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Montag, 28. April 2025

Im Kino: Die Legende von Ochi (The Legend of Ochi)

Das Mädchen Yuri (Helena Zengel) lebt mit ihrem Vater (Willem Dafoe) und einer Schar adoptierter Brüder auf einem kargen Eiland im Schwarzen Meer, wo die Menschen sich seit alters her gegen die in den Wäldern lebenden Ochis, unheimliche und furchterregende Wesen, zur Wehr setzen. Regelmäßig brechen die Inselbewohner zur Jagd auf, dabei stößt Yuri auf ein verletztes Ochi-Baby, und freundet sich mit diesem an. Dies verstößt nicht nur gegen alle Regeln, sondern führt Yuri auch auf die Spur ihres eigenen Familiengeheimnisses…

Nach anfänglicher Scheu und gegenseitiger Ablehnung entsteht zwischen dem Mädchen Yuri und dem niedlichen Ochi eine innige Beziehung, die nicht ganz zufällig an das einstige Gespann Elliott und ET erinnert. Als Familienfilm angelegt, gibt es durchaus finstere und bedrohliche Bilder, aber damit haben auch Grimms‘ Märchen in ihrem Kosmos nicht gegeizt. Wie dort wird zunächst eine düstere Welt heraufbeschworen, in der sich die Menschen und speziell die Kinder nur mit großen, verschreckten Augen bewegen, immer auf der Hut vor den Gefahren, die eine feindliche Welt da draußen für sie bereithält.

Hierfür sind entsprechende, durchaus gewaltige Bilder mit viel Schauwert zu bestaunen, ebenso werden Töne und Stimmen eingesetzt, die dann auch der Schlüssel zur Überwindung der Angst sind und den Ansatz zu einer gegenseitigen Annäherung bringen: lernt, miteinander zu sprechen, dann versteht ihr euch auch und müsst euch nicht bekämpfen!

Diese Botschaft macht aus dem zunächst düsteren Märchen ein schönes Erlebnis für die ganze Familie, wenn man sich darauf einlässt, die Ochis entpuppen sich am Ende als ganz patente Wesen, aber das kleine flauschige Ochi-Baby stiehlt mühelos allen die Show.

 


 Regie: Isaiah Saxon

Drehbuch: Isaiah Saxon

Kamera: Evan Prosofsky

Schnitt: Paul Rogers

Musik: David Longstreth

 

Besetzung:

Helena Zengel, Willem Dafoe, Emily Watson, Finn Wolfhard, Razvan Stoica, Carol Bors

 

AscotElite/ A24

2025

96 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 01. Mai 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=fHDpYx6-4s0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=_jTFLg3arYU (Englisch)

Im Kino: Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm (Volveréis)

Als Filmemacherin Ale (Itsaso Arana) und Schauspieler Álex (Jonás Trueba) beschließen, nach 15 Jahren auseinanderzugehen, soll dies ebenso zelebriert werden, wie normalerweise eine Hochzeit und so bereiten sie ein Fest mit Familie und allen Freunden vor, getreu einer Lebensweisheit von Ales Vater, der immer schon fand, dass auch ein solches Ereignis gebührend mit einer großen Party gefeiert werden sollte…

Nicht vielen Paaren, die sich einvernehmlich trennen wollen, gelingt dies am Ende auch, eine gemeinsame Trennungs-Party mit allen Freunden und Verwandten auf die Beine zu stellen, ist daher eine durchaus charmante Idee, die der Film mit leichter Hand und in gelöster Stimmung ausbreitet. Bevor es soweit ist, werden aber auch die Folgen selbst einer freundschaftlichen Trennung an sich beleuchtet, wer behält die Wohnung, die Möbel, was sagen die von diesem Schritt überraschten gemeinsamen Freunde dazu, wie wird man sich zukünftig mit ihnen treffen, es ist eben in jedem Fall ein neuer Lebensabschnitt.

An manchen Stellen gerät das Ganze etwas zu redundant, wenn eine Spur zu oft immer dieselben Phrasen wiederholt werden, überhaupt wird viel geredet, Erinnerungen an den französischen Regisseur Éric Rohmer werden geweckt, für die einen wahrscheinlich mit Freude, für andere eher mit Schaudern.

Aber Reden ist am Ende doch schöner und zivilisierter als Streiten, und zivilisiert geht das Paar in Trennung miteinander um, ein ermutigendes Beispiel, dass es auch so gehen kann, und wer weiß – der spanische Titel deutet es an – vielleicht kommen sie irgendwie und irgendwann doch wieder zusammen…

 

  
Regie: Jonás Trueba

Drehbuch: Jonás Trueba, Itsaso Arana, Vito Sanz, b/a einem Satz von Fernando Trueba

Kamera: Santiago Racaj

Schnitt: Marta Velasco

Musik: Iman Amar, Guillermo Briales, Ana Valladeres

 

Besetzung:

Vito Sanz, Itsaso Arana, Fernando Trueba, Andrés Gertrúdix

 

Los Illusos Films/ Piffl Medien

2024

114 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 01. Mai 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=eBpdwk3-TvA

https://www.youtube.com/watch?v=gJA4AYAPWqU (Spanisch)

Mittwoch, 23. April 2025

Im Kino: The Accountant 2

Nach dem Mord an ihrem Chef Ray King (J.K.Simmons), der einer brisanten Sache auf der Spur war, bittet dessen Stellvertreterin im Finanzministerium, Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson), Christian Wolff (Ben Affleck) um Hilfe. Zusammen mit seinem Bruder Braxton (Jon Bernthal) stößt er auf ein mächtiges Verschwörungsnetzwerk und wird bei dem Versuch, dieses zu zerstören von Wolfs Truppe neurodivergenter Jugendlicher mit beeindruckenden Hackerfähigkeiten tatkräftig unterstützt…

Der bereits als Autist mit Inselbegabung und Scharfschützentalent eingeführte Buchhalter aus dem Film „The Accountant“ des Jahres 2016 bekommt es hier mit einem skrupellosen Gegner zu tun, was Raum gibt für entsprechend getaktete Actionszenen und einen dazu passenden bleihaltigen Showdown.

Gleichzeitig spielt die Persönlichkeit des Autisten wieder eine Rolle, die mit Augenzwinkern einige spaßigen Sequenzen bietet, wenn er zum Beispiel seine Fähigkeiten zur Optimierung eines Dating-Portal-Algorithmus nutzt, nur um dann die scharenweise angelockten Frauen durch staubtrockene und verstörende Kommunikation wieder zu verschrecken.

Der Buddy-Aspekt wird dagegen etwas überstrapaziert, vor allem Braxton/ Bernthal nervt ein wenig durch redundante Manierismen, aber es gibt auch ein paar gelungene Momente zwischen den Buddy-Brüdern.

Alles in allem ein solider Action-Thriller, der aus dem üblichen Einerlei durch seinen besonderen Ansatz ein wenig heraussticht, wobei der Autismus/Gestörte-Persönlichkeit-Aspekt inzwischen auch nicht mehr so besonders ist, sondern gerade in Polizeikreisen fast schon zum guten Ton gehört.

 


 Regie: Gavin O‘Connor

Drehbuch: Bill Dubuque

Kamera: Seamus McGarvey

Schnitt: Richard Pearson

Musik: Bryce Desner

 

Besetzung:

Ben Affleck, Jon Bernthal, Cynthia Addai-Robinson,J.K. Simmons, Allison Robertson, Daniella Pineda, Robert Burke

 

Warner Bros. Germany

2025

132 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 24. April 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=4Orv0qrMkD0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=3wRCOqyDI6E (Englisch)

Donnerstag, 17. April 2025

Im Kino: Blood & Sinners (Sinners)

Die schwarzen Zwillinge Smoke und Stack (Michael B. Jordan) kehren Anfang der 1930ger Jahre nach einer Gangsterkarriere in Chicago in ihren Heimatort im tiefen Süden der USA zurück, um in einem riesigen alten Schuppen eine Blues-Bar zu eröffnen. Cousin Sammie (Miles Caton), ein begnadeter Gitarrist, soll zusammen mit der Blues-Legende Delta Slim (Delroy Lindo) für die Musik sorgen. Aber Sammie gehört zu den Musikern, von denen man sagt, sie ziehen die Geister aus Vergangenheit und Zukunft an, leider auch manche bösen…

Der Film beginnt mit viel Lokalkolorit als Reminiszenz an alte Zeiten, wo bei flirrender Hitze auf den weiten Baumwollfeldern des Südens schwarze Arbeiter schufteten, um sich dann in ihrer kargen Freizeit bei Musik und Alkohol zu vergnügen. Die Vorbereitungen für die Eröffnung des Juke Joints füllen den ersten Teil des Films, aber als dann der Abend des großen Events endlich gekommen ist und die Party losgeht, nimmt der Film eine völlig andere Wendung. Wer den Trailer zum Film noch nicht kennt und auch sonst noch nichts gesehen oder gehört hat, sollte an dieser Stelle vielleicht nicht weiterlesen, um sich von dem Plot-Twist überraschen lassen.

 

Für alle anderen geht es so weiter:

Nach einer immer mehr ins Surreale abgleitenden opulenten Musikszene, bei der schwarze Musik aus diversen Zeiten ineinander zu verschmelzen scheint, beginnt der zweite Teil, in dem die offensichtlich heraufbeschworenen Kräfte für einen ganz anderen Film sorgen, in dem Untote und Vampire aus ihrem finsteren Reich aufsteigen und die Party-Location belagern. Anlehnungen an Werke aus dem Tarantino-/ Rodriguez-Universum sind hier sicher nicht ganz zufällig, und der Horror wird blutig, wie der Titel bereits andeutet.

Dieser Genremix macht aus dem Film etwas ganz Besonderes, es wird viel fürs Auge und vor allem auch die Ohren geboten, denn der stellenweise hämmernde Soundtrack ist mitreißend und lädt ein zu einer Szeneparty aus der Hölle, wer sich darauf einlässt, bekommt einen furiosen und wuchtigen Film buchstäblich um die Ohren gehauen.

Wer möchte, kann nach Arthouse-Manier sicher auch den ein oder anderen sozialkritischen Aspekt herauslesen, vielleicht gerade auch in der abschließenden Sequenz, die in dieser Form eigentlich nicht zum Rest des Films passt, wenn die aufgepeitschte Stimmung, die der Film vorher kreiert hat zu einer abschließenden furiosen Abrechnung mit einem anderen Gegner genutzt wird, der bis dahin nur eine unterschwellige Rolle gespielt hat, ein unnötiger, aber verzeihlicher weiterer Twist, der dem begeisternden Gesamtbild glücklicherweise nicht schadet.

Ein wuchtiges Filmerlebnis, das seine volle Wirkung nur im Kino auf der großen Leinwand entfalten kann, das Streamen im heimischen Wohnzimmer sollte daher nur der Zweitverwertung vorbehalten sein! 

Und denk immer daran:

 Wenn du ständig mit dem Teufel tanzt, dann folgt er dir eines Tages nach Hause!

 

 Regie: Ryan Coogler

Drehbuch: Ryan Coogler

Kamera: Autumn Durald Arkapaw

Schnitt: Michel P. Shawver

Musik: Ludwig Göransson

 

Besetzung:

Michael B. Jordan, Hailee Steinfeld, Wunmi Mosaku, Miles Caton, Saul Williams, Delroy Lindo, Jack O’Connell, Andrene Ward-Hammond, Li Jun Li

 

Warner Bros. Germany

2025

137 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 17. April 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=AL4BwibdBOc (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=bKGxHflevuk (Englisch)

Mittwoch, 9. April 2025

Im Kino: The Amateur

CIA-Agent Charles Heller (Rami Malek) ist eher IT-Nerd als Spezialist für den Feldeinsatz, aber als seine Frau bei einem Terroranschlag ums Leben kommt und die Agency nichts unternimmt, um die Täter zur Verantwortung zu ziehen, verlässt Heller seinen Schreibtisch und begibt sich selbst auf einen Rachefeldzug. Einen Schnellkurs in Kampftechnik erpresst er von seinen Vorgesetzten, weil er ein paar Dinge über CIA-Aktionen weiß, die besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten…

Wo ein Jason Statham auf Rachefeldzug draufhauen würde, man kennt das, wächst so schnell kein Gras mehr. Die Hauptfigur hier ist von anderem Kaliber, beim Schießtraining stellt sich schnell heraus, dass er erst ab etwa einem Meter Abstand etwas treffen würde, seine Waffen sind nicht Fäuste, sondern Intelligenz und Informationstechnik, und beides setzt er, zusammen mit einem gewissen Talent für das Basteln von Sprengsätzen, ein, um an sein Ziel zu kommen.

Seine Jagd nach den Mördern seiner Frau führt ihn, ganz wie bei einem richtigen Agenten, quer durch die Welt, und man wird Zeuge, wie er an seiner Aufgabe wächst. Dabei wird der moralische Aspekt, ab wann man ein skrupelloser Mörder ist, quasi durch die Hintertür auf den Prüfstand gestellt. Denn auch wenn man nicht Auge in Auge mit der Waffe auf jemanden zielt, der Tod eines anderen macht, das wissen wir aus eigener leidvoller Geschichte, den Schreibtischtäter zum Täter. Zwar hat Charles Heller ein nachvollziehbares Motiv, zu tun, was er tut, aber Rache ist, hätte man es strafrechtlich zu beurteilen, ein niederer Beweggrund.

Aber natürlich hat der von Rami Malek großartig verkörperte Heller die Sympathien auf seiner Seite, ein von Schmerz tief verletzter Mensch, der letztlich zur Selbstjustiz gezwungen ist, da die offiziellen Stellen ihrer Aufgabe nicht nachkommen, für die eigentlich vorgesehene Verfolgung der Täter zu sorgen. Dass er dabei auch noch weitere unlautere Machenschaften seiner Behörde bei einigen ihrer weltweiten Einsätze aufdeckt, macht ihn dann endgültig zum Helden in dem – wir wissen es ja – schmutzige Spiel der Geheimdienste.

Ein solider Thriller mit einem guten Cast und zumindest einem spektakulären Moment, wer den Film sieht, wird wissen, was gemeint ist…

 

 

Regie: James Hawes

Drehbuch: Ken Nolan, Gary Spinelli, b/a Roman von Robert Littell

Kamera: Martin Ruhe

Schnitt: Jonathan Amos

Musik: Volker Bertelmann

 

Besetzung:

Rami Malek, Rachel Brosnahan, Jon Bernthal, Caitríona Balfe, Laurence Fishburn, Evan Milton, Tiffany Gray, Holt McCallany, Michael Stuhlbarg,

 

20th Century / Searchlight

2025

145 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 10. April2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=AiCr5JXKsM4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=DCWcK4c-F8Q (Englisch)

 

Im Kino: Dog Man – Wau gegen Miau

Als Officer Knight und Polizei-Hund Greg bei einem Einsatz schwer verletzt werden, fällt den Ärzten nur eine Rettungsmöglichkeit ein: Gregs unversehrter Kopf wird auf Knights unversehrten Körper genäht, die Geburtsstunde vom titelgebenden neuen Helden Dog Man, der sich von nun an auf seine ganz eigene Art auf die Jagd nach dem Schurken Petey the Cat macht. Als dieser nach zahlreichen Gefängnisausbrüchen versucht, seine verbrecherische Präsenz zu potenzieren und sich selbst klont, kommt es zu einem kleinen Zwischenfall in Gestalt von Little Petey, einem süßen Katzenbaby, das von nun an alles auf den Kopf stellt…

Weit weg von allen fotorealistischen Animationen kommt dieser Film in teilweise schreiend buntem, mitunter an Kinderzeichnungen erinnernden Stil daher, gepaart mit einem anarchischen Humor, der sich vor allem für die möglichen erwachsenen Kinobesucher auf einer Meta-Ebene bewegt und damit durchaus Spaß macht.

Die Geschichte ist ansonsten kindgerecht, bunt und laut, und was könnte niedlicher sein, als ein Katzenbaby? Auch die Vater-Sohn-Geschichte trifft einen Nerv, aber der allzu moralische Zeigefinger wird gar nicht mal ausgepackt, denn Kater Petey wandelt sich nicht komplett zum Guten, der einzige Bösewicht, den es erwischt, ist der Fisch Flippy, dem allerdings einiges an Charisma fehlt und der am Ende mehr nervt, als dass er punkten kann.

Ansonsten ein Vergnügen für die Zielgruppe und darüber hinaus für alle, die Sinn für Albernheiten und versteckte Späße haben.

 

 

Regie: Peter Hastings

Drehbuch: Peter Hastings, b/a der Buchreihe von Dav Pilkey

Kamera: Holly Bower u.a.

Schnitt: Brian Hopkins

Musik: Tom Howe

 

Besetzung:

Stimmen Origial: Pete Davidson, Poppy Liu, Lucas Hopkin Calderon, Peter Hastings, Ricky Gervais

Stimmen Deutsch: Marcel Collé, Moritz Ost

 

Universal Pictures

 89 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 10. April 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=RezVLKPO3vw (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=QaJbAennB_Q (Englisch)

Mittwoch, 2. April 2025

Im Kino: Stormskärs Maja – Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt (Myrskyluodon Maija)

Maja (Amanda Jansson), eine junge Frau im finnischen Åland des 19. Jahrhunderts, träumt wie viele Mädchen von der großen Liebe. Sie hat auch schon ihren Traumprinzen ausgeguckt, aber von ihren Eltern wird sie mit dem schüchternen Janne (Linus Troedsson) verheiratet. Mit ihm zieht sie auf die kleine abgelegene Insel Stormskär, wo Janne als Fischer ein Leben für sich und seine Familie aufbauen möchte und Maja hat keine andere Möglichkeit, als sich in ihr Schicksal zu fügen, was sich als herausfordernd, aber letztlich auch erfüllend erweist…

Der Film basiert auf der erfolgreichen Romanreihe der åländischen Autorin Anni Blomqvist, weswegen es trotz der Länge von etwas mehr als 160 Minuten zu zeitraffenden Sequenzen kommt, was aber dem Ganzen nichts von seiner Wucht nimmt.

In beeindruckenden Bildern von Naturgewalten, harter Arbeit und einem Leben immer am Existenzminimum, schafft es die Regisseurin, ihre Zuschauer in das Leben ihrer Protagonistin hineinzuziehen, die sich von ihrer anfänglichen Misere, mit einem ungeliebten Mann auf einer unwirtlichen gefangen zu sein, dort Kinder zu gebären, was unter den damaligen Umständen eines der gefährlichsten Unterfangen überhaupt für eine Frau bedeutete, mehr und mehr emanzipiert. Man wird Zeuge, wie sich ihre Ablehnung des ungeliebten Mannes schon bald in Gefühle wie Respekt, Vertrauen und am Ende in eine von beiden tief empfundene Liebe wandelt, schöner kann Kino eigentlich kaum sein!

Der Film ist ein wunderbares Beispiel dafür, was Kino eben kann, nämlich auf intensivste Weise in eine völlig fremde Welt einzutauchen, und diesmal einmal nicht in die Welt von Superhelden und sonstigen Fantasiewesen, sondern in das Leben einer mit einer harten Realität konfrontierten Frau, von dem man kaum eine Vorstellung hat, ein visuelles und emotionales Erlebnis, nachdem man das Filmtheater mit einem Gefühl verlässt, etwas durch und durch Erfüllendes und Befriedigendes erfahren zu haben.  

In diesem Fall also nicht von der Länge des Films abschrecken lassen, es entsteht zu keinem Zeitpunkt Langeweile, wenn man sich, wie die Protagonistin Maja, auf das einlässt, was einem geboten wird.

 


 Regie: Tiina Lymi

Drehbuch: Tiina Lymi, b/a Romanreihe von Anni Blomqvist

Kamera: Rauno Ronkainen

Schnitt: Joona Louhivuori

Musik: Lauri Porra

 

Besetzung:

Amanda Jansson, Linus Troedsson, Joanna Järnefelt,

 

Mindjaszz Pictures

2024

164 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 03. April 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=umMIUFOcdaQ

Im Kino: Eden

In den 1920ger Jahren entfliehen einige sehr unterschiedliche Menschen der Zivilisation und versuchen, sich auf der vormals unbewohnten Galápagos-Insel Floreana, ein neues Leben aufzubauen. Der deutsche Arzt Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und seine an MS erkrankte Lebensgefährtin Dore Strauch (Vanessa Kirby) sind die Ersten. Ritters Berichte und philosophische Traktate von der Insel locken weitere Auswanderer und Abenteurer an, so die deutsche Familie Wittmer (Daniel Brühl, Sydney Sweeney) und die schillernde Baroness Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet (Ana de Armas), die mit ihren zwei Liebhabern im Gefolge Pläne für ein Luxushotel hegt. Alle versuchen, ihre Utopie zu verwirklichen, aber schon bald gerät das Ganze aus den Fugen…

Die Hölle, das sind bekanntermaßen die anderen, und dafür liefert dieser Film einen eindrücklichen Beweis. Statt sich in der überhaupt nicht paradiesischen, sondern wilden und eher lebensfeindlichen Umwelt gegenseitig zu helfen und zusammenzustehen, entwickelt sich ein ständiges Gegeneinander im niederträchtigen und egoistischen Kampf um Wasser und Nahrung und den besten Platz auf der ansonsten menschenleeren Insel.

Friedrich Ritter erweist sich als inkompetenter Theoretiker, der in seiner Zeit auf der Insel nicht einmal halb soviel geschafft hat, wie die Familie Wittmer, die schon bald ein kleines, festes Haus besitzt und erfolgreich bei der Gewinnung von Nahrung und Wasser ist. Gerade als sich zwischen den Parteien trotzdem eine Art Gleichgewicht einzustellen beginnt, gerät dieses durch die Ankunft der dritten Partei in Gestalt der vorgeblichen Baroness schon nach kurzer Zeit völlig aus den Fugen. Sie ist der Prototyp des egoistischen und manipulativen Menschen, der einfach nicht in Frieden mit anderen zusammenleben kann, ohne diesen zum eigenen Nutzen das Wasser abzugraben, was hier durchaus wörtlich zu verstehen ist.

Solche Eigenschaften sind offensichtlich Teil der menschlichen Natur, eine pessimistische Sicht auf die Welt, auch unter dem Gesichtspunkt, dass diese Geschichte keine fiktionale ist, sondern sich tatsächlich so oder ähnlich vor fast hundert Jahren zugetragen hat, wovon die Originalaufnahmen zeugen, die dem Film im Abspann beigefügt sind, wobei sich nie genau feststellen ließ, was sich wirklich zugetragen hat, außer, dass es am Ende zwei Tote und zweit Vermisste gab.

Der Film ist ob der Niederträchtigkeit seiner Akteure manchmal nur schwer zu ertragen, vor allem wenn man sich umschaut und dieselben Mechanismen zurzeit so prägnant in der aktuellen Weltpolitik mit den zahlreichen autokratischen Egomanen beobachten kann, also nichts für einen beschaulichen Kinoabend…

 

 

Regie: Ron Howard

Drehbuch: Noah Pink, Ron Howard

Kamera: Mathias Herndl

Schnitt: Matt Villa

Musik: Hans Zimmer

 

Besetzung:

Jude Law, Vanessa Kirby, Ana de Armas, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Felix Kammerer, Jonathan Tittel, Toby Wallace, Richard Roxburgh, Paul Gleeson

 

Leonine Studios

2024

129 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 03. April 2025

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=uyxvhk2uqrM (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=bDmlT7P9SR8 (Englisch)