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Mittwoch, 17. Oktober 2018

Film-Rezensionen: Dogman


Der schmächtige Marcello (Marcello Fonte) ist Freund aller Hunde und betreibt in einer kleinen, tristen italienischen Küstenstadt einen Hundesalon. Angst kennt er dabei keine, unter seinen Händen werden die wildesten seiner kaninen Kunden, die er badet, massiert und deren Haare er schneidet, zu braven Kreaturen.
Mit Menschen auszukommen, ist es etwas schwieriger, aber Marcello ist freundlich zu allen und versucht, nirgendwo anzuecken. Seine Arbeit erlaubt ihm nur einen bescheidenes Leben, der einzige Luxus, den er sich gönnt, sind Tauchausflüge mit seiner geliebten kleinen Tochter Alida. Mit den Männern aus der Nachbarschaft spielt er Fußball, dabei fühlt er sich von ihnen geschätzt und anerkannt.

In seinem Bestreben, es allen recht zu machen, lässt sich Marcello, der sein Einkommen mit gelegentlichen Kokainverkäufen aufbessert, auch mit dem ehemaligen Boxer Simone (Edoardo Pesce) ein, der unter Kokain das ganze Viertel tyrannisiert. Niemand hat den Mumm, sich ihm entgegenzustellen, und Marcello lässt sich von ihm bei gelegentlichen Einbrüchen als Helfer ausnutzen. Nach einem Einbruch, den Simone von seinem Hundesalon aus verübt hat, verrät Marcello ihn nicht, sondern nimmt eine einjährige Haftstrafe auf sich. Danach ist seine beschauliche Existenz ruiniert und seine Nachbarn wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben. Erst jetzt beschließt Marcello, dass jemand Simone in seine Grenzen weisen muss und nimmt fürchterliche Rache, auf eine Art, die ihm niemand zugetraut hätte.
Im Stil des italienischen Neorealismus erzählt Regisseur Garrone von einem Italien, in dem nicht immer die Sonne scheint, weit entfernt von den heiteren Kitschbildern dieses gerade bei den Deutschen so beliebten Urlaubslandes. Es ist die Geschichte eines im Grunde friedlichen Mannes, der durch das Leben so lange gedemütigt wird, bis er auf drastische Weise versucht, seine Würde zurückzubekommen. Dabei geht es nur vordergründig um Rache, eher ist es der Schrei einer geschundenen und gedemütigten Kreatur nach Erlösung. Egal wie wild und zähnefletschend manche der von Marcello betreuten Hunde auch sein mögen, der Mensch erweist sich immer wieder als die größere Bestie. Dafür steht zunächst einmal der bullige Simone, der seine primitivsten Impulse nicht unter Kontrolle bringt, aber auch in der Figur des Marcello steckt tief im Inneren ein Gewaltpotential, das so lange von zivilisatorischen Mauern in Schach gehalten wird, bis diese eingerissen werden, und man in die Hölle menschlicher Abgründe schaut. Und dann, um im Bild des sonnigen Italien zu bleiben, regnet es nicht nur, es schüttet…

Marcello Fonte gelingt ein eindrucksvolles Porträt seines Marcello, diesen kleinen Mann mit den großen Augen und der fast unterwürfigen Liebenswürdigkeit, dessen bescheidene, geordnete Welt so nachhaltig erschüttert wird, wofür er bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes zu Recht mit der Goldenen Palme als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.




 Regie: Matteo Garrone 
Drehbuch: Ugo Chiti, Massimo Gaudioso, Matteo Garrone 
Kamera: Nicolai Brüel 
Musik: Michele Braga
Fotos/ Video: Alamode Film
 http://www.alamodefilm.de/kino/detail/dogman.html

Darsteller:
Marcello Fonte, Eroardo Pesce, Adamo Dionisi, Nunzia Schiano, Francesco Acquaroli, Alida Baldari Calabria, Gianluca Gobbi

Alamode Film
Italien/ Frankreich 2018
102 min. 
Deutscher Kinostart: 18. Oktober 20


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