Nachdem die Eheleute Claude und Marie Verneuil (Christian
Clavier und Chantal Lauby) sich von dem Schock erholt haben, den ihnen ihre
vier Töchter mit den multikulturellen Schwiegersöhnen David aus Israel, Rachid
aus Algerien, Chao aus China und Charles von der Elfenbeinküste bereitet haben,
sind sie inzwischen ziemlich stolz auf ihre Toleranz und Integrationsfähigkeit
und machen sich in dieser Fortsetzung des Erfolgsfilms „Monsieur Claude und seine
Töchter“ von 2014 auf eine Reise in die Herkunftsländer der Schwiegersöhne.
Zurück kommen sie mit einer Fülle von Eindrücken, einschließlich einer
vierstündigen Leibesvisitation am Flughafen Tel Aviv und der Verkostung von
100jährigen Eiern in China, sowie der gefestigten Überzeugung, dass Frankreich
das wunderbarste aller Länder bleibt.
Wieder im Schoß ihrer ländlichen Idylle könnte alles so
schön sein, aber es droht neues, nicht erwartetes Ungemach. Die Schwiegersöhne
fühlen sich, obwohl im Land geboren, als Franzosen zweiter Klasse und bei jeder
Gelegenheit auf ihre jeweilige Herkunft reduziert und diskriminiert.
Zum
Entsetzen von Claude und Marie beschließen sie daher, mit ihren Familien
auszuwandern, nach Algerien, China, Israel und Indien, wo Schwiegersohn Charles
seine Schauspielkarriere in Bollywood starten möchte.
Der Gedanken, den Töchter nicht mehr nahe zu seine und die
Enkelkinder nicht aufwachsen zu sehen, löst in Marie eine schwere Krise aus und
guter Rat ist im wahrsten Sinne des Wortes teuer, denn nun muss Claude sehr
viel Fantasie und noch mehr Geld aufwenden, um David, Rachid, Chao und Charles
von den Schönheiten Frankreichs und den Vorzügen des heimeligen Landlebens zu
überzeugen, um sie doch noch zum Bleiben zu bewegen. Währenddessen wird auch
die Toleranzgrenze der Eltern Koffi ausgetestet, ein Umstand, der Monsieur
Claude bei all seinem eigenen Frust eine gewisse Schadenfreude bereitet.
Wer einen platten zweiten Aufguss des ersten Films
befürchtet hat, wird angenehm enttäuscht, die gelungene Fortsetzung spielt
erneut gekonnt mit den alltäglichen Vorurteilen und Fettnäpfchen, vor denen
auch der politisch Korrekteste nicht gefeit ist und den damit verbundenen
Empfindlichkeiten auf allen Seiten. Bei dem steten Kampf um den richtigen Ton
im Umgang miteinander bekommt jeder sein Fett weg, der Finger wird lustvoll in
jede Wunde gelegt, auch solche, die man sich im Eifer des Gefechts gegenseitig
zufügt. Die bewährten und wieder bestens aufgelegten Akteure überzeugen, wenn
auch die Töchter etwas blass bleiben. Christian Clavier und Chantal Lauby als
verschrobene Relikte der alten französischen Bourgeoisie haben dieser von den
Altmeistern des französischen Kinos so gegeißelten Klasse ihren Schrecken
genommen, sie sind auf dem Weg in die Moderne und solange die Verneuils und
ihre Familie nicht aufgeben, bleibt die begründete Hoffnung, dass es eines
Tages doch noch gelingen wird, friedlich und harmonisch miteinander leben zu
können, gleich wo man seine Wurzeln hat.
Regie:
Philippe de Chauveron
Drehbuch:
Philippe de Chauveron, Guy Laurent
Kamera:
Stéphane le Parc
Schnitt: Alice
Plantin
Musik: Marc
Chouarain
Darsteller:
Claude Verneuil – Christian Clavier
Marie Verneuil – Chantal Lauby
David – Ary Abittan
Rachid – Medi Sadoun
Chao – Frédéric Chau
Charles – Noom Diawara
Isabelle – Frédérique Bel
Odile – Julia Piaton
Ségolène – Émilie Caen
Laure – Élodie Fontan
André Koffi - Pascal Nzonzi
Madeleine Koffi – Salimata Kamate
Viviane Koffi – Tatiana Rojo
Nicole – Claudia Tagbo
Neue Visionen Filmverleih
99 min.
Deutscher Kinostart:
04. April 2019
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