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Dienstag, 12. Juli 2016

Film-Rezensionen: Prisoners (2013)

Prisoners

Der Film „Prisoners“ von Denis Villeneuve nimmt den Zuschauer mit auf eine düstere, beklemmende Reise ins Herz der Finsternis.

Die Welt scheint in Ordnung für Keller Dover. Er lebt mit Frau und zwei Kindern in einem kleinen Ort in Pennsylvania, niemand sagt ihm, was er zu tun hat, das weiß er selbst am besten. Sein Motto ist: Pray for the best, but prepare for the worst, und er ist auf alles Denkbare vorbereitet, in seinem Keller lagern Vorräte und Hilfsmittel, um mindestens den dritten Weltkrieg zu überstehen.

Doch dann geschieht das Undenkbare und aus heiterem Himmel – wobei der Himmel im ganzen Film keinen noch so winzigen Sonnenstrahl bereit hält – wird für ihn und seine Frau der Albtraum aller Eltern schlechthin Wirklichkeit: Das eigene Kind verschwindet, zusammen mit der gleichaltrigen Tochter eines befreundeten Ehepaares.

Die Polizei in Gestalt des Detective Loki ermittelt und hat auch bald einen Verdächtigen, den sie jedoch nach kurzer Zeit aus Mangel an Anhaltspunkten, dass es sich bei ihm tatsächlich um den Täter handelt, wieder freilassen muss. Der junge Mann namens Alex mit dem IQ eines 10-Jährigen war zwar in der Nähe, als die Mädchen verschwanden, aber in seinem Camper finden sich keinerlei Spuren und auch nach stundenlangen Verhören ergibt sich kein konkretes Bild für die Polizei.

Keller Dover jedoch glaubt fest an die Schuld des Jungen oder zumindest an seine Beteiligung an der Entführung, und als er Detective Loki nicht überzeugen kann, sieht er sich in der Verpflichtung zu handeln – einer Verpflichtung seiner Tochter, aber auch seiner Frau und letztlich allen Eltern gegenüber. Er hatte immer die Aufgabe, seine Familie zu beschützen, und findet sich nun hilf- und machtlos in dieser Situation, in der er mit all seinen Vorbereitungen nicht weiterkommt. Der einzige Weg für ihn ist, sich des mutmaßlichen Täters zu bemächtigen und zum Reden zu bringen – mit allen Mitteln! Der Vater des anderen Mädchens unterstützt ihn nur zögerlich und schreckt irgendwann vor Kellers brutalem Vorgehen zurück, zumal die Schuld des jungen Mannes nicht einmal feststeht.

Der Film bewegt sich – hervorragend durch die düsteren Bildern des Kameramannes Roger Deakins in Szene gesetzt – fast klaustrophobisch immer wieder in engen Räumen. Gedanken und Handlung kreisen wie in einem Labyrinth ohne Ausgang – gefangen eben – bis zum furiosen und zumindest für denjenigen, der es geschafft hat, von keinem Spoiler vorab auf die richtige Spur gebracht worden zu sein, überraschenden Ende.

Von der insgesamt sehenswerten Besetzung sei Paul Dano erwähnt, der den debilen Alex zurückhaltend aber dennoch eindringlich spielt. Jake und Hughs Darstellungen sind intensiv bis fast zur Schmerzgrenze, vor allem aber Hughs Weg von anfänglicher Verzweiflung hin zur kompromisslosen Ein-Mann-muss-tun-was-ein-Mann-tun-muss-Haltung, sein Furor, der ihn jedes Maß aus den Augen verlieren lässt, ist ein packender Prozess, bei dem sich der Zuschauer die Frage stellen wird, wie weit er selbst Keller Dover folgen würde. Hierauf wird jeder – gleich ob selbst Vater, Mutter, oder auch kinderlos – seine eigene Antwort finden, und das macht „Prisoners“ so sehenswert, denn die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit einem Thema auch nach Ende des Films gibt es im Zeitalter der mit Special-Effects überfrachteten bombastischen Action-Filme nicht mehr allzu häufig!
 
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal, Viola Davis, Maria Bello, Terrence Howard,  Melissa Leo, Paul Dano
Drehbuch: Aaron Guzikowski   
Kamera: Roger Deakins

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