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Mittwoch, 15. Mai 2019

Film-Rezensionen: Das Familienfoto (Photo de Famille)


Die Geschwister Gabrielle (Vanessa Paradis), Elsa (Camille Cotin) und Mao (Pierre Deladonchamps) wurden als Kinder bei der Scheidung ihrer Eltern Claudine (Chantal Lauby) und Pierre (Jean-Pierre Bacri) aufgeteilt, die Schwestern lebten beim Vater und Mao bei der Mutter. In den Ferien kamen sie immer bei den Großeltern auf dem Land in dem kleinen Dorf Saint Julien zusammen. Bei der Beerdigung des Großvaters trifft sich die Familie nun nach längerer Zeit einmal wieder, weiß aber zunächst wenig miteinander anzufangen, denn die Lebenswege aller haben sich ziemlich voneinander entfernt. Als sich herausstellt, dass die nun verwitwete Großmutter hochgradig dement ist, ist klar, dass man sich um sie wird kümmern müssen, allerdings kommt gerade jeder mit seinem eigenen Leben nicht besonders gut zurecht.

Gabrielle hat einen Job als „Lebende Statue" für Touristen, nicht gerade eine brillante Karriere, und kämpft um ihren halbwüchsigen Sohn Solal, der plötzlich beschließt, bei ihrem Ex-Mann leben zu wollen. Elsa versucht verzweifelt schwanger zu werden, was Probleme in ihrer Ehe auslöst, und Mao ist zwar ein erfolgreicher Entwickler von Videospielen, hat aber leider kein Glück bei Frauen, was bei ihm zu einer depressiven Grundstimmung führt. Claudine, von Beruf Psychotherapeutin, gleitet auch bei Gesprächen mit ihren Kindern immer wieder in die Therapeutinnenrolle und Pierre wird noch einmal Vater, nachdem seine junge Geliebte von ihm schwanger ist.

Von all dem bekommt die Großmutter gnädigerweise nicht viel mit, ihre Gedanken kreisen immer wieder um den Sehnsuchtsort Saint Julien, aber bevor sie sich endgültig auf den Weg dorthin macht, nimmt das Schicksal eine andere Wendung.

Der Film spielt mit den Neurosen und Problemen seiner Akteure, die Geschwister sind zwar erwachsen, erwecken teilweise den Anschein, immer noch in ihrer Kindheit verfangen zu sein, während die Eltern versuchen, mit Nonchalance ihrem Leben eine Bedeutung zu geben. Der einzig Erwachsene scheint Gabrielles Sohn Solal zu sein, er durchblickt, was den anderen aufgrund ihrer Beschäftigung mit sich selbst verborgen bleibt. Die einzige Rettung könnte der Weg zurück nach Saint Julien sein, wo man einst glücklich war, und von wo man irgendwie und irgendwann falsch abgebogen ist. Vielleicht lässt sich dies noch korrigieren, indem man dorthin zurückkehrt, wobei ein altes Familienfoto eine besondere Rolle spielt.

Die Geschichte wird mit der für französische Filme so typischen Leichtigkeit erzählt, die das Schwere nicht ausspart, aber mit Humor und liebevoll gezeichneten Charakteren ein positives Gefühl erzeugt, das auch nach dem Verlassen des Kinos anhält.




Regie: Cécilia Rouaud
Drehbuch: Cécilia Rouaud
Kamera: Alexis Kavyrchine
Schnitt: Fabrice Rouaud
Musik: Alexandre Lier, Sylvain Ohrel, Nicolas Weil

Darsteller:
Vanessa Paradis, Camille Cottin, Pierre Deladonchamps, Jean-Pierre Bacri, Chantal Lauby, Laurent Capelluto, Marc Ruchmann, Claudette Walker, Jean Aviat, Emilie Cazenave

Alamode Film
98 min.
Deutscher Kinostart: 16. Mai 2019


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