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Freitag, 26. Oktober 2018

Film-Rezensionen: Bohemian Rhapsody


Es war einmal ein Junge namens Farrokh Bulsara, Sohn indischer Einwanderer parsischen Glaubens, geboren auf der Insel Sansibar vor der Küste Afrikas, der mit seiner Familie Mitte der 60ger Jahre des letzten Jahrhunderts den Weg nach London findet. Dort schließt er sich einer unbekannten Band an und wird binnen kurzer Zeit deren exzentrisches Aushängeschild und die Band Queen zu einer der erfolgreichsten aller Zeiten.

Der Film zeichnet den Weg des Farrokh Bulsara nach, der sich den Namen Freddie Mercury gibt, vom unbekannten, aber bereits äußerst selbstbewussten jungen Mann, der den unbändigen Drang hat, auf der Bühne zu stehen, bis zu dem legendären Live-Aid Konzert 1985 im Londoner Wembley-Stadion und gibt Einblicke in eine Erfolgsgeschichte mit Höhen und Tiefen, die das Ende Mercurys nicht zum Aufhänger macht, sondern als tragischen Schlusspunkt mitschwingen lässt.

Eine besondere Schwierigkeit dürfte es gewesen, einen geeigneten Hauptdarsteller zu finden, jemanden, der es sich zutraut, in die Haut einer so bekannten und unverwechselbaren Ikone zu schlüpfen. Rami Malek gelingt dieses Kunststück größtenteils, er hat nicht ganz die Statur Mercurys und die Gebissprothese für den charakteristischen Überbiss ist gerade zu Beginn des Films gewöhnungsbedürftig. Aber in der späteren Phase und vor allem beim Höhepunkt des Wembley-Konzerts kommt Malek in seinem Auftreten und seinen Bewegungen auf der Bühne dem Original sehr nahe. Stimmlich gibt es neben dem O-Ton der bekannten Songs einen geschickten Mix aus Original- und hinzugemischtem Ton, bei dem sowohl Malek selbst, als auch ein Stimmenimitator beteiligt waren. Exzellent besetzt ist die Rolle des Brian May mit Gwilym Lee, der dem Original zum Verwechseln ähnelt.

Details der Bandgeschichte und Mercurys Biographie werden ausgebreitet, nicht immer
zeitlich korrekt, um das Wembley-Konzert als Höhepunkt des Films präsentieren zu können, das ist legitim, weil dramaturgisch nachvollziehbar und schadet dem Gesamteindruck des Films nicht. Sexuelle und sonstige Ausschweifungen werden dezent und familienfreundlich angedeutet, einen besonderen Stellenwert nimmt Mercurys lebenslange Beziehung zu seiner Jugendliebe Mary Austin ein, und seine von ihm selbst nie öffentlich thematisierte Bisexualität wird als Teil seiner Zerrissenheit gezeigt, ein Mensch, immer getrieben, nie wirklich ankommend, aber aus diesem Stoff sind Legenden gemacht.

Herausgekommen ist kein Jahrhundertwerk, sondern ein eher konventionelles Biopic mit einigen Kitschmomenten, aber die emotionale Achterbahnfahrt dieses Künstlerlebens und seines Umfeldes reißt mit, woran die klug eingesetzten Musiktitel natürlich einen großen Anteil haben, und die letzten 20 Minuten bilden den bewegenden Höhepunkt eines durchaus sehenswerten Filmes.

Erwähnt sei noch, dass der Film unter der Regie von Bryan Singer entstand, der vor Schluss jedoch ausschied und durch Dexter Fletcher ersetzt wurde.




Regie: Bryan Singer
Drehbuch: Anthony McCarten, b/a story von Anthony McCarten, Peter Morgan
Kamera: Newton Thomas Sigel
Musik: John Ottman
Soundrack: Queen

Darsteller:
Rami Malek, Lucy Boynton, Gwilym Lee, Joseph Mazzello, Ben Hardy, Aidan Gillen, Mike Myers, Tom Hollander, Allen Leech, Aaron McCusker

20th Century Fox
134 min.
Deutscher Kinostart: 31.Oktober 2018



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