllt, dazu gehören ein gerüttelt Maß an Gewalt und Leidenschaft, gepaart mit Horror- und gegebenenfalls Science-Fiction-Elementen.

Der besondere Twist, der das ausschweifende Handeln der Protagonisten erst möglich macht, soll hier nicht verraten werden, Cronenberg nutzt diesen jedenfalls, um eine bestimmte (Geistes)Haltung anzuprangern, die eine gewisse mit viel Geld gesegnete und durch ebenso viel Langeweile gequälte Gesellschaftsschicht dazu treibt, sich ungehemmt ihrem Vergnügen hinzugeben, und das möglichst an in ihren Augen unberührten Orten, ohne Rücksicht auf einheimische Menschen oder Strukturen, einfach, weil es Spaß macht und man es kann. Bitter kann es werden, wenn man sich am Ende selbst als Opfer vorgeführt sieht, weil es immer andere Menschen gibt, die sich noch cleverer und skrupelloser verhalten und noch mehr Befriedigung daraus ziehen, sogar vermeintlich ihresgleichen vorzuführen, um am Ende des Urlaubs vom Alltag, dabei von allem angerichteten Schaden unberührt, wieder in das langweilige Luxusleben im eigenen Heim zurückkehren – bis zum nächsten Sommer.

Wer den Film so und damit als Gesellschaftskritik versteht, wird eine gewisse Befriedigung und keinesfalls Mitleid mit den handelnden Figuren und ihrer Armseligkeit empfinden, dabei gilt es, die teilweise drastischen Sex- und Gewaltexzesse als notwenigen Teil der Geschichte zu akzeptieren. Der besondere Twist, der hier nicht verraten wird, hätte es allerdings verdient gehabt, sich noch etwas näher mit ihm zu beschäftigen, hier bleiben einige Fragen offen, die man gerne beantwortet gehabt hätte, was interessanter gewesen wäre, als einige andere Sequenzen, die man ruhig etwas kürzer hätte abhandeln können.

Alles in allem schon ein echter Cronenberg, wenn auch noch nicht in jeder Hinsicht den großen Fußstapfen des Meister-Vaters angepasst, hier ist sicher noch Potential für Entwicklung.

 


 Regie: Brandon Cronenberg

Drehbuch: Brandon Cronenberg

Kamera: Karim Hussain

Schnitt: James Vandewater

Musik: Tim Hecker

 

Besetzung:

Cleopatra Coleman, Alexander Skarsgård, Mia Goth, Thomas Kretschmann, Dunja Sepcic, Adam Boncz, Jalil Lespert,

 

Universal Pictures International

2023

117 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 20. April 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=9KUCwmtKWWc (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=260jJN__zOM (Englisch)

 

 

 

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