Blog-Archiv

Donnerstag, 30. Dezember 2021

Heimkino: Promising Young Woman

 Cassandra (Carey Mulligan) hatte ein vielversprechendes Leben vor sich, mit einem Medizinstudium, das ihr Spaß machte und einer unbeschwerten Studentenzeit. Aber dann wirft ein Ereignis sie vollkommen aus der Bahn, heute arbeitet sie in einem Café, wohnt bei ihren Eltern, hat keine Freunde und schwärmt nachts aus, um sich als vermeintliche Betrunkene von Männern abschleppen zu lassen. Eines Tages lernt sie den netten Kinderarzt Ryan (Bo Burnham) kennen, doch diese Beziehung hält nicht lange, Cassandra wird von ihrer Vergangenheit eingeholt und um sich davon zu lösen, entwickelt sie einen furchtbaren Plan, der eigentlich nur schief laufen kann…

Regisseurin Fennell entwirft für ihre Protagonistin ein Szenario, das sicherlich vielen Frauen bekannt vorkommen dürfte: der nette junge Mann, der sich niemals mit einem hässlichen Triebtäter in eine Reihe stellen würde, entpuppt sich in einer bestimmten Situation plötzlich als Raubtier, das sich eine vermeintlich schwache Beute einverleibt. Womit er früher häufig davongekommen ist, weil bestimmte Verhaltensweisen von der Gesellschaft akzeptiert oder zumindest entschuldigt wurden, ist heute nicht mehr ganz so einfach, aber das Gefühl der Unsicherheit, das Frauen nach wie vor im öffentlichen Raum unter bestimmten Umständen und zu bestimmten Uhrzeiten verfolgt, ist geblieben.

Der raffiniert aufgebaute Film lässt seine Figur Cassandra, angetrieben von einem starken Rachegefühl, aus einer Frauen im allgemeinen anerzogenen Passivität ausbrechen. Dabei entpuppen sich ihre Lektionen, die sie Frauen, die allzu oft zu Komplizinnen der Täter werden, letztlich nicht als so schlimm, wie sie zunächst scheinen, ihr finaler Rachfeldzug allerdings hat es in sich, und das Ende ist zunächst schwer zu verdauen, findet dann aber doch noch zu einem kathartischen Abschluss.

Intelligente, spannende Unterhaltung mit bitterbösen Unterton und einer hervorragenden Carey Mulligan, die alle möglichen und unmöglichen Facetten aus ihrer Figur herausholt.

 



 Regie: Emerald Fennell

Drehbuch: Emerald Fennell

Kamera: Benjamin Kracun

Schnitt: Frédéric Thoraval

Musik: Anthony Willis

 

Besetzung:

Carey Mulligan, Bo Burnham, Alison Brie, Clancy Brown, Christopher Lowell, Adam Brody, Christopher Mintz-Plasse

 

Universal Pictures International

USA 2020

113 min.

FSK 16

 

Seit 18. November 2021 auf DVD und Blu-ray

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MBd1arxlo3g (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=edQGxerOHeg (Englisch)

 

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Heimkino: Der Hofnarr (The Court Jester)

Roderick I (Cecil Parker) hat sich mittels eines blutigen Massakers des Thrones von England bemächtigt, doch der rechtmäßige König hat überlebt, ein Baby mit dem unverwechselbaren scharlachroten Muttermal der Familie auf seinem Popo. Rebellen in den Wäldern unter Führung von Black Fox (Edward Ashley) wollen das Baby ins Schloss und auf den Thron bringen, dabei helfen soll der als Hofnarr eingeschmuggelte Komödiant Hubert Hawkins (Danny Kaye). Widerstand leisten der intrigante Schurke Sir Ravenhurst (Basil Rathbone) und seine Männer, die Hawkins in ein aussichtsloses Duell mit dem grimmigen Ritter Griswold (Robert Middleton) schicken, während Rodericks Tochter Gwendolyn (Angela Lansbury), unterstützt von der Zauberin Griselda (Mildred Natwick), und Jungfer Jean (Glynis Johns) um die Gunst des charmanten Hubert ringen.

Die bunte Farce, Persiflage auf alle Mantel- und Degenfilme mit netten gesanglichen und sonstigen Showeinlagen, bietet allen hoffnungslosen Nostalgikern ein vergnügliches Erlebnis, erstmals auf Blu-ray und in bester Bild- und Tonqualität. Der Komiker Danny Kaye brilliert mit unvergessenen Schnellsprecheinlagen, hervorragend choreographiert und ebenso unvergessen ist der Schnelldurchlauf der Zeremonie, in dem der Hofnarr zum Ritter geschlagen wird, damit er satisfaktionsfähig ist sowie die Präsentation des Muttermals zum Schluss, vor dem alle in Ehrfurcht in die Knie sinken, um dem wahren König zu huldigen.

Alles in allem ein Spaß, der auch heute noch sehenswert ist, sofern man sich an eigentlich aus der Zeit gefallenen alten Filmen erfreuen kann.

 

The pellet with the poison’s in the vessel with the pestle,

the chalice from the palace has the brew that is true…

 

Der Wein mit der Pille ist im Kelch mit dem Elch,

der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein …

oder so ähnlich…

 


  Regie: Melvin Frank, Norman Panama

Drehbuch: Norman Panama, Melvin Frank

Kamera: Ray June, Ray Rennahan

Schnitt: Tom McAdoo

Musik: Walter Scharf, Vic Schoen

 

Besetzung:

Danny Kaye, Glynis Johns, Basil Rathbone, Angela Lansbury, Cecil Parker, Mildred Natwick, Robert Middleton, Edward Ashley

 

Paramount Pictures

USA 1955

101 min.

FSK 6

Seit 09. Dezember 2021 auf Blu-ray

 
 

Details:

Sprache/ Ton: Deutsch, Französisch (DD digital 2.0 Mono)

Englisch (DTS-HD Master Audio 2.0 Mono)

Bild: 1.78:1

Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch

Bonusmaterial: Kommentar zum Film von Leonard Maltin

Kinotrailer

 

Trailer: https://www.imdb.com/video/vi2956181273?playlistId=tt0049096&ref_=tt_ov_vi

 

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Im Kino: Matrix Resurrections (The Matrix Resurrections)

Neo is back…der Mann, der einst aus der Matrix befreit wurde, um die Menschheit zu retten.

Seit der erste Film der Matrix-Reihe – eine Trilogie ist es mit diesem Teil ja nun nicht mehr – 1999 in die Kinos kam, hatte er für zwei Jahrzehnte einen Kultstatus inne, dem auch die weniger gelungenen „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ nichts anhaben konnten. Nun also eine Wiederauferstehung nach 22 Jahren, mit den ursprünglichen Darstellern Keanu Reaves und Carrie-Anne Moss als Trinity.

Wie immer, wenn etwas lange Zurückliegendes wieder erscheint, müssen sich erst einmal alle Beteiligten – einschließlich der ZuschauerInnen – hineinfinden, aber da macht es der Film leicht, indem er an bekannte Szenen und Mythen anknüpft. Zunächst auch mit einem Augenzwinkern und Anspielungen auf der Metaebene versehen, ist dies durchaus vergnüglich, bis es dann wieder auf den rasanten Trip geht, der zwischen Realität und Scheinwelt hin und herspringt, dass einem Hören und Sehen vergeht, ein Spiel um Wachträume, Déjà-vus und Illusionen. Es wird gekämpft und getrickst, bei letzterem spielt ein sinistrer Therapeut (Neil Patrick Harris), in dessen Hände der verwirrte Neo sich begibt, eine wichtige Rolle, der dann aber nicht die erhoffte Heilung bringt, sondern alles noch viel schlimmer macht.

Gerade in heutigen Zeiten, in denen Verschwörungstheoretiker ihre Mitmenschen, die Schlafschafe, zum Aufwachen bringen möchten, bietet die Story und auch dieser Film genug Stoff, um sich weiterhin Gedanken darüber zu machen, ob das, was wir erleben real ist, oder ob wir alle nur Programme in einer Computersimulation sind – erinnert sich noch jemand an „Welt am Draht“ von R.W. Fassbinder? Wenn irgendwo finstere Mächte nornengleich an unseren Schicksalsfäden spinnen, dann haben nur die, die woke genug sind, hat eine Chance, die Wahrheit zu erkennen, allerdings braucht es auch eine gehörige Portion Wachheit, um den Fäden der Handlung im Blitzgewitter der Effekte zu folgen. Wer die blauen Pillen nimmt, wird sich schwer tun mit dem Film und bleibt besser zu Hause, die mit den roten Pillen dürften ihren Spaß haben und sich gut unterhalten.

 


Regie: Lana Wachowski

Drehbuch: Lana Wachowski, David Mitchell, Aleksandar Hemon, b/a Vorlagen von Lilly und Lana Wachowski

Kamera: Daniele Massaccesi, John Toll

Schnitt: Joseph Jett Sally

Musik: Johnny Klimek, Tom Tykwer

 

Besetzung:

Keanu Reaves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jonathan Groff, Neil Patrick Harris, Jessica Henwick, Jada Pinkett Smith, Priyanka Chopra Jonas, Christina Ricci, Max Riemelt, Lambert Wilson

 


Warner Bros. Pictures Germany

USA 2021

148 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 23. Dezember 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=IJ6zlh5enpc (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=9ix7TUGVYIo (Englisch)

 

 

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Heimkino: Die Audrey Hepburn Movie Collection

Sieben Filme für etliche nostalgische Stunden, alle veredelt durch den unendlichen Charme der bezaubernden und unvergessenen Schauspielerin Audrey Hepburn. 


Zum Paket gehören:

 

Frühstück bei Tiffany (Breakfast at Tiffany’s)

Holly Golightly (Audrey Hepburn) liebt den Juwelierladen Tiffany, verbringt ihre Tage mit Partys und jeder Menge Männern, bis der angehende Schriftsteller Paul Varjak (George Peppard) in das Nachbarappartement einzieht und sich in Holly verliebt…

Ein Klassiker, der nach wie vor seinen Reiz hat, die Geschichte einer eigenwilligen jungen Frau, die auf Konventionen pfeift und ihr Leben im New York der 1960ger Jahre genießt, mit wilden Partys und einem exklusiven Sehnsuchtsort namens Tiffany. Zu dieser bittersüßen Sehnsucht beigetragen hat sicher auch die wunderschön ins Bild gesetzte Kulisse der Stadt sowie die Musik von Henry Mancini in Gestalt des immer noch betörenden Songs „Moon River“.

Ein Wermutstropfen aus heutiger Sicht, aber nicht mehr zu ändern: die Figur des Nachbarn, Mr. Yunioshi, dargestellt von Mickey Rooney mit falschen Zähnen und Schlitzaugen. Was damals witzig gedacht – und wahrscheinlich auch so empfunden – wurde, wäre heute undenkbar, nicht alles bleibt zeitlos schön…

Das Bonusmaterial bietet noch einige interessante Einblicke, mit Audiokommentar und Interviews, ein Porträt des Komponisten so vieler Filmmusiken, Henry Mancini, und weitere Leckerbissen, die das Filmerlebnis abrunden.

 

Regie: Blake Edwards

Drehbuch: George Axelrod b/a dem Roman von Truman Capote

Kamera: Franz Planer, Philip H. Lathrop

Schnitt: Howard A. Smith

Musik: Henry Mancini

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal, Martin Balsam, Buddy Ebsen, Mickey Rooney, José Luis de Vilallonga, John McGiver

 

USA 1961

Paramount

115 min.

FSK 16

 

Bonusmaterial:
• Audiokommentar von Produzent Richard Shepherd
• Eine wundervolle Zusammenkunft
• Henry Mancini: mehr als Musik
• Mr. Yunioshi: eine asiatische Perspektive
• Das Making-of eines Klassikers
• Das ist so Audrey!: Die Stilikone
• Hinter den Kulissen: Die Tour
• Glanz in einer blauen Schachtel
• Audreys Brief an Tiffany
• Galerien
• Original-Kinotrailer

Ein Süßer Fratz (Funny Face)

Die unscheinbare Bibliotheksangestellte Jo Stockton (Audrey Hepburn) lässt sich überreden, das neue Gesicht einer Modekampagne des Magazins „Quality“ in Paris zu werden, dafür hofft sie dort auf ein Treffen mit dem von ihr so verehrten Philosophen Emile Flostre, während ihr die Avancen des Fotografen Dick Avery (Fred Astaire) zunächst herzlich egal sind. Aber dann kommt alles ganz anders…

Der Film ist stylish in Farbe und Form, es gibt Anspielungen auf existentialistische Schwarzpulloverträger in kleinen Pariser Bars, den Einfluss von Modemagazinen auf die Welt der Frauen und die Figur des Dick Avery dürfte an den berühmten Fotografen Richard Avedon angelehnt sein.

Die Romanze zwischen Hepburn und Astaire will zwar aufgrund des Altersunterschiedes der beiden nicht wirklich zünden, aber dafür entschädigen die eingängigen Musiknummern von George und Ira Gershwin, die ursprünglich für ein Musical geschrieben wurden, das mit diesem Film nichts gemein hat, ebenso wie die mitreißenden Tanznummern, bei denen auch Audrey Hepburn ihr diesbezügliches Talent unter Beweis stellen darf.

Flotte Unterhaltung, die allerdings an einigen Stellen etwas in die Jahre gekommen ist.

 

Regie: Stanley Donen

Drehbuch: Leonard Gershe

Kamera: Ray June

Schnitt: Frank Bracht

Musik: George & Ira Gershwin

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, Fred Astaire, Kay Thompson, Michel Auclair, Robert Flemyng,

 

USA1957

Paramount

103 min.

FSK 12

 

My Fair Lady

Der alternde eingefleischte Junggeselle Henry Higgins (Rex Harrison), der sich der Wissenschaft der Phonetik verschrieben hat, wettet mit einem Freund, dass er es schafft, aus dem Blumenmädchen Eliza Doolittle (Audrey Hepburn) eine Dame der High Society zu machen, indem er ihr eine gehobene Aussprache beibringt.

Das Musical mit vielen bekannten Ohrwürmern ist immer noch sehens- und hörenswert, aber auch das Thema ist zeitlos. Ein selbstherrlicher Snob schafft ein Kunstwerk, um sich daran und an seinem eigenen Genius zu ergötzen, ohne sich darum zu scheren, dass sein „Geschöpf" ein menschliches Wesen mit Gefühlen ist. Dies wird ihm erst klar, als das Mädchen, das er für seine Zwecke benutzt hat, ihn verlässt, weil sie inzwischen neben sprachlichen Fähigkeiten auch Selbstbewusstsein entwickelt hat.

 

Regie: George Cukor

Drehbuch: Alan J. Lerner, b/a Theaterstück „Pygmalion“ von George Bernard Shaw

Kamera: Harry Stradling sr.

Schnitt: William H. Ziegler

Musik: Frederick Loewe

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, Rex Harrison, Stanley Holloway, Wilfrid Hyde-White, Gladys Cooper, Jeremy Brett, Theodore Bikel, Mona Wahbourne

 

USA 1964

Paramount

110 min.

FSK 12

 

Zusammen in Paris (Paris When it Sizzles)

Der Autor Richard Benson (William Holden) muss unter Zeitdruck ein Drehbuch verfassen und holt sich dafür die Schreibkraft Gabrielle Simpson (Audrey Hepburn) zur Hilfe. Mit seinem Produzenten Alexander Meyerheim (der Autor Noel Coward in einer Nebenrolle) im Nacken spinnen Benson und Gabrielle immer neue Plots zusammen, in denen die beiden als Akteure die jeweiligen Rollen verkörpern…

Was wie eine originelle Idee klingt und gespickt ist mit ein paar mehr oder weniger bemerkenswerten Gastauftritten von Tony Curtis, Marlene Dietrich und Hepburns Gatten Mel Ferrer, hätte eine schwungvolle Komödie werden können. Leider vertändelt der Film seine ganzen Pointen und selbst die satirischen Anspielungen auf das Filmbusiness und andere Filme – so zum Beispiel in einer Persiflage auf die wilde Party, die Blake Edwards so genüsslich in „Frühstück bei Tiffany“ inszeniert hat – zünden leider nicht, und irgendwann wird aus der vielversprechenden Charade trotz der engagierten Darsteller Hepburn und Holden endgültig eine überdrehte Farce. Schade, da wäre sicher mehr drin gewesen...

 

Regie: Richard Quine

Drehbuch: George Axelrod, b/a Story von Julien Duvivier und Henri Jeanson,

Kamera: Charles Lang, Claude Renoir

Schnitt: Archie Marshek

Musik: Nelson Riddle

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, William Holden, Grégoire Aslan, Gastrollen: Noel Coward, Tony Curtis, Mel Ferrer

USA 1964

Paramount

110 min.

FSK 12

 

Bonusmaterial
Original-Kinotrailer

  

Ein Herz und eine Krone (Roman Holiday)

Die blutjunge Princess Ann (Audrey Hepburn), Thronfolgerin eines nicht näher benannten Landes, ist auf Goodwill-Tour durch Europas Hauptstädte, wo sie nette Reden hält, an Empfängen teilnimmt und einweiht, was es einzuweihen gibt. In Rom, ihrer letzten Station, bricht sie plötzlich aus, einmal möchte sie auch etwas erleben, was Spaß macht, dabei helfen ihr, zunächst nicht ganz uneigennützig, der Reporter Joe Bradley (Gregory Peck) und sein Fotograf Irving Radovich (Eddie Albert), beide auf der Jagd nach einem Scoop, der Supergeschichte für ihre Zeitung. Gemeinsam erleben die drei einen wunderbaren Tag in der ewigen Stadt, die keiner von ihnen je vergessen wird…

Eine zeitlose, romantische Komödie mit gut aufgelegten Schauspielern, einer wunderschönen Stadt als Kulisse, die eine märchenhafte Geschichte erfrischend und leicht erzählt und dann dankenswerterweise der Konstruktion eines billigen Happy-Ends widersteht.

Das Bonusmaterial bietet auch hier Hintergrundgeschichten, Fotos, ein Porträt von Audrey Hepburn und den Paramount-Filmen der 1950ger Jahre. Interessant ist jedoch außerdem die Darstellung der McCarthy-Ära und ihrer Auswirkungen auf die Filmschaffenden, die in dieser Zeit wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe ein Berufsverbot erhielten, so wie Drehbuchautor Dalton Trumbo: Von der A-List zur Black-List.

 

Regie: William Wyler

Drehbuch: Dalton Trumbo, Ian McLellan Hunter, John Dighton

Kamera: Henri Alekan, Franz Planer

Schnitt: Robert Swink

Musik: Georges Auric

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, Gregory Peck, Eddie Albert

 

USA 1953

Paramount

118 min.

FSK 6

 

Bonusmaterial:
• Filmmaker Focus: Im Gespräch mit Leonard Maltin über Roman Holiday
• Hinter den Kulissen: Kostüme
• Rom mit einer Prinzessin
• Audrey Hepburn: Die Paramount-Jahre
• Dalto Trumbo: Auf die schwarze Liste
• Paramount in den 1950ern
• Das war Audrey
• Original-Kinotrailer
• Fotogalerien

 

Sabrina

Die junge Sabrina Fairchild (Audrey Hepburtn), Tochter des Chauffeurs der super-reichen Larrabee-Famillie, liebt den Playboy-Sohn des Hauses David (William Holden), der jedoch viel zu sehr mit anderen Liebschaften beschäftigt ist, um Sabrina überhaupt zu bemerken. Bruder Linus Larrabee (Humphrey Bogart) scheint sich um Frauen nicht wirklich zu kümmern, er trägt die ganze Last der Familiengeschäfte. Als Sabrina nach einem Jahr Aufenthalt in einer Kochschule in Paris zurückkehrt, bemerkt David zum ersten Mal ihre Reize, und endlich scheint sich ihr Jungmädchentraum zu erfüllen, da kommt den beiden Linus in die Quere…

Dem Film trägt die Handschrift von Billy Wilder, der seine Figuren komödiantisch und leicht durch deren Irrungen und Wirrungen führt. William Holden darf als eitler und dümmlicher Weiberheld glänzen, Humphrey Bogart wirkt zwar zunächst etwas fehlbesetzt, aber auch er kann am Ende als Eroberer der erwachsen gewordenen Sabrina überzeugen, Happy-End inklusive, und Audrey Hepburn ist so mitreißend charmant in ihrer Entwicklung vom naiven Mädchen zur eleganten Frau, eine Hollywood-Komödie im besten Stil, die man immer noch gerne sieht.

 

Regie: Billy Wilder

Drehbuch: Billy Wilder, Samuel A. Taylor, Ernest Lehman, b/a Theaterstück von Samuel Taylor

Kamera: Charles Lang

Schnitt: Arthur P. Schmidt

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, Humphrey Bogart, William Holden, Walter Hampden, John Williams, Martha Hyer

 

USA 1954

Paramount

114 min.

FSK 12

 

Krieg und Frieden

Die junge Natascha wächst in der lebensfrohen Familie Rostow auf, unbekümmert nimmt sie Anteil an den Irrungen und Wirrungen zweier mit ihrer Familie befreundeten Männer, Andrej Bolkonski (Mel Ferrer) und Pierre Besuchow (Henry Fonda), beide in ihren Ehen nicht vom Schicksal begünstigt. Erst allmählich beginnt Natascha selbst Gefühle für die beiden zu entwickeln, bis ihr ganzes Leben von dem großen Feldzug Napoleons gegen Russland auf den Kopf gestellt wird.

Monumentalfilm mit viel Gefühl, der die geschichtlichen Aspekte, die Darstellung der russischen Gesellschaft und die Auswirkung der napoleonischen Kriege auf Russland und Europa geschickt mit den privaten Geschichten seiner Protagonisten verknüpft. Der Film schwelgt in imposanten Bilder sowohl von den Schlachtfeldern als auch dem schmählichen Rückzug der Grande Armée aus Russland im Jahr 1812, und fesselt mit diesem Stück verfilmter Weltliteratur über die gesamte Länge seiner mehr als drei Stunden Laufzeit.

 

Regie: King Vidor

Drehbuch: Bridget Boland, Robert Westerby, King Vidor, Mario Camerini, Ennio De Concini, Ivo Perili, b/a dem Roman von Leo Tolstoi

Kamera: Jack Cardiff

Schnitt: Leo Catozzo

Musik: Nino Rota

 

Besetzung:

Audrey Hepburn, Mel Ferrer, Henry Fonda, Vittorio Gassman, Herbert Lom, Oscar Homolka, Anita Ekberg, Helmut Dantine, Jeremy Brett

 

Paramount

USA 1956

208 min.

FSK 12

 

Dienstag, 14. Dezember 2021

Im Kino: Monte Verità - Der Rausch der Freiheit

Die junge Hanna Leitner (Maresi Riegner) lebt um 1900 in Wien ein typisches Frauenleben. Sie ist verheiratet mit einem Mann, der sein Recht auf ehelichen Geschlechtsverkehr notfalls auch mit Gewalt einfordert, hat zwei kleine Töchter und leidet unter asthmatischen Anfällen. Der Arzt Otto Gross (Max Hubacher) soll sie behandeln, als dieser sich selbst zu einer Kur in die Schweiz begibt, folgt Hanna ihm und erfährt dort, an dem geheimnisvollen Ort Monte Verità im Tessin, was Freiheit und selbstbestimmtes Leben bedeuten können. Sie beginnt zu fotografieren und lebt sich ein in eine Gemeinschaft von Freigeistern, wo sie interessanten Menschen wie der Leiterin der Gemeinschaft Ida Hofman (Julia Jentsch), der Tänzerin Isadora Duncan, der unter Stimmungsschwankungen leidende Lotte Hattemer (Hannah Herzsprung) und dem Schriftsteller Hermann Hesse begegnet. Eines Tages jedoch erscheint ihr Mann mit den beiden Töchtern, um Hanna zurückzuholen…

Der „Berg der Wahrheit“ war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Treff- und
Anziehungspunkt für viele Suchende aus aller Welt, wo Pazifisten, Künstler, Intellektuelle zusammen kamen, um verschiedene alternative Lebensmodelle auszuprobieren. Hierzu gehörten Formen der freien Liebe, vegane oder vegetarische Ernährung, Nutzung der Natur als Heilkraft, aber auch der Versuch, sich von allen bürgerlichen Zwängen zu befreien.

Dieses reale Siedlungsprojekt dient dem Film als Hintergrund für das fiktive Porträt seiner Figur Hanna Leitner. Die Zumutungen ihrer Ehe werden zwar stellenweise ein wenig plakativ abgehandelt, aber dank der überzeugenden Darstellung von Maresi Riegner wirkt ihr Drang nach Ausbruch aus ihren Zwängen, die ihr im wahrsten Sinnes des Worte die Luft abschnüren, absolut überzeugend. Die Suche nach aktuellen Lebensentwürfen ist heute so genau so aktuell wie damals, und es passt ins Bild, dass die treibenden Kräfte hinter Vielem Frauen sind, während die Männer auch an einem solchen Ort oftmals nur an der Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse interessiert sind. Gegenüber dem harten Konflikt, den Hanna mit sich auszutragen hat, hin- und hergerissen zwischen ihrem schlechten Gewissen als Mutter, die ihre Kinder im Stich gelassen hat, und dem übermächtigen Gefühl, dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein, bildet die sich leise entwickelnde Dreiecksbeziehung zwischen Hanna, Ida und Lotte einen reizvollen Gegenpunkt.

Schön bebildert ist „Monte Verità“ ein ruhiger Film über eine Vergangenheit, die so vergangen auch wieder nicht ist, ein emanzipatorisches Drama, eindringlich, wenngleich ohne spektakuläre Höhepunkte, und auch wenn Hanna Leitner nicht wirklich existiert hat, hätte sie ohne weiteres Teil dieser Kolonie sein können.

 


Regie: Stefan Jäger

Drehbuch: Kornelija Naraks

Kamera: Daniela Knapp

Schnitt: Noemi Katharina Preiswerk

Musik: Volker Bertelmann

 

Besetzung:

Maresi Riegner, Max Hubacher, Julia Jentsch, Hannah Herzsprung

 

D/Ch/Au 2021

DCM

116 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 16. Dezember 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2vv66u8DXnQ

 

Fotomaterial: © tellfilm, Grischa Schmitz, DCM

 

Dienstag, 7. Dezember 2021

Im Kino: West Side Story

Tony (Ansel Elgort) verliebt sich in Maria (Rachel Zegler), aber beide dürfen nicht zueinander kommen, da sie zu rivalisierenden Gangs im New York der 1950ger Jahre gehören, den Sharks auf der einen und den Jets auf der anderen Seite.

Ist es bei dem bekanntesten Liebespaar der Literaturgeschichte Romeo und Julia noch die Zugehörigkeit zu verfeindeten Familien, die ihre Verbindung unmöglich macht, so trennen Tony und Maria ihre ethnische Herkunft und die damit verbundene Mitgliedschaft in ihrer jeweiligen Bande von Jugendlichen, die bis aufs Messer miteinander verfeindet sind. Bekanntermaßen nimmt keine dieser Geschichten ein gutes Ende.

Das erfolgreiche Bühnenmusical, das diesem Film zugrunde liegt, wurde bereits 1961 ebenso erfolgreich auf die Leinwand gebracht, und diese Erfolge beruhen zum großen Teil auf der zeitlos-schönen Musik von Leonard Bernstein mit den Song-Texten des leider kürzlich verstorbenen Stephen Sondheim. Ob eine Neuverfilmung unbedingt notwendig war, sei dahingestellt, der Funke springt jedenfalls auch dieses Mal über. Unter der Regie von Altmeister Spielberg, der sich erstmals in seiner langen Karriere an ein Musical wagt, überzeugen die Darsteller mit ihren Gesangs- und Tanzeinlagen, allen voran die junge Rachel Zegler in ihrer ersten Rolle, und Rita Moreno, in der Verfilmung von 1961 die Darstellerin der Anita, ist in einer Nebenrolle zu sehen.

Beeindrucken kann auch die stimmige Kulisse, die nicht aussieht wie eine Kulisse, sondern tatsächlich wie die Upper West Side, als dort Ende der 1950ger Jahre alte Gebäude abgerissen wurden, um dem neuentstehenden schicken Lincoln-Center Platz zu machen, etwas was in der Folge unter dem Stichwort "Gentrifizierung" in allen Städten der Welt immer wieder zu finden ist. Dadurch wird die soziale Spannung zwischen den beiden Gruppen etwas schärfer beleuchtet, bei der die Gang der Jets aus unterprivilegierten weißen Jungen besteht, während die Sharks aufgrund ihrer puertoricanischen Herkunft diskriminiert werden, im Gegensatz zu den Jets aber Jobs haben und Geld verdienen, woraus ein Konflikt resultiert, der leider, ebenso wie die Musik, zeitlos zu sein scheint.

Wer Musicals mag, kommt an diesem nicht vorbei, und wer den alten „West Side Story"-Film mochte, kann sich hier noch einmal an einer leicht modernisierten, wenngleich im Kern unverändert gebliebenen Neufassung erfreuen, die Songs und die Musik sind es allemal wert.


 Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Tony Kushner, b/a Bühnenstück/ Buch von Arthur Laurents

Kamera: Janusz Kaminski

Schnitt: Sarah Broshar, Michael Kahn

Musik: Leonard Bernstein

 

Besetzung:

Ansel Elgort, Rachel Zegler, Ariana DeBose, David Alvarez, Maik Faist, Rita Moreno, Corey Stoll, Brian d’Arcy James, Iris Menas

 


 Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

USA 2021

157 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 09. Dezember 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=k_pF-1M8sQs (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=ZnM6ag2cics (Englisch)

 

 

Heimkino: OSS 117 – Liebesgrüße aus Afrika (OSS 117: Alerte rouge en Afrique noire/ OSS 117: From Africa with Love)

Wenn eine Mission diplomatisches Geschick und Fingerspitzengefühl erfordert, so müsste Agent Hubert Bonisseur de La Bath aka OSS 117 eigentlich mit allen Mitteln von ihr ferngehalten werden. Aber der französische Geheimdienst bedient sich zu Beginn der 1980ger Jahre nach wie vor gerne seiner Dienste, auch wenn er bereits ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Gerade den Fängen russischer Agenten in Afghanistan entronnen, soll er eine delikate Aufgabe in Afrika übernehmen, bei der er den jungen Agenten Serge aka Bob Nightingale aka OSS 1001 zur Seite gestellt bekommt, worüber beide nicht sonderlich begeistert sind, nachdem der anfängliche Enthusiasmus von OSS 1001 über sein Idol OSS 117 schnell verflogen ist, was sich auf den Erfolg des Auftrags eher ungünstig auswirkt...

Die mit starkem Augenzwinkern versehen Anspielungen auf den Kollegen James Bond/ 007 sind auch in diesem dritten Abenteuer der OSS-Reihe breit gestreut, was sich bereits am Titel ablesen lässt. Mit nach wie vor entwaffnendem Charme und immer noch frischem Ansatz kämpft und tänzelt Jean Dujardin in bewährter Weise und völlig schmerzfrei von einem Fettnäpfchen zum nächsten. Kein Klischee über fremde Völker und Kulturen ist vor ihm sicher, mit unbedarfter französischer Arroganz – in dieser Hinsicht steht er seinen britischen und amerikanischen Agenten-Kollegen der realen Welt in nichts nach – und oft eklatanter Ignoranz meistert er alle Situationen, da er über ein unverwüstlich starkes Ego verfügt. 

Der Film spielt seine politische Unkorrektheit so unverschämt aus, dass er damit jeder Kritik daran bereits im Ansatz den Wind aus den Segeln nimmt. Wer nicht vorgibt, auf alle Befindlichkeiten zu achten, und dies dann auch nicht tut, wird entweder dafür gefeiert oder nie wieder eingeladen und so mag, wer Anstoß nehmen will, auf den Film verzichten, alle anderen dürfen sich auf einen netten Spaß mit einem gut aufgelegten Hauptdarsteller freuen.

 


Regie: Nicolas Bedos

Drehbuch: Nicolas Bedos, Jean Bruce, Jean-François Halin,

Kamera: Laurent Tangy

Musik: Anne-Sophie Versnaeyen

 

Besetzung:

Jean Dujardin, Pierre Niney, Fatou N’Diaye, Wladimir Yordanoff, Natacha Lindinger, Gilles Cohen

 


 Koch Films/ Gaumont

Frk 2021

117 min.

FSK 12

 

Ab 09. Dezember 2021 als Video-on-Demand, Blu-ray und DVD

 

 Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1Zn66IZ-9ik