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Dienstag, 30. Oktober 2018

Film-Rezensionen: Aufbruch zum Mond (First Man)


Es gab eine Zeit – die Älteren werden sich erinnern – da hatte das Interesse am Universum noch reale Bezüge. Der Traum und die Sehnsucht nach den er Sternen war zwar da, aber der Blick hinauf in die unendlichen Weiten des Sternenhimmels war noch nicht verstellt von zahllosen filmischen Weltraumabenteuern, allesamt in Hochglanz und mit Warp-Geschwindigkeit im Hyperspace. Damals in den 60ger Jahren gab es reale Menschen, die einem Handwerk nachgingen, das darauf ausgelegt war, möglichst bald einen Fuß auf den so verheißungsvoll über der Erde leuchtenden Trabanten zu setzen und damit einen vorläufigen Schlussstrich unter das sogenannte Space Race zu ziehen, das sich Amerikaner und Russen im Rahmen ihres Kalten Krieges miteinander lieferten.

Der Film „Aufbruch zum Mond“ schildert dieses Unternehmen, das mit Neil Armstrongs
Betreten des Mondes seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte, auf altmodische und im Vergleich zu allen Star Wars- und Star Trek-Abenteuern wenig glanzvolle Weise. Armstrong, gespielt von dem Kritikerdarling Ryan Gosling, ist ursprünglich Kampfflugzeug- und Testpilot und an ruckelnde und gefährliche Missionen im Luftraum gewöhnt, als er sich erfolgreich bei der NASA bewirbt, um bei dem Weltraumprogramm dabei zu sein.

Armstrong wird als  ein spröder, verschlossener Mensch gezeichnet, der sich nach dem Tod seiner kleinen Tochter immer mehr in sich zurück gezogen hat. Das einzige, was er noch an sich heranzulassen scheint, ist diese Mission, und wie er seinen Teil dazu beitragen kann, worunter vor allem seine Frau Janet (Claire Foy) und die beiden anderen Kinder leiden. Nach verschiedenen technischen Rückschlägen und dramatischen Unfällen rückt er plötzlich ganz nach vorne und ist als neuer Kommandant der Apollo 11-Mission derjenige, der die Mondlandefähre auf der Mondoberfläche landen wird, um dann als erster Mensch den Mond zu betreten.

Der Film nimmt sich viel Zeit, um alle technischen Details der Vorbereitung dieser Mission zu beleuchten und erzählt ausführlich von den Schwierigkeiten und Gefahren, die diese Weltraumpioniere und ihre Crews im Hintergrund zu bewältigen hatten. Der Zuschauer ist immer auf Augenhöhe dabei und hockt schließlich quasi mit in der engen Kapsel, in der die Astronauten zusammengepfercht und heftig durchgeschüttelt ihrem ungewissen Schicksal entgegenfliegen. Diese Sequenzen sind beeindruckend, der eigentliche Teil der Mondlandung fällt dagegen relativ knapp aus, noch knapper die Rückkehr. Hier hätte man sich eine andere Gewichtung gewünscht, mit einer strafferen Inszenierung zu Beginn, um dem eigentlichen Höhepunkt, der Landung auf dem Mond, die gebührende Zeit widmen zu können.

Der Film schwelgt zudem in Großaufnahmen von Gesichtern, um den Zuschauer noch näher heranzurücken. Weniger wäre auch hier mehr gewesen, denn vor allem in Armstrongs Gesicht ist selten eine Regung zu erkennen. Ryan Gosling bring das Kunststück fertig, durch den gesamten Film zu gehen, ohne einen einzigen Gesichtsmuskel nennenswert zu bewegen. 

Claire Foy hingegen beeindruckt als Frau eines in der Öffentlichkeit stehenden Mannes mit einem gefährlichen Job, die keinen Zugang bekommt, weder zu ihrem Mann selbst, noch zu dem, was er beruflich macht. Sie ist dazu verdammt, zu Hause am Bildschirm oder teilweise über einen für sie eingerichteten Radioempfänger zu verfolgen, was die Männer dort draußen treiben. Frauen zur damaligen Zeit waren noch weniger Teil der Berufswelt, auch wenn sie, wie wir aus dem Film „Hidden Figures“ wissen, ebenfalls im Weltraumbusiness tätig waren, jedoch gut versteckt im Hintergrund. Ansonsten war diese Welt eine komplette Männerwelt, und eine Astronautengattin hatte die Last zu tragen, zu Hause für ein geordnetes Umfeld zu sorgen, während der Mann auf einem gigantischen Abenteuerspielplatz Geschichte schreibt, und Claire Foy ist großartig in ihrer ohnmächtigen Opferrolle, aus der sie in einer eindrucksvollen Szene auszubrechen versucht.

Ob sich die heutige Generation von jungen Kinogängern von diesem Weltraumabenteuer mitreißen lassen wird, ist fraglich, das Spektakuläre der ersten Mondlandung hat inzwischen fast nur noch einen nostalgischen Touch für Leute, die noch eine Vorstellung davon haben, mit wie wenig Computerkapazität dieser Ausflug ins All bewerkstelligt wurde. Alle anderen sind wahrscheinlich mit dem Milleniumfalcon oder der Enterprise bereits in weit entferntere Galaxien unterwegs.


Regie: Damien Chazelle 
Drehbuch: Josh Singer b/a Buch von James R. Hansen
Kamera: Linus Sandgren
Musik: Justin Hurwitz
Darsteller:
Neil Armstrong – Ryan Gosling
Janet Armstrong – Claire Foy
Buzz Aldrin – Corey Stoll
Mike Collins – Lukas Haas
Jim Lovell – Pablo Schreiber
Jason Clarke, Kyle Chandler, Patrick Fugit, Christopher Abbott, Olivia Hamilton


Universal Pictures International Germany
141 min.
Deutscher Kinostart: 8. November 2018

 https://www.youtube.com/watch?v=iM6DSW7G2w4&feature=youtu

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