Prisoners
Der Film „Prisoners“ von Denis Villeneuve nimmt den
Zuschauer mit auf eine düstere, beklemmende Reise ins Herz der Finsternis.
Die Welt scheint in Ordnung für Keller Dover. Er lebt mit
Frau und zwei Kindern in einem kleinen Ort in Pennsylvania, niemand sagt ihm,
was er zu tun hat, das weiß er selbst am besten. Sein Motto ist: Pray for the
best, but prepare for the worst, und er ist auf alles Denkbare vorbereitet, in
seinem Keller lagern Vorräte und Hilfsmittel, um mindestens den dritten Weltkrieg
zu überstehen.
Doch dann geschieht das Undenkbare und aus heiterem Himmel –
wobei der Himmel im ganzen Film keinen noch so winzigen Sonnenstrahl bereit
hält – wird für ihn und seine Frau der Albtraum aller Eltern schlechthin
Wirklichkeit: Das eigene Kind verschwindet, zusammen mit der gleichaltrigen
Tochter eines befreundeten Ehepaares.
Die Polizei in Gestalt des Detective Loki ermittelt und hat
auch bald einen Verdächtigen, den sie jedoch nach kurzer Zeit aus Mangel an
Anhaltspunkten, dass es sich bei ihm tatsächlich um den Täter handelt, wieder
freilassen muss. Der junge Mann namens Alex mit dem IQ eines 10-Jährigen war
zwar in der Nähe, als die Mädchen verschwanden, aber in seinem Camper finden
sich keinerlei Spuren und auch nach stundenlangen Verhören ergibt sich kein
konkretes Bild für die Polizei.
Keller Dover jedoch glaubt fest an die Schuld des Jungen
oder zumindest an seine Beteiligung an der Entführung, und als er Detective
Loki nicht überzeugen kann, sieht er sich in der Verpflichtung zu handeln –
einer Verpflichtung seiner Tochter, aber auch seiner Frau und letztlich allen
Eltern gegenüber. Er hatte immer die Aufgabe, seine Familie zu beschützen, und
findet sich nun hilf- und machtlos in dieser Situation, in der er mit all
seinen Vorbereitungen nicht weiterkommt. Der einzige Weg für ihn ist, sich des
mutmaßlichen Täters zu bemächtigen und zum Reden zu bringen – mit allen
Mitteln! Der Vater des anderen Mädchens unterstützt ihn nur zögerlich und
schreckt irgendwann vor Kellers brutalem Vorgehen zurück, zumal die Schuld des
jungen Mannes nicht einmal feststeht.
Der Film bewegt sich – hervorragend durch die düsteren
Bildern des Kameramannes Roger Deakins in Szene gesetzt – fast klaustrophobisch
immer wieder in engen Räumen. Gedanken und Handlung kreisen wie in einem
Labyrinth ohne Ausgang – gefangen eben – bis zum furiosen und zumindest für
denjenigen, der es geschafft hat, von keinem Spoiler vorab auf die richtige
Spur gebracht worden zu sein, überraschenden Ende.
Von der insgesamt sehenswerten Besetzung sei Paul Dano
erwähnt, der den debilen Alex zurückhaltend aber dennoch eindringlich spielt.
Jake und Hughs Darstellungen sind intensiv bis fast zur Schmerzgrenze, vor
allem aber Hughs Weg von anfänglicher Verzweiflung hin zur kompromisslosen Ein-Mann-muss-tun-was-ein-Mann-tun-muss-Haltung,
sein Furor, der ihn jedes Maß aus den Augen verlieren lässt, ist ein packender
Prozess, bei dem sich der Zuschauer die Frage stellen wird, wie weit er selbst
Keller Dover folgen würde. Hierauf wird jeder – gleich ob selbst Vater, Mutter,
oder auch kinderlos – seine eigene Antwort finden, und das macht „Prisoners“ so
sehenswert, denn die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit einem Thema auch
nach Ende des Films gibt es im Zeitalter der mit Special-Effects überfrachteten
bombastischen Action-Filme nicht mehr allzu häufig!
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Viola Davis, Maria Bello, Terrence Howard, Melissa Leo, Paul Dano
Drehbuch: Aaron Guzikowski
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