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Dienstag, 12. Juli 2016

TV-Rezensionen (Älter): Mad Men

Mad Men

 Die Serie "Mad Men" wurde bisher auf  ZDFneo ausgestrahlt. 

"Mad" sind die Männer (und Frauen), um die es hier geht zwar auch manchmal, aber der Titel bezieht sich eher auf die Straße der Werbeagenturen im New York der 60ger Jahre, die Madison Avenue. Hier hat Don Draper, der zweifelhafte und immer etwas geheimnisvolle Held der Geschichte, seinen Arbeitsplatz.
Wir werden mitgenommen auf eine Zeitreise in dieses Jahrzehnt des Auf- und Umbruchs. Die direkten Nachkriegsjahre und der Koreakrieg liegen schon einige Zeit zurück, die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber auch nach wie vor der massiven Rassendiskriminierung, was interessanterweise auch die Diskriminierung von Frauen, vor allem in der Arbeitswelt, mit einschließt. Wir erleben die Wahl und die Ermordung John F. Kennedys, die Kubakrise, Nixon scheitert zunächst als Präsidentschaftskandidat, Martin Luther King führt die Bürgerrechtsbewegung im Kampf der Schwarzen um gleiche Rechte an, während sich eine junge Frau namens Peggy Olson in der Agentur SterlingCooper von der einfachen Schreibkraft zur Werbetexterin hocharbeitet und damit erstmalig den Lebensentwurf der Frauen jener Zeit in Frage stellt, die sich nur auf das Haifischbecken der Arbeitswelt einlassen, um möglichst schnell einen Mann zum Heiraten und Kinderkriegen zu finden.
Das Leben ist schnell geworden, es wird gequalmt und gesoffen, und dank der „Pille“ ist es auch den Frauen möglich, an dem allgemeinen ausschweifenden Leben ohne Angst vor unerwünschter Schwangerschaft teilzuhaben. Don Draper nutzt dies, trotz Ehefrau und zwei Kindern, waidlich aus, während die Gattin langsam aber sicher in der Vorstadt vor Langeweile eingeht, bis auch sie sich versucht, zu emanzipieren.
Die Vorboten der Globalisierung strecken ihre gierigen Finger bereits aus, immer bereit, sich Firmen einzuverleiben, um sie später mit Profit wieder abzustoßen und so wird auch SterlingCooper ein frühes Opfer. Wir erleben Aufstieg und Fall der Agentur, Verlust und Wiedererlangen ihrer Selbständigkeit, die Schlachten um Kunden und Werbeetats, immer mittendrin Don Draper, der mit Nonchalance und Gleichmütigkeit, aber auch Arroganz und Kreativität versucht, im täglichen Kampf zu bestehen, immer begleitet von einem düsteren Geheimnis, das seine ganze Existenz in Frage stellt.
Der Vorteil dieser „neuen“ Serien ist die breit angelegte Handlungstiefe, Erzählstränge können detailliert zu Ende gesponnen werden, Charaktere in einer fast in Realzeit ablaufenden Zeitspanne entwickelt werden. Und keine Frage, wenn man einmal mitten drinsteckt in so einer Geschichte machen sie süchtig!

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