Hier meine Gedanken zu dem Theaterstück “The River”, das bis zum 08.
Februar 2015 am Broadway in New York zu sehen war.
Das Stück spielt ausschließlich im Ambiente einer kleinen
Fischerhütte an einem Fluss, es gibt nur drei(einhalb) Akteure, als da sind: "der Mann", "die Frau" und "die andere Frau"…
Der Mann bringt zu Beginn eine Frau in diese Fischerhütte,
um mit ihr in einer mondlosen Augustnacht fischen zu gehen. Der Fluss und das
Fischen nehmen vordergründig einen großen Raum ein, aber eigentlich geht es um
Beziehungen und die Suche nach der großen Liebe.
Es sieht wie ein Test aus, den sich der Mann ausgedacht hat,
um herauszufinden, ob er die „Richtige“ gefunden hat, ob sie zu ihm
passt, was
sich daran zeigen soll, ob sie seine Leidenschaft für das Fischen teilt.
Es
gibt zu Beginn ein paar durchaus witzige Wortgeplänkel, bis zu dem
Moment, als die Frau beim gemeinsamen Fischen scheinbar verschwindet.
Als der Mann
daraufhin aufgeregt die Polizei anruft, betritt die andere Frau die
Bühne, aber
nur für den Zuschauer hat offensichtlich ein Wechsel stattgefunden, für
die
Akteure geht es einfach weiter.
Der bzw. die Frauen haben eine unterschiedlich Einstellung
zum Fischen, hier hat man den Eindruck, es ist immer wieder die gleiche
Geschichte, die sich für den Mann wiederholt, während er von seiner
Leidenschaft manchmal regelrecht mitgerissen wird, sind die Frauen mal mäßig
interessiert, mal gar nicht. Es scheint, dass sie sich nur ihm zuliebe auf den
Ausflug eingelassen haben, richtig verstehen können sie ihn nicht. Für die
Frauen ist allerdings wichtig, ob sie jeweils die Einzige sind, wen er noch mit
dorthin gebracht hat und was aus den anderen Frauen geworden ist. Hierauf
erhalten sie jedoch keine Antwort, so hartnäckig die eine oder andere auch
fragt.
Eine Schlüsselszene ist der Moment, als der Mann
von seinem ersten Fisch erzählt, den er mit sieben Jahren gefangen hat, von den
überwältigenden Gefühlen, die er dabei empfunden hat, vor allem, als ihm der
Fisch quasi im Augenblick seines höchsten Glücks entgleitet. Sein Versuch, den
Fisch wiederzufinden ist natürlich aussichtslos, wer in einen Fluss schaut,
erblickt in erster Linie eine Reflektion seiner selbst, ein entschwundener
Fisch bleibt entschwunden.
Und so ist auch das Stück, wer immer es sich anschaut, wird
wahrscheinlich etwas anderes darin sehen, abhängig von der eigenen
Persönlichkeit, gespiegelt von dem seit Ewigkeit gleich fließenden Wasser, man
könnte auch sagen, Leben.
Ich denke, dass der Mann einstmals seine große Liebe an den
Fluss gebracht hat, die in ihm dieselben großen Gefühle ausgelöst hat, wie sein
erstes Erlebnis mit dem Fisch, und diese Frau hat er verloren. Wodurch bleibt
offen, sei es, dass sie ihn verlassen hat, sei es, dass sie nicht mehr lebt.
Seitdem jedenfalls ist er auf der Suche nach dieser einen Frau in jeder anderen
Frau, die er mit in die Hütte bringt, aber es sieht so aus, als würde es ihm
nie gelingen, das Verlorene wiederzufinden, und die Erkenntnis hierüber lässt
den Mann traurig und düster zurück.
Dennoch sieht es am Ende des Stücks so aus, als würde er
zumindest seine Versuche nicht aufgeben, diese Liebe, die er sucht doch noch zu
finden, sondern nach einem Moment der Verzweiflung, wenn es wieder nicht
geklappt hat, fängt er – etwas desillusionierter aber unverdrossen – von vorne
an. So sieht man ihn zum Schluss wieder seine Angelausrüstung vorbereiten,
während eine dritte Frau den Platz der beiden anderen einnimmt und es entspinnt
sich ein ähnliches Gespräch wie zu Anfang mit der ersten Frau.
Das Stück ist poetisch, melancholisch, düster, hat aber auch
seine heiteren Momente, ganz wie das Leben, und ist erfüllt von der Sehnsucht
nach der großen Liebe, die der eine vielleicht findet und der andere – leider –
nicht.
Wie schon gesagt, es mag sein, dass jeder Zuschauer etwas
anderes sieht. Wer allerdings gar nichts sieht, hat vielleicht die falsche
Erwartung, dass hier eine fertige Geschichte erzählt wird, so wie man es
bei einem herkömmlichen Theaterabend gewohnt ist. Darin, dass man
quasi gezwungen wird, sich einen eigenen Reim auf das Stück zu machen, liegt der
große Reiz – und natürlich in Hugh Jackmans Präsenz, der ohne Verkleidung oder
sonstige Verfremdung diesen Mann so überzeugend darstellt und damit einmal mehr
seine Klasse und Wandlungsfähigkeit beweist.
Circle In The Square Theatre
235 West 50th Street New York, NY
235 West 50th Street New York, NY
1:20 Minuten
Letzte Vorstellung: 08. Februar 2015
Darsteller:
Der Mann: Hugh Jackman
Die Frau: Cush Jumbo
Die andere Frau: Laura Donnelly
Crew:
Autor: Jez Butterworth
Regie: Ian Rickson
Set
Designer: Ultz
Lighting
Designer: Charles Balfour
Sound
Designer: Ian Dickinson
Original
Music: Stephen Warbeck
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