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Dienstag, 26. März 2019

Film-Rezensionen: Loro - Die Verführten (Homerelease 29.03.2019)


Wer den Namen Silvio Berlusconi hört, bei dem werden wohl automatisch Assoziationen zu Bunga-Bunga-Partys, Skandalen und ins Leere laufende Strafverfahren geweckt. All dies wird zwar in diesem Film von Paolo Sorrentino angerissen, aber wer ausschweifende Gelage erwartet, wird am Ende enttäuscht. Es ist auch keine bissige Polit-Satire geworden, aber vor allem wird die Figur des Berlusconi nicht vorgeführt, wie es sich mancher gewünscht haben mag.

Der Film nähert sich dem Phänomen Berlusconi auf andere, unerwartete Art, es wird ein bunter Bilderbogen im Stile des frühen Peter Greenaway aufgefächert, opulent und verführerisch. Dabei ist nicht Berlusconi der Skandal, sondern all jene, die ihn soweit haben kommen lassen, die anderen – loro = sie – die keine Skrupel kennen, einen Mann wie ihm Macht zu geben, um ihre eigene Gier nach Ruhm und Geld zu befriedigen. Berlusconi selbst – von Toni Sercillo kongenial verkörpert – erscheint dabei weder diabolisch noch besonders raffiniert, er ist einfach ein Mann, der von sich glaubt, alles, was er erreicht hat, stehe ihm auch zu, weil er sein Vermögen schließlich nicht wie ein Agnelli ererbt, sondern mit eigenen Händen erarbeitet hat. Sein Anspruch „Alles ist nicht genug" weist ihm zwangsläufig einen Platz an der Spitze zu, und er versteht nicht, wie man ihm diesen Platz verwehren kann. Fast philosophisch reflektiert er – und hier ergeben sich zwangsläufig Parallelen zu einem anderen Politikegomanen – warum man ihn nicht das Land führen lässt, wie seine Firma, sondern linke Richter ihn stattdessen mit ihren Prozessen drangsalieren. Tagtäglich fühlt er sich von seinen Gegnern attackiert und alle stecken ihre Nasen krankhaft in sein Privatleben.

Dieses scheint allerdings gar nichts so spektakulär zu sein, wie alle glauben, auch wenn es
Partys gibt und er sich in seiner Villa und den angrenzenden Ländereien wie ein kleiner Fürst geriert, verheiratet ist er mit seiner langjährigen Gefährtin Veronica Lario (Elena Sofia Ricci), und beide verbindet anscheinend eine große Liebe. Als diese am Ende dennoch zu zerbrechen droht, streiten sich die Eheleute in einem epischen Duell, bei dem sie ihm ein paar Wahrheiten ins Gesicht schleudert, wie nur sie es sich erlauben kann, unter anderem die, dass seine Stärke als Geschäftsmann hauptsächlich darin bestünde, zu betrügen, was in seinen Augen natürlich alle anderen auch machen. Seine eigentliche Kunst allerdings wird in eine kurzen Szene eindrucksvoll demonstriert, als er sich auf seine Anfänge als Immobilienverkäufer besinnt, und er, wie um sich zu beweisen, dass er es noch kann, eine willkürliche Nummer aus dem Telefonbuch anruft und es tatsächlich schafft, innerhalb kürzester Zeit, allein mit der Kraft seiner Worte und seiner Stimme, einer wildfremden Frau am anderen Ende eine Wohnung zu verkaufen, die es gar nicht gibt.

So entsteht das Bild eines gerissenen, schlauen Bauernfängers, der für sich persönlich kein Bunga-Bunga braucht, um höchste Regierungsämter zu ergattern, damit hält er aber die bei Laune, die ihn hofieren und es zulassen, dass er immer wieder zurückkommen wird, bis ans Ende seiner Tage, weil er gar nicht anders kann. Deswegen darf man ihm jedoch keinen Vorwurf machen, wer so einen Mann immer wieder in höchste Staatsämter wählt, ist eindeutig selbst schuld.




Regie: Paolo Sorrentino
Drehbuch: Paolo Sorrentino, Umberto Contarello b/a story von
Paolo Sorrentino
Kamera: Luca Bigazzi
Schnitt: Cristiano Travaglioli
Musik: Lele Marchitelli
  
Darsteller:
Toni Sercillo, Elena Sofia Ricci, Riccardo Scamarcio, Kasia Smutniak
Universum Film 
Ab 29. März auf DVD, Blu-ray & digital
FSK 12

Details:

DVD:
Laufzeit: 151 min.
Sprachen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,40:1
Ton: DD 5.1
Best.-Nr.: UF10300
PC: U015
Anzahl der Discs: 1

Blu-ray
Laufzeit: 157 Min
Bild: 2,40:1
Ton: DTS HD 5.1
Best.-Nr.: UF10301
PC: U018
Anzahl der Discs: 1

Extras:
Trailershow



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