Der schmächtige Marcello (Marcello Fonte) ist Freund aller
Hunde und betreibt in einer kleinen, tristen italienischen Küstenstadt einen
Hundesalon. Angst kennt er dabei keine, unter seinen Händen werden die
wildesten seiner kaninen Kunden, die er badet, massiert und deren Haare er
schneidet, zu braven Kreaturen.
Mit Menschen auszukommen, ist es etwas
schwieriger, aber Marcello ist freundlich zu allen und versucht, nirgendwo
anzuecken. Seine Arbeit erlaubt ihm nur einen bescheidenes Leben, der einzige
Luxus, den er sich gönnt, sind Tauchausflüge mit seiner geliebten kleinen
Tochter Alida. Mit den Männern aus der Nachbarschaft spielt er Fußball,
dabei fühlt er sich von ihnen geschätzt und anerkannt.
In seinem Bestreben, es allen recht zu machen, lässt sich
Marcello, der sein Einkommen mit gelegentlichen Kokainverkäufen aufbessert,
auch mit dem ehemaligen Boxer Simone (Edoardo Pesce) ein, der unter Kokain das
ganze Viertel tyrannisiert. Niemand hat den Mumm, sich ihm entgegenzustellen,
und Marcello lässt sich von ihm bei gelegentlichen Einbrüchen als Helfer
ausnutzen. Nach einem Einbruch, den Simone von seinem Hundesalon aus verübt
hat, verrät Marcello ihn nicht, sondern nimmt eine einjährige Haftstrafe auf
sich. Danach ist seine beschauliche Existenz ruiniert und seine Nachbarn wollen
nichts mehr mit ihm zu tun haben. Erst jetzt beschließt Marcello, dass jemand
Simone in seine Grenzen weisen muss und nimmt fürchterliche Rache, auf eine
Art, die ihm niemand zugetraut hätte.
Im Stil des italienischen Neorealismus erzählt Regisseur
Garrone von einem Italien, in dem nicht immer die Sonne scheint, weit entfernt
von den heiteren Kitschbildern dieses gerade bei den Deutschen so beliebten
Urlaubslandes. Es ist die Geschichte eines im Grunde friedlichen Mannes, der durch das
Leben so lange gedemütigt wird, bis er auf drastische Weise versucht, seine
Würde zurückzubekommen. Dabei geht es nur vordergründig um Rache, eher ist es
der Schrei einer geschundenen und gedemütigten Kreatur nach Erlösung. Egal wie
wild und zähnefletschend manche der von Marcello betreuten Hunde auch sein
mögen, der Mensch erweist sich immer wieder als die größere Bestie. Dafür steht
zunächst einmal der bullige Simone, der seine primitivsten Impulse nicht unter
Kontrolle bringt, aber auch in der Figur des Marcello steckt tief im Inneren
ein Gewaltpotential, das so lange von zivilisatorischen Mauern in Schach
gehalten wird, bis diese eingerissen werden, und man in die Hölle menschlicher
Abgründe schaut. Und dann, um im Bild des sonnigen Italien zu bleiben, regnet
es nicht nur, es schüttet…
Marcello Fonte gelingt ein eindrucksvolles Porträt seines
Marcello, diesen kleinen Mann mit den großen Augen und der fast unterwürfigen
Liebenswürdigkeit, dessen bescheidene, geordnete Welt so nachhaltig erschüttert
wird, wofür er bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes zu Recht mit der Goldenen Palme als bester
Darsteller ausgezeichnet wurde.
Regie: Matteo
Garrone
Drehbuch: Ugo
Chiti, Massimo Gaudioso, Matteo Garrone
Kamera:
Nicolai Brüel
Musik: Michele
Braga
Fotos/ Video: Alamode Film
http://www.alamodefilm.de/kino/detail/dogman.html
Darsteller:
Marcello Fonte,
Eroardo Pesce, Adamo Dionisi, Nunzia Schiano, Francesco Acquaroli, Alida
Baldari Calabria, Gianluca Gobbi
Alamode Film
Italien/ Frankreich
2018
102 min.
Deutscher Kinostart: 18. Oktober 20
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen