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Dienstag, 12. Juli 2016

Theater-Rezensionen: The River

Hier meine Gedanken zu dem Theaterstück “The River”, das bis zum 08. Februar 2015 am Broadway in New York zu sehen war.
 
Das Stück spielt ausschließlich im Ambiente einer kleinen Fischerhütte an einem Fluss, es gibt nur drei(einhalb) Akteure, als da sind: "der Mann", "die Frau" und "die andere Frau"…

Der Mann bringt zu Beginn eine Frau in diese Fischerhütte, um mit ihr in einer mondlosen Augustnacht fischen zu gehen. Der Fluss und das Fischen nehmen vordergründig einen großen Raum ein, aber eigentlich geht es um Beziehungen und die Suche nach der großen Liebe.

Es sieht wie ein Test aus, den sich der Mann ausgedacht hat, um herauszufinden, ob er die „Richtige“ gefunden hat, ob sie zu ihm passt, was sich daran zeigen soll, ob sie seine Leidenschaft für das Fischen teilt. Es gibt zu Beginn ein paar durchaus witzige Wortgeplänkel, bis zu dem Moment, als die Frau beim gemeinsamen Fischen scheinbar verschwindet. Als der Mann daraufhin aufgeregt die Polizei anruft, betritt die andere Frau die Bühne, aber nur für den Zuschauer hat offensichtlich ein Wechsel stattgefunden, für die Akteure geht es einfach weiter.

Der bzw. die Frauen haben eine unterschiedlich Einstellung zum Fischen, hier hat man den Eindruck, es ist immer wieder die gleiche Geschichte, die sich für den Mann wiederholt, während er von seiner Leidenschaft manchmal regelrecht mitgerissen wird, sind die Frauen mal mäßig interessiert, mal gar nicht. Es scheint, dass sie sich nur ihm zuliebe auf den Ausflug eingelassen haben, richtig verstehen können sie ihn nicht. Für die Frauen ist allerdings wichtig, ob sie jeweils die Einzige sind, wen er noch mit dorthin gebracht hat und was aus den anderen Frauen geworden ist. Hierauf erhalten sie jedoch keine Antwort, so hartnäckig die eine oder andere auch fragt.

Eine Schlüsselszene ist der Moment, als der Mann von seinem ersten Fisch erzählt, den er mit sieben Jahren gefangen hat, von den überwältigenden Gefühlen, die er dabei empfunden hat, vor allem, als ihm der Fisch quasi im Augenblick seines höchsten Glücks entgleitet. Sein Versuch, den Fisch wiederzufinden ist natürlich aussichtslos, wer in einen Fluss schaut, erblickt in erster Linie eine Reflektion seiner selbst, ein entschwundener Fisch bleibt entschwunden.

Und so ist auch das Stück, wer immer es sich anschaut, wird wahrscheinlich etwas anderes darin sehen, abhängig von der eigenen Persönlichkeit, gespiegelt von dem seit Ewigkeit gleich fließenden Wasser, man könnte auch sagen, Leben.

Ich denke, dass der Mann einstmals seine große Liebe an den Fluss gebracht hat, die in ihm dieselben großen Gefühle ausgelöst hat, wie sein erstes Erlebnis mit dem Fisch, und diese Frau hat er verloren. Wodurch bleibt offen, sei es, dass sie ihn verlassen hat, sei es, dass sie nicht mehr lebt. Seitdem jedenfalls ist er auf der Suche nach dieser einen Frau in jeder anderen Frau, die er mit in die Hütte bringt, aber es sieht so aus, als würde es ihm nie gelingen, das Verlorene wiederzufinden, und die Erkenntnis hierüber lässt den Mann traurig und düster zurück.

Dennoch sieht es am Ende des Stücks so aus, als würde er zumindest seine Versuche nicht aufgeben, diese Liebe, die er sucht doch noch zu finden, sondern nach einem Moment der Verzweiflung, wenn es wieder nicht geklappt hat, fängt er – etwas desillusionierter aber unverdrossen – von vorne an. So sieht man ihn zum Schluss wieder seine Angelausrüstung vorbereiten, während eine dritte Frau den Platz der beiden anderen einnimmt und es entspinnt sich ein ähnliches Gespräch wie zu Anfang mit der ersten Frau.

Das Stück ist poetisch, melancholisch, düster, hat aber auch seine heiteren Momente, ganz wie das Leben, und ist erfüllt von der Sehnsucht nach der großen Liebe, die der eine vielleicht findet und der andere – leider – nicht.

Wie schon gesagt, es mag sein, dass jeder Zuschauer etwas anderes sieht. Wer allerdings gar nichts sieht, hat vielleicht die falsche Erwartung, dass hier eine fertige Geschichte erzählt wird, so wie man es bei einem herkömmlichen Theaterabend gewohnt ist. Darin, dass man quasi gezwungen wird, sich einen eigenen Reim auf das Stück zu machen, liegt der große Reiz – und natürlich in Hugh Jackmans Präsenz, der ohne Verkleidung oder sonstige Verfremdung diesen Mann so überzeugend darstellt und damit einmal mehr seine Klasse und Wandlungsfähigkeit beweist.



Circle In The Square Theatre
235 West 50th Street New York, NY 
1:20 Minuten
Letzte Vorstellung: 08. Februar 2015

Darsteller:
Der Mann: Hugh Jackman 
Die Frau: Cush Jumbo 
Die andere Frau: Laura Donnelly

Crew:
Autor: Jez Butterworth
Regie: Ian Rickson
Set Designer: Ultz
Lighting Designer: Charles Balfour
Sound Designer: Ian Dickinson
Original Music: Stephen Warbeck

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