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Donnerstag, 28. August 2025

Im Kino: Die Rosenschlacht (The Roses)

Theo (Benedict Cumberbatch) und Ivy (Olivia Colman) sind für ihr Umfeld das perfekte Paar. Als sich beide entschließen, ihren Lebensmittelpunkt von London nach Kalifornien zu verlegen, entwickelt er ich zu einem angesagten Architekten, während sie sich um die dort geborenen Kinder kümmert. Alles scheint perfekt, bis ein Sturm aufzieht, der buchstäblich zunächst Theos Karriere und anschließend die Harmonie ihrer Ehe zertrümmert, als Ivy als erfolgreiche Köchin durchstartet…

Diese Geschichte, basierend auf dem Roman „Der Rosenkrieg“, wurde bereits 1989 grandios mit Michael Douglas und Kathleen Turner verfilmt, die Älteren werden sich erinnern. Ein liebendes Paar, das sich auseinanderlebt, und im Laufe eines unversöhnlichen Scheidungskriegs seine einstige Liebe auf dem Altar des Hasses zu Grabe trägt, das bietet Stoff für eine genüsslich zelebrierte Orgie der Gemeinheiten. Von zunächst bissigen Kommentaren gegen den jeweils anderen, über verbale, bis zu immer physischer werdende Attacken – die Bühne ist eine weite, und wird auch in dieser Neuauflage genüsslich bespielt.

Während für mich die Chemie zwischen den Hauptdarstellern – jeweils Schwergewichte des britischen Kinos – zunächst nicht so recht zündete, dürfen beide im Folgenden ihrem Affen Zucker geben, und das machen sie so großartig, dass kein Auge trocken bleibt. Die Episoden, die sich den beiden heranwachsenden Kindern widmen, tragen nichts Wesentliches zur Handlung bei und wirken eher wie ein Sandkorn im Getriebe, dafür entwickeln sich die Interaktionen des sich immer erbitterter hassenden Paares umso vehementer.

Es braucht ein wenig, bis die Handlung vom anfänglich süßlichen Liebesgeflüster bis zum furiosen Ende Fahrt aufnimmt, aber dann geht es rund in einer Eskalation des Hasses, bei der natürlich auch den jeweiligen Anwält:innen die gebührende Rolle eingeräumt wird – großartig: Allison Janney –  und dann macht das Ganze,  trotz aller Bitterkeit, die das Scheitern einer Ehe mit sich bringt, unbändigen Spaß, was vor allem natürlich den beiden Vollblutakteuren Colman und Cumberbatch zu verdanken ist.

 

 

 

Regie: Jay Roach

Drehbuch: Tony McNamara, b/a Roman von Warren Adler

Kamera: Florian Hoffmeister

Schnitt: Jon Poll

Musik: Theodore Shapiro

 

Besetzung:

Olivia Colman, Benedict Cumberbatch, Kate McKinnon, Andy Samberg, Ncuti Gatwa, Jamie Demetriou, Allison Janney

 

 

Walt Disney/ 20th Century Studios/ Searchlight Pictures

2025

105 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 28. August 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=KunSqE7sZOM (Deutsch)

  https://www.youtube.com/watch?v=xfygPZvQN8o&pp=0gcJCf8Ao7VqN5tD (Englisch)

 

Mittwoch, 20. August 2025

Im Kino: Was ist Liebe wert - Materialists

Lucy (Dakota Johnson) beschäftigt sich als Partnervermittlerin den ganzen Tag damit, passende „Matches“ zu finden, das heißt, Menschen anhand ihrer geäußerten Vorlieben zueinander zu bringen. Liebesgefühle sind dabei eher zweitrangig, Geld und äußere Erscheinung haben, so scheint es, den größten Stellenwert. Eines Tages erlebt Lucy selbst, wie es ist, sich für einen möglichen Partner zu entscheiden – wird sie, die vom Fach ist – die richtige Wahl treffen?

Wer sich zwischen Chris Evans und Pedro Pascal entscheiden müsste, hätte wohl eher ein Luxusproblem, und das ist auch ein bisschen die Krux bei diesem Film, der im Milieu der materiell Erfolgreichen spielt, die trotz allem noch nicht den passenden Partner gefunden haben. Dabei haben Frauen offensichtlich ihr Augenmerk in erster Linie auf das Bankkonto, auf Körpergröße und Haarpracht gerichtet, während Männer sich ausschließlich auf die äußere Erscheinung und das Alter (möglichst unter 30… aber deutlich!) kaprizieren.

Was zunächst wie eine sozialkritische Nabelschau der Partnersuche beginnt, verliert seine anfängliche Schärfe und verflacht im zweiten Teil, als es immer mehr um Lucys eigenes Schicksal geht, zu einer vorhersehbaren Geschichte, eine romantische Komödie in dem Sinne, wie es vielleicht viele nach dem Trailer zum Film vermuten, ist es jedoch zu keinem Zeitpunkt. 

Wenn die lächerlichen bis dreisten Erwartungen an eine/n zukünftige/n Lebenspartner:in anfangs noch als satirische Überspitzung vorgeführt werden, gleitet der Film am Ende mehr und mehr ins Banale ab, was schade ist, denn er hätte nach interessantem Beginn auch ein ebensolches Ende verdient gehabt.

Einige Aspekte bieten dennoch Stoff zum Nachdenken und Diskutieren, insofern lohnt ein Anschauen trotz der genannten Schwächen, außerdem hat man die Gelegenheit, ein paar gutaussehenden Menschen bei der Arbeit zuzuschauen…

   

Regie: Celine Song

Drehbuch: Celine Song

Kamera: Shabier Kirchner

Schnitt: Keith Fraase

Musik: Daniel Pemberton

 

Besetzung:

Dakota Johnson, Chris Evans, Pedro Pascal, Zoe Winter

 

 

A24/ 2AM/ Sony Pictures

2025

116 min.

FSK 0

Deutscher Kinostart: 21. August 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=FC8O8Mbr7Xo Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=ZtmATV8xlWM (Englisch)

Mittwoch, 13. August 2025

Im Kino: Das Kanu des Manitu

Abahachi (Bully Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) wird von einer Bande übel mitgespielt, so dass sie sich nach wörtlich zu nehmendem kurzen Prozess unter dem Galgen wiederfinden. Der Plan ist aber ein ganz anderer: Abahachi soll seine Widersacher an einen geheimen Ort führen, wo das ewiges Leben schenkende Kanu des Manitu einst versteckt wurde und es beginnt ein Abenteuer, das seinen Helden sowie ihren Freunden und Freundinnen alles abverlangt...

25 Jahre nach einem der größten deutschen Kinoerfolge gibt es nun eine Fortsetzung, und wenn auch die Recken von damals in die Jahre gekommen sind, präsentiert sich der Film überraschend frisch und leichtfüßig. Dabei umschifft er geschickt fast alle Fallstricke, also Witze und Figuren, von denen man dachte, dass sie so heute nicht mehr möglich sein werden, ja, das gelingt tatsächlich!

 

Was man alles – vermeintlich – nicht mehr sagen oder zeigen darf, wird so charmant angepasst, dass es wieder geht, angefangen von einem Weißen, der als Apache verkleidet daherkommt, und schafft die Möglichkeit, wirkliche Apachen abseits vom üblichen Film-Klischee einzubinden. Auch die übertriebene Tuntigkeit des schwulen Zwillingsbruders wird auf ein erträgliches Maß zurückgefahren, ohne die Figur ganz zu verbiegen, dafür ist er als Tanzlehrer der, der mit Frau Wolf tanzt, wer möchte daran noch Anstoß nehmen?

 

Überhaupt zünden überraschend viele Gags, locker und flockig, und untermalen eine Schatzsuche in Indianer-Jones-Manier mit einer Fülle von weiteren Filmzitaten, und endlich wissen wir auch, was Jim Knopf inzwischen so macht, seit er nicht mehr mit seinem Lukas unterwegs ist. Es gibt zwei Frauenfiguren, Jasmin Schwiers und Jessica Schwarz, die beide mehr sind als bloße Alibi-Frauen, von denen jede auf ihre Weise zu überzeugen weiß. Vielleicht hätte man sich allerdings bei Rick Kavanians Doppelrolle substanziell etwas mehr Mühe geben können, vor allem sein Dimitri wirkt stellenweise etwas wie ein Fremdkörper, dafür hat „Komparse“ Merlin Sandmeyer seine Chance ergriffen, sein Stern dürfte nach diesem Film aufgehen.

 

Alles in allem ein Revival, dass mehr Spaß macht, als zu erwarten war, so dass man mit der Gesamtsituation durchaus zufrieden sein kann, ob es an den alten Erfolg anknüpfen kann, bleibt abzuwarten.



 

Regie: Michael „Bully“ Herbig

Drehbuch: Michael Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz

Kamera: Armin Golisano

Schnitt: Alexander Dittner

Musik: Ralf Wengenmayr

 

Besetzung:

Michael Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian, Jasmin Schwiers, Jessica Schwarz, Friedrich Mücke, Tutty Tran, Pit Bukowski, Merlin Sandmeyer, Sky du Mont

 

 

herbX Film/ Constantin Film

2025

88 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 14. August 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=kD88mX1uI5A  

 

Im Kino: Bring her Back

Nach dem Tod des Vaters kommen die Geschwister Andy (Billy Barratt) und Piper (Sora Wong) zur Pflegemutter Laura (Sally Hawkins), die sich bereits um den stummen Jungen Ollie (Jonah Wren Phillips) kümmert, nachdem ihre eigene Tochter vor einem Jahr verstorben ist. Bald schon geschehen verstörende Dinge und es wird klar, dass in Lauras Haus etwas ziemlich Unheimliches vor sich geht…

Vorsicht: Die FSK-Freigabe ab 18 zeigt es bereits, dieser Horrorfilm ist nichts für schwache Nerven, es gibt ein paar Szenen, die auch Hartgesottene zum Schaudern bringen werden.

Die Story ist lange undurchschaubar, aber am Schluss fügen sich die meisten rätselhaften Andeutungen zu einem plausiblen Ganzen und die Geschichte erweist sich als in sich stimmig. Subtiler Horror im Wechsel mit Schockszenen, die gar nicht so sehr in Gestalt der üblichen Jump-Scares daherkommen, sondern durch Handlungen ausgelöste werden, die einfach nur die Haare zu Berge stehen lassen, untermalt von den dazu passenden schaurigen Geräuschen, halten die Spannung bis zum erlösenden Ende durchweg hoch.

Hier waren wahrliche Meister des Schockers am Werk, wer dies liebt, wird voll auf seine Kosten kommen, alle anderen halten sich besser fern…

 


 

 Regie: Danny + Michael Philippou

Drehbuch: Danny Philippou, Bill Hinzman

Kamera: Aaron McLisky

Schnitt: Geoff Lamb

Musik: Cornet Wilczek

 

Besetzung:

Billy Barratt, Sora Wong, Sally Hawkins, Mischa Heywood, Jonah Wren Phillips,

 

A24/ Sony Pictures

2025

104 min.

FSK 18

Deutscher Kinostart: 14. August 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=8dO5b2rCGhY&list=PLV8SYu5H_eOJmVRFr12vTtNoeo6RsZGqF&index=1   (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=1I15ttCedfY  (Englisch)

 

 

Dienstag, 12. August 2025

Im Kino: Sîrat

Ein Vater (Sergi López) ist zusammen mit seinem kleinen Sohn (Bruno Núñez) auf der Suche nach der verschwundenen Tochter. Bei einem Rave-Event im Süden Marokkos hofft er, eine Spur von ihr zu finden. Als die Veranstaltung von Streitkräften aufgelöst wird, folgt er einer Gruppe von Ravern weiter in den Süden. Es geht durch unwegsames Terrain und für manche wird es eine Reise ohne Wiederkehr…

Teils Road-Movie, teils archaisches Endzeitdrama führt dieser Film tief in Bereiche menschlicher Grenzerfahrungen, eingebettet in eine lebensfeindliche, aber gleichwohl faszinierende Landschaft, in hypnotischen Bildern und unterlegt mit dem teilweise wummernden Sound der begleitenden Beats.

Ohne dass man allzu viel über die Protagonisten erfährt, wird man hineingesogen in eine Schicksalsgemeinschaft, in der jeder ein vordergründiges Ziel verfolg, dahinter stecken jedoch tiefe menschliche Schicksale, die jeden einzelnen anzutreiben scheinen, bis zum – bitteren – Ende.

Ist es schon die Apokalypse oder sind es nur die endzeitlichen Stimmungen, die die Welt in Atem halten, der sich eine Gruppe von Außenseitern zu entziehen versucht, ohne zu wissen, dass es am Ende kein Entkommen gibt? So wird der Film selbst zu einer Grenzerfahrung, den die einen lieben und die anderen hassen werden, ein Urteil mag sich jede*r selbst bilden.

 

 

 

Regie: Óliver Laxe

Drehbuch: Santiago Fillol, Óliver Laxe

Kamera: Mauro Herce

Schnitt: Cristóbal Fernández

Musik: Kangding Ray

 

Besetzung:

Sergi López, Bruno Núñez, Stefania Gadda, Joshua Liam Herderson, Richard „Bigui“ Bellamy, Tonin Javier, JadeOukid

 

4 A 4 Productions Pandora Film

2025

115 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 14. August 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=0j3l6HsUa6s  (Deutsch)

 https://www.youtube.com/watch?v=8sPo7LXw8TU   (Original)

 

Mittwoch, 6. August 2025

Im Kino: Weapons - Die Stunde des Verschwindens

Eines Nachts verschwinden in einem kleinen Ort 17 Kinder einer Grundschulklasse spurlos. Weiß deren Lehrerin Justine Gandy (Julia Garner) etwas, oder der kleine Alex (Cary Christopher), das einzige verbliebene Kind der Klasse, und welches Geheimnis verbirgt sich möglicherweise in seinem Elternhaus?

Für Eltern dürfte es der größte Horror sein, wenn ihren Kindern etwas passiert, allein diese Prämisse reicht sicherlich, um Angst und Schrecken zu erzeugen. Aber damit begnügt sich dieser Mystery-Horror-Film nicht, hier wird ein immer dichter werdendes Netz gesponnen, das sich enger und enger über die kleine verschlafene Gemeinde legt, bis es kein Entkommen zu geben scheint, Einzelheiten hierzu sollen natürlich nicht verraten werden.

 

Der Film erzählt seine Story aufgeteilt in einzelne Kapitel, die jeweils einer anderen beteiligten Person zugeordnet sind, dabei gibt es zunehmende Überschneidungen, bis sich die einzelnen Puzzlesteine zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Auch wenn diese Erzählweise nicht absolut neu ist, hebt sie den Film doch aus dem für dieses Genre üblichen Schema heraus, und am Ende schafft es der Regisseur in einem furiosen und grotesk-überdrehten Finale bei seinem Publikum ein befreiendes Gelächter hervorzukitzeln, das muss man auch erst einmal schaffen!

 

 

  

Regie: Zach Cregger

Drehbuch: Zach Cregger

Kamera: Larkin Seiple

Schnitt: Joe Murphy

Musik: Zach Cregger, Hays + Ryan Holladay

 

Besetzung:

Julia Garner, Josh Brolin, Alden Ehrenreich, Amy Madigan, Benedict Wong

 

 

New Line Cinema/ Warner Bros./ Warner Bros. Pictures Germany

2023

128 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 07. Juni 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=PpXrzcQb-l0  (Deutsch)

  https://www.youtube.com/watch?v=QKHySfXqN0I   (Englisch)