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Donnerstag, 4. April 2019

Film-Rezensionen: Monsieur Claude 2 (Qu'est-ce qu'on a encore fait au Bon Dieu?)


Nachdem die Eheleute Claude und Marie Verneuil (Christian Clavier und Chantal Lauby) sich von dem Schock erholt haben, den ihnen ihre vier Töchter mit den multikulturellen Schwiegersöhnen David aus Israel, Rachid aus Algerien, Chao aus China und Charles von der Elfenbeinküste bereitet haben, sind sie inzwischen ziemlich stolz auf ihre Toleranz und Integrationsfähigkeit und machen sich in dieser Fortsetzung des Erfolgsfilms „Monsieur Claude und seine Töchter“ von 2014 auf eine Reise in die Herkunftsländer der Schwiegersöhne. Zurück kommen sie mit einer Fülle von Eindrücken, einschließlich einer vierstündigen Leibesvisitation am Flughafen Tel Aviv und der Verkostung von 100jährigen Eiern in China, sowie der gefestigten Überzeugung, dass Frankreich das wunderbarste aller Länder bleibt.

Wieder im Schoß ihrer ländlichen Idylle könnte alles so schön sein, aber es droht neues, nicht erwartetes Ungemach. Die Schwiegersöhne fühlen sich, obwohl im Land geboren, als Franzosen zweiter Klasse und bei jeder Gelegenheit auf ihre jeweilige Herkunft reduziert und diskriminiert. 
Zum Entsetzen von Claude und Marie beschließen sie daher, mit ihren Familien auszuwandern, nach Algerien, China, Israel und Indien, wo Schwiegersohn Charles seine Schauspielkarriere in Bollywood starten möchte.

Der Gedanken, den Töchter nicht mehr nahe zu seine und die Enkelkinder nicht aufwachsen zu sehen, löst in Marie eine schwere Krise aus und guter Rat ist im wahrsten Sinne des Wortes teuer, denn nun muss Claude sehr viel Fantasie und noch mehr Geld aufwenden, um David, Rachid, Chao und Charles von den Schönheiten Frankreichs und den Vorzügen des heimeligen Landlebens zu überzeugen, um sie doch noch zum Bleiben zu bewegen. Währenddessen wird auch die Toleranzgrenze der Eltern Koffi ausgetestet, ein Umstand, der Monsieur Claude bei all seinem eigenen Frust eine gewisse Schadenfreude bereitet. 

Wer einen platten zweiten Aufguss des ersten Films befürchtet hat, wird angenehm enttäuscht, die gelungene Fortsetzung spielt erneut gekonnt mit den alltäglichen Vorurteilen und Fettnäpfchen, vor denen auch der politisch Korrekteste nicht gefeit ist und den damit verbundenen Empfindlichkeiten auf allen Seiten. Bei dem steten Kampf um den richtigen Ton im Umgang miteinander bekommt jeder sein Fett weg, der Finger wird lustvoll in jede Wunde gelegt, auch solche, die man sich im Eifer des Gefechts gegenseitig zufügt. Die bewährten und wieder bestens aufgelegten Akteure überzeugen, wenn auch die Töchter etwas blass bleiben. Christian Clavier und Chantal Lauby als verschrobene Relikte der alten französischen Bourgeoisie haben dieser von den Altmeistern des französischen Kinos so gegeißelten Klasse ihren Schrecken genommen, sie sind auf dem Weg in die Moderne und solange die Verneuils und ihre Familie nicht aufgeben, bleibt die begründete Hoffnung, dass es eines Tages doch noch gelingen wird, friedlich und harmonisch miteinander leben zu können, gleich wo man seine Wurzeln hat.


 Regie: Philippe de Chauveron
Drehbuch: Philippe de Chauveron, Guy Laurent
Kamera: Stéphane le Parc
Schnitt: Alice Plantin
Musik: Marc Chouarain

Darsteller:
Claude Verneuil – Christian Clavier
Marie Verneuil – Chantal Lauby
David – Ary Abittan
Rachid – Medi Sadoun
Chao – Frédéric Chau
Charles – Noom Diawara
Isabelle – Frédérique Bel
Odile – Julia Piaton
Ségolène – Émilie Caen
Laure – Élodie Fontan
André Koffi - Pascal Nzonzi
Madeleine Koffi – Salimata Kamate
Viviane Koffi – Tatiana Rojo
Nicole – Claudia Tagbo
 
Neue Visionen Filmverleih
99 min.
Deutscher Kinostart: 04. April 2019



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