Richard „Rick“ Wershe Jr. (Richie Merritt), ein Junge von 14
Jahren, lebt mit seinem Vater Rick Sr. (Matthew McConaughey), der den
Lebensunterhalt mit dem Kauf und Verkauf von Waffen verdient, und seiner
Schwester Dawn (Bel Powley) im Detroit der 80ger Jahre des letzten
Jahrhunderts. Die einstige Auto-Stadt hat einen beispiellosen Niedergang hinter
sich, entsprechend trostlos sind die Straßen und Viertel, in denen sich Rick
bewegt. Seine Freunde findet er im kriminellen Milieu der Crack-Dealer und
seine genauen Kenntnisse der Szene führen eines Tages dazu, dass das FBI ihn,
der alle wichtigen Leute und Vorgänge kennt, als Informanten anheuert, ein
Glücksfall für die Behörden, denn wer wäre in diesem schwierigen Terrain
unverdächtiger als ein Kind? Mit seiner Hilfe soll der berüchtigten Curry Crew,
dem Drogenkartell der Brüder Johnny „Lil Man“ und Leo Curry in einem
unübersichtlichen Geflecht zwischen Politik und Gangstern – immerhin ist
Johnnys Frau die Nichte des Bürgermeisters – das Handwerk gelegt werden.
Als Rick angeschossen wird, deckt er die Täter, was ihm noch
mehr Respekt und Vertrauen der Drogenbosse einbringt. Dem FBI gelingt mit Ricks
Hilfe schließlich durch einige Verhaftungen ein Schlag gegen das Kartell,
danach lassen sie Rick jedoch fallen. Auf sich allein gestellt nutzt dieser
seine Kenntnisse nun für sich selbst und steigt tatsächlich zum jüngsten
Drogenboss Detroits auf, bis ihn die Polizei 1987 mit acht Kilo Kokain
verhaftet und er eine lebenslange Freiheitsstrafe erhält.
Wer dies für die absurde Handlung eines Drehbuchautors hält:
Den Fall des Rick Wershe gibt es wirklich, seit mehr als 30 Jahren sitzt er
nunmehr seine Haftstrafe ab, Ende dieses Jahres soll er vorzeitig entlassen
werden.
Der Brite Yann Demange hat aus dieser Geschichte ein
berührendes Drama gemacht, eine Milieustudie ohne spektakuläre Szenen, aber
dafür authentisch und mit intensiven Momente zwischen den Protagonisten, die
unter die Haut gehen. Der junge Richie Merritt meistert seine schwierige Rolle
beeindruckend, sein Spiel zwischen kindlicher Unbedarftheit und kaltschnäuzigem
Drogenbarongehabe nimmt man ihm jederzeit ab. Matthew McConaughey verfolgt
konsequent seine Abkehr vom einstigen Beachboy zum Darsteller schwieriger,
kaputter Charaktere und Bel Powley überzeugt als Ricks von Drogen und falschen
Freunden gezeichnete Schwester.
Insgesamt sehenswert ist der Film kein „J’accuse", er
klagt nicht an, sondern vermerkt im Abspann lakonisch, welche Konsequenzen die
Taten des echten Rick Wershe für diesen hatten, aber er gibt keine Antwort auf
die Frage, wie ein modernes Rechtssystem in dieser Weise mit Kindern verfahren
kann. Ohne Zweifel hat Rick Wershe schwere Straftaten begangen – Crack- und
Kokainhandel im großen Stil sind keine Kavaliersdelikte – aber ein Kind als
Informant zu missbrauchen, danach sich selbst zu überlassen, anschließend zu
einer lebenslangen Haftstrafe zu verurteilen und es dann drei Jahrzehnte davon
auch verbüßen zu lassen, wäre nach deutschem Strafrecht und unserem
Rechtsverständnis völlig undenkbar, und das ist auch gut so!
Regie: Yann
Demange
Drehbuch: Andy
Weiss, Logan Miller, Noah Miller
Kamera: Tat
Radcliffe
Schnitt: Chris
Wyatt
Musik: Max
Richter
Darsteller:
Matthew McConaughey,
Richie Merritt, Bel Powley, Jennifer Jason Leigh, Eddie Marsan
Sony Pictures
111 min.
Deutscher Kinostart:
07. März 2019
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