Blog-Archiv

Mittwoch, 13. März 2019

Film-Rezensionen: Trautmann


Es gab einmal eine Zeit, als der englische Fußball kein Torwartproblem hatte und schuld daran war ein Deutscher namens Bernd Trautmann. Der Film von Marcus Rosenmüller erzählt diese Geschichte.

Der junge Wehrmachtssoldat Bernd Trautmann (David Kross) kommt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft. Bei einem Fußballspiel im Lager fällt er dem Trainer des örtlichen Fußballclubs Jack Friar (John Henshaw) auf, der händeringend einen brauchbaren Torwart für sein Team sucht. Für Trautmann bietet sich die Chance, den Schikanen des Lagers für eine Weile zu entkommen, wenngleich es erhebliche Ressentiments ihm, dem Deutschen, gegenüber gibt. Mit seiner Leistung, aber auch seiner zurückhaltenden und freundlichen Art, gelingt es ihm nach und nach, die Menschen für sich einzunehmen, und als dann noch mit seiner Hilfe der Klassenerhalt des Clubs geschafft wird, sind ihm Anerkennung und Respekt sicher.

Als sich Trautmann und Friars Tochter Margaret (Freya Mavor) ineinander verlieben, beschließt er, auch nach Auflösung des Gefangenenlagers in England zu bleiben. Er und Margaret heiraten, und dann erhält „Bert", wie er von den Engländern genannt wird, das Angebot, für Manchester City zu spielen.

Dort löst die Verpflichtung des „Nazis“ zunächst einen – heute würde man sagen – Shitstorm aus, zumal sich herausstellt, dass Trautmann sich als 17-Jähriger freiwillig zur Wehrmacht gemeldet und einige Auszeichnungen erhalten hat. Aber wiederum gelingt es ihm, die Fans durch seine Leistung zu überzeugen, und dann kommt das legendäre FA-Cup-Finale 1956 im Wembley-Stadion: Trautmann erleidet während der Partie einen Halswirbelbruch, spielt dennoch bis zum Ende weiter und Manchester gewinnt den Pokal, was ihn bei den fußballverrückten Engländern zu einem wahren Helden werden lässt, nicht nur respektiert, sondern auch geliebt.

Marcus Rosenmüller erzählt Trautmanns Geschichte mit viel Gefühl, zeigt, wie sich Hass und Ablehnung überwinden lassen, und wie die verbindende Kraft des Fußballs es schafft, einen ehemaligen Feind zum Volkshelden werden zu lassen. Die Kamera fängt Bilder von nostalgischer Sepia-Färbung ein, bietet mitreißende Fußballsequenzen und lässt so die Stimmung der Zeit wiederaufleben. David Kross gelingt es, seine Figur des „hässlichen Deutschen" von Anfang an zu einem Sympathieträger zu machen, seine Freundlichkeit und sein Charme ziehen nicht nur die Engländer, sondern auch die Zuschauer sogleich auf seine Seite. Einen düsteren Aspekt erhält die Geschichte durch die Bilder eines Kriegserlebnisses, die Trautmann quälen, eine Schuld, die er mit sich herumträgt und die er schließlich durch einen familiären Schicksalsschlag bezahlt sieht.

Der Film ist alles in allem eine zu Herzen gehende Aufforderung, Grenzen und Vorurteile zu überwinden, durch Verzeihen von Schuld zur Versöhnung zu gelangen, auch wenn es nicht einfach ist, gerade deshalb ein Thema, das niemals seine Aktualität und Berechtigung verliert.


Regie: Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch: Marcus H. Rosenmüller, Nicholas Schofield
Kamera: Daniel Gottschalk
Schnitt: Alexander Berner
Musik: Gerd Baumann

Darsteller:
David Kross, Freya Mavor, John Henshaw, Dave Johns, Harry Melling, Gary Lewis

 SquareOne Entertainment
20th Century Fox Germany
120 min.
Deutscher Kinostart: 14. März 2019



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen