Dass zwischen Genie und Wahnsinn nur ein schmaler Grat
entlang führt, scheint auf kaum jemanden so zuzutreffen, wie auf den Maler
Vincent van Gogh. Der Film widmet sich in beeindruckenden Bildern Van Goghs
Aufenthalt in den südfranzösischen Orten Arles und Auvers-sur-Oise und hat ihm
mit seinem grandiosen Darsteller Willem Dafoe ein weiteres be- und anrührendes
Denkmal errichtet.
Van Goghs Blick auf
die Welt und dessen bildliche Umsetzung widerspricht zu seinen
Lebzeiten völlig
dem Empfinden seiner Zeitgenossen. Sie können nicht mit ihm, er aber auch nicht
mit ihnen, sein soziales Verhalten macht es ihm oft schwer, zu kommunizieren,
er riecht, ist ungeschickt im Umgang mit anderen und driftet so immer weiter in
eine unheilvolle Isolation. Zugang hat zunächst noch sein Freund aus alten
Tagen, Paul Gauguin (Oscar Isaac), der ihn jedoch irgendwann in Südfrankreich
alleine lässt, ab da bleibt ihm nur sein Bruder Theo (Rupert Friend), der ihn
finanziell unterstützt und ihm in seinen schlimmsten Momenten beisteht.
Der Film schildert diese Lebensphase, die mit dem bekannten
Abtrennen seines linken Ohres ihren verstörenden Höhepunkt findet, basierend
auf Briefen des Malers, aus denen immer
wieder Passagen aus dem Off vorgetragen werden. Es öffnet sich so ein Blick auf
seine innere Zerrissenheit, während die Kamera ihm auf seinen Streifzügen durch
die flirrende Landschaft der Provence folgt, immer auf der Suche nach Motiven,
an denen es nicht mangelt. Fast rauschhaft bewegt er sich mit Staffelei und
Farben durch die Felder und Wiesen, immer bereit, seine Eindrücke an Ort und
Stelle festzuhalten. Ein so entstandenes Skizzenbuch ruhte nach seiner Abreise angeblich
lange Zeit vergessen in seiner ehemaligen Unterkunft und wurde erst im Jahr
2013 wiederentdeckt.
Vielleicht werden immer wieder Menschen zu früh geboren, vor
der Zeit, in die sie besser hineingepasst hätten. Vielleicht braucht es diese
Menschen, um die Welt immer wieder mit ihrer Gewöhnlichkeit zu konfrontieren
und sie mit Hilfe des Künstlerauges und den neuen Blickwinkeln eines Genies aus
der Konformität des Banalen zu holen und zu erleuchten.
Regie: Julian
Schnabel
Drehbuch:
Jean-Claude Carrière, Julian Schnabel, Louise Kugelberg
Kamera: Benoit
Delhomme
Schnitt:
Louise Kugelberg, Julian Schnabel
Musik: Tatiana
Lisovskaya
Darsteller:
Willem Dafoe, Rupert
Friend, Oscar Isaac, Mads Mikkelsen, Emanuelle Seigner, Mathieu Amalric, Niels
Arestrup, Anne Consigny, Amira Casar
CBS Films
111 min.
Deutscher Kinostart:
18. April 2019
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