Charlie Menzinger (Markus Stoll) ist ein Bruder Leichtfuß
und schlawinert sich mit seiner kleinen Autowerkstatt durchs Leben, während
sein Freund Xaver „Xavier“ Holzapfel (Daniel Christensen) davon träumt, durch
die Schöpfung eines selbstgebrannten Tequilas auf Bierhefebasis in die Elite
der Schnapsbrenner aufzusteigen. Seit dem tragischen Unfalltod seiner Frau
Marie gelingt es Charlie aber nicht mehr, wie gewohnt die Leichtigkeit des
Seins auszukosten und seine gelegentliche Schwermut lähmt ihn zusehends.
So
verpasst er, weil er sein Post nicht öffnet, rechtzeitig seiner Auswahl als
Schöffe zu widersprechen und sieht sich plötzlich zu einer fünfjährigen
Berufung beim Amtsgericht München verpflichtet, wo er auf die energische
Richterin Dr. Julia Kellermann (Lisa Bitter) trifft. Diese, erst kürzlich von
Berlin nach München gewechselt und auf der Suche nach einer bezahlbaren
Wohnung, ist von ihrem neuen Beisitzer – in internen Kreisen auch schon einmal
„Beischläfer“ genannt – überhaupt nicht begeistert, hat Charlie in ihren Augen
zu sehr seine eigene Vorstellung von
Recht und Gerechtigkeit, die nicht immer mit ihrem juristischen Blickpunkt
übereinstimmt. Beide brauchen etwas Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen,
während eine karrieregeile Gerichtspräsidentin beiden das Leben schwer macht.
Die (zunächst) auf sechs Folgen angelegte Miniserie bewegt
sich tief im Fahrwasser wunderbarer Erzählungen um Träumer, Verlierer und
Schlawiner wie den liebenswert-schludrigen Monaco Franze, und es ist schön,
nach all den Berliner Tristessen einmal wieder Münchner Geschichten im Stile
des unvergessenen Helmut Dietl serviert zu bekommen, Postkartenansichten der
Stadt inklusive und untermalt von der launigen und schmissigen Musik einer
Blasmusik-Combo mit dem Namen Der Glabberl Sepp & Seine Griffbrettfahrer
(gibt es die wirklich?).
Markus Stoll hat als grantelnder Harry G
Comedy-Bühnenerfahrung gesammelt und überzeugt als Charlie Menzinger, ebenso
wie Lisa Bitter sich souverän und sympathisch als Richterin präsentiert. Daniel
Christensen darf als spinnerter bester Freund alle Register ziehen, außerdem
gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus „Hubert & Staller“-Zeiten,
Helmfried von Lüttichau, der sich hier von einer anderen Seite zeigen darf, und
auch Michael Brandner und Paul Sedlmeir treten in Gastrollen an. Eine
besonderer Part ist für Heino Ferch reserviert, aber darüber soll noch nichts
verraten werden…
Das Drehbuch der Serie folgt zwar einer bewährten Linie,
aber die Inszenierung ist so charmant und frisch, dass das Zuschauen einfach
nur Spaß macht. Dabei werden juristische Patzer, die in ähnlichen Produktionen
oft die Haare zu Berge stehen lassen, löblicherweise vermieden, auch deshalb
ist „Der Beischläfer“ ein Glücksfall der leichten, aber gekonnten Unterhaltung.
Nostalgische Zitate werden schamlos eingewoben („Ich scheiß dich sowas von zu
mit meinem Geld…“), ebenso schamlos eingestreute – aber gelungene –
Slapstickeinlagen und bestens besetzte Charaktere runden die in jeder Hinsicht
stimmige Vorstellung ab, für die sich möglichst bald erneut der Vorhang zur
Fortsetzung heben sollte.
Regie:
Anna-Katharina Maier
Drehbuch:
Murmel Clausen, Mike Viebrock
Kamera: Thomas
Wittmann
Schnitt: Petra Scherer
Schnitt: Petra Scherer
Musik: Der
Glabberl Sepp & Seine Griffbrettfahrer
Soundtrack: Dreiviertelblut (Gerd Baumann, Sebastian Horn
Soundtrack: Dreiviertelblut (Gerd Baumann, Sebastian Horn
Darsteller:
Markus Stoll, Lisa
Bitter, Daniel Christensen, Helmfried von Lüttichau, Heino Ferch, Lilly
Forgách, Michael Brandner, Paul Sedlmeir, Florian Jahr, Mathilde Bundschuh
Amazon Prime Video, seit 29. Mai 2020
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