Blog-Archiv

Dienstag, 30. Oktober 2018

Film-Rezensionen: Leto


Leningrad in den frühen Achtzigern: Sommer, Musik und Alkohol, und außerhalb der offiziellen Vergnügungsstätten eine wilde Underground-Rockszene, in der sich rebellische Jugendliche auf allen möglichen und unmöglichen Wegen Musikalben von Legenden wie Lou Reed, David Bowie oder Marc Bolan besorgen, um auf von der Obrigkeit kontrollierten Rockkonzerten ihren Idolen nachzueifern.

 Der Star der Szene ist Mike (Roman Bylik), der mit seiner Band Vorbild für viele seiner Anhänger ist. Gegen alle Versuchungen durch weibliche Fans gefeit, lebt er privat ein glückliches, fast schon spießiges Familienleben mit Frau Natascha (Irina Starshenbaum) und ihrer beider Kind. 

Als eines Tages der charismatische Musiker Viktor Zoi (Teo Yoo) in ihr Leben tritt, gerät das Glück in Gefahr, weil Natascha sich in Viktor verliebt. Da sich Mike mit Viktor wiederum durch die Musik verbunden fühlt, entsteht eine Dreiecksgeschichte, in der Mike hofft, dass seine Frau eines Tages zu ihm zurückkehren wird.


Der Film zeichnet ein leichtfüßiges Porträt der jungen russischen Musiker, die ihre Einflüsse zwar aus dem westlichen Rock ziehen, dabei aber ihren eigenen Stil entwickeln. Mitreißend und euphorisch, mit frischen und originellen Rocksongs in russischer Sprache, mischen sie die Musikwelt des Landes auf, immer in Gefahr von der Zensur zur Räson gebracht zu werden, aber das ist ja das Spannende an jeder jugendlichen Rebellion. Regisseur Serebrennikow montiert bunte, phantasievolle Sequenzen in den in schwarzweiß gehaltenen Film, bahnt sich einen Weg durch die Welt seiner jugendlichen Helden zwischen Alltag und Spaß und schafft es so, das Lebensgefühl dieser Generation zwischen Musik, Liebe und Freundschaft fühlbar zu machen.

Serebrennikow hat sich inspirieren lassen von der wahren Geschichte der russischen Sänger und Songwriter Victor Zsoi (1962 bis 1990) und Mike Naumenko (1955 bis 1991), die mit ihren Rockbands "Kino" und „Zoopark" großen Einfluss auf die Rockszene dieser Zeit hatten und der Film macht den Song „Leto“ ("Sommer") zu ihrer Hymne.



Regie: Kirill Serebrennikow 
Drehbuch: Mikhail Idov, Lily Idova, Kirill Serebrennikow 
Kamera: Vladislav Opelyants
Musik: Roman Bilyk

Darsteller:
Roman Bilyk, Irina Starshenbaum, Teo Yoo

Russland/ Frankreich 2018
128 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 8. November 2018

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen