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Donnerstag, 28. Februar 2019

Film-Rezensionen: The Hate U Give



Starr Carter (Amandla Stenberg) pendelt zwischen zwei Welten: ihrer schwarzen Community, in der Drogen und Kriminalität eine große Rolle spielen, und ihrer Schule, in der von ihren privilegierten Klassenkameraden niemand weiß, wo sie lebt. 
 Als sie nach einer Party in ihrem Viertel von einem Freund aus Kindertagen, Khalil (Algee Smith), nach Hause gefahren wird, werden die beiden von einem Polizisten auf Streife angehalten, weil Khalil beim Abbiegen nicht geblinkt hat. Starr und ihre Geschwister haben von ihrem Vater Maverick (Russell Hornsby) von klein auf gelernt, wie sie sich weißen Polizisten gegenüber zu verhalten haben, während Khalil, der sich keiner Schuld bewusst ist, allzu sorglos und aufmüpfig auftritt. Weil der nervöse Polizist Khalils Verhalten missdeutet, schießt er ohne Vorwarnung auf ihn, und Khalil stirbt noch auf der Straße in Starrs Armen. In einem anschließenden Verfahren soll sie als Zeugin aussagen, aber Khalil war für King (Anthony Mackie), den Drogenboss ihres Viertels tätig, und dieser hat kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Polizei. Während sich auf den Straßen Protestdemonstrationen gegen Gewalt gegen Schwarze formieren, muss Starr sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen will. 

Der Film beginnt als Coming-of-Age-Geschichte, mit den üblichen Problemen einer Teenagerclique und der Suche eines jungen Mädchens nach seinem Platz in der Welt. Sie hat einen weißen Freund, Chris, (K.J. Apa), der ihr ständig versichert, dass ihre Hautfarbe für ihn keine Rolle spielt. Aber so einfach ist es nicht für Starr, und Khalils brutaler Tod deckt ebenso brutal genau diesen Konflikt auf, in dem sie sich befindet, zwischen der Loyalität zur eigenen Familie und der Community, zu der sie gehört auf der einen, und den Interessen der Gesellschaft an einem gewaltfreien Miteinander auf der anderen Seite. Wenn man damit aufwächst, dass der Umstand, schwarz oder weiß zu sein, bei einer Polizeikontrolle den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann, wächst eine Wut heran, die wiederum Gewalt gebiert, bis der Hass, der einem von Kindheit an entgegengebracht wird, zur zweiten Haut wird, die man nicht mehr ohne weiteres abstreifen kann. The Hate U give…

Dabei zeichnet Regisseur George Tillman keineswegs ein einseitiges Bild, seine Sicht auf das Milieu, das er beschreibt, ist durchaus reflektiert und differenziert, dabei wird deutlich, wie schwer es ist, den Teufelskreis aus Armut, schlechten Chancen, Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Es  braucht eine starke Stimme, um sich Gehör zu verschaffen, wenn die Menschen um einen herum verlernt haben, zuzuhören. In Amandla Stenberg hat Tillman eine überzeugende Protagonistin gefunden, der man die innere Zerrissenheit ansieht, ein zerbrechlich wirkendes Mädchen auf dem Weg, zu einer starken Stimme zu werden.

 


Regie: George Tillman Jr.
Drehbuch: Audrey Wells, b/a Roman von Angie Thomas
Kamera: Mihai Malaimare Jr.
Schnitt: Alex Blatt, Craig Hayes
Musik: Dustin O’Halloran

Darsteller:
Amandla Stenberg, Regina Hall, Russell Hornsby, Anthony Mackie, Issa Rae, Common, Algee Smith, Lamar Johnson, K.J. Apa,
 
Fox 2000 Pictures
133 min.
Deutscher Kinostart: 28. Februar 2019


Film-Rezensionen: Wie gut ist deine Beziehung


Steve (Friedrich Mücke) und Carola (Julia Koschitz) sind seit fünf Jahren ein Paar und glücklich miteinander. Wirklich? Diese Frage stellt sich Steve, als sein Freund Bob (Bastian Reiber) plötzlich von seiner Freundin verlassen wird, um sich dem in die Jahre gekommenen, aber charmanten Tantra-Lehrer Harald (Michael Wittenborn) zuzuwenden. Damit ihm dies nicht auch passiert, stellt Steve seine Beziehung auf den Prüfstand, allerdings so ungeschickt, dass er sie damit beinahe zerstört, indem er in ungewohnten Aktionismus verfällt und Zweifel sät, wo vorher keine waren, bis Carola nicht mehr weiß, ob sie eigentlich glücklich ist oder nicht.

Der Film von Ralf Westhoff schafft es nicht ganz, die Erwartungen an eine spritzige Screwball-Komödie zu erfüllen, dafür sind Inszenierung und Timing der Dialoge etwas zu behäbig. Viele Gags sind vorhersehbar und es fehlt die Pointiertheit, was die Akteure vergeblich mit einer manchmal übertriebenen Mimik auszugleichen versuchen. Dennoch gibt es unterhaltsame Momente, vor allem Dank Michael Wittenborn, dem es gelingt, einen komischen Kontrapunkt zu setzen ohne dabei seinen Tantra-Lehrer zu einer Witzfigur zu machen. Daneben bleibt die Erkenntnis und Botschaft des Films, dass es manchmal besser ist, nicht alles zu hinterfragen, wenn etwas gut läuft.


Regie: Ralf Westhoff
Drehbuch: Ralf Westhoff
Kamera: Marc Achenbach
Schnitt: Uli Schön
Musik: Oliver Thiede

Darsteller:
Julia Koschitz, Friedrich Mücke, Bastian Reiber, Michael Wittenborn, Maja Beckmann
 
Westhoff Film im Verleih von
Warner Bros.
111 min.
Deutscher Kinostart: 28. Februar 2019


Mittwoch, 20. Februar 2019

Film-Rezensionen: Der Goldene Handschuh


Was wie der Titel eines anheimelnden Märchens klingt, ist tatsächlich ein Trip geradewegs hinab in die Hölle. Die Kiez-Kneipe auf Sankt Pauli mit dem Namen „Zum Goldenen Handschuh" wird als Sammelbecken für Säufer kurz vor und manchmal auch kurz nach dem Delirium tremens gezeigt, für abgehalfterte Huren und Frauen auf der Suche nach einer vollen Flasche und einem Schlafplatz für die Nacht, egal wie heruntergekommen und versifft. Die Stammgäste, die sich dort treffen, tragen programmatische Namen wie Doornkaat-Max, Soldaten-Norbert, Tampon-Günther, Nasen-Ernie, Anus, und sie scheinen ihr Refugium nie zu verlassen, außer für die halbe Stunde, in der der Schankraum kurz durchgeputzt wird, um danach die gewohnten Plätze wieder einzunehmen. Deutsche Schlagermusik aus der Jukebox sorgt für den ein oder anderen sentimentalen Moment, ansonsten herrscht schnapsgeschwängerter Stumpfsinn.

In dieser Kneipe verkehrt auch eine weitere armselige Gestalt, Fritz Honka, genannt Fiete, der eine schaurige Berühmtheit erlangt hat, weil er zwischen 1970 und 1974 vier Frauen ermordet und Teile von ihnen in seiner Wohnung einlagerte, bis man ihm schließlich zufällig auf die Spur kam, weil in der Wohnung unter ihm ein Feuer ausbrach.

Der Stoff diente Heinz Strunk in seinem Roman „Der Goldene Handschuh“ für eine Milieustudie, lakonisch und trocken, die nichts beschönigt, den Serienmörder als ärmstes unter den armen Würstchen darstellt und dabei auch die unappetitlichsten Details nicht ausspart, und diese Vorlage hat sich nun der Regisseur Fatih Akin für seinen Film ausgesucht. Vielleicht weil es eine Hamburger Geschichte ist, vielleicht weil er, wie er sich selbst äußerte, einmal einen Horrorfilm machen wollte, und ein Horrorfilm ist es dann auch geworden. Empfindliche Gemüter sollten unbedingt von einem Kinobesuch absehen, den Hartgesottenen, die diese Warnung ignorieren, bietet sich ein von Akin ausstattungsmäßig präzise und authentisch in Szene gesetztes Panoptikum, das in seinen drastischen Szenen seinen Darstellern eine Menge abverlangt. Fraglich bleibt jedoch, ob sich die Mühe gelohnt hat, denn der Film schafft es nicht, den Zuschauer mitzunehmen, sondern lässt ihn einigermaßen ratlos und angewidert zurück.

Der junge Schauspieler Jonas Dassler schlüpft dank einer kompromisslosen Arbeit der Maskenbildner in die hässliche Haut des Fritz Honka, dessen Gesicht und Gestalt durch einen schweren Unfall arg deformiert wurden, was der Film nicht thematisiert. Trotz einer beeindruckenden Leistung Dasslers überzeugt seine Verwandlung dennoch nicht immer, an manchen Stellen droht sein Honka in eine bloße Karikatur des Schreckens abzugleiten. Zu keinem Zeitpunkt wird die Frage gestellt – geschweige denn beantwortet – wie dieses Monster über einen so langen Zeitraum völlig unbemerkt von aller Welt seine Taten begehen konnte, wie Frauen spurlos verschwinden konnten, während sich in Honkas Wohnung ein unerträglicher Gestank ausbreitete, den er auch mit jeder Menge Tannenduft-Wunderbäumen nicht überdecken konnte. Sein biographischer Hintergrund – zehn Geschwister und eine überforderte Mutter – wird während eines Besäufnisses mit seinem kurz auftauchenden Bruder knapp angerissen, was sonst über die Person des realen Honka bekannt ist, nimmt der Film ebenfalls nicht auf, allein sein – letztendlich gescheiterter – Versuch, über einen neuen Job sein Leben zu ändern, findet Eingang.

Die Faszination, sich aus sicherer Distanz einem Biotop voller gescheiterter Existenzen zu nähern, wird in Gestalt eines Teenagerpaares greifbar: ein junger Mann führt seine Freundin, um diese zu beeindrucken, an den verruchten und deshalb so spannenden Ort, den der „Der Goldene Handschuh“ darstellt, abstoßend und anziehend zugleich, ohne zu ahnen, dass er sie unter Umständen in Gefahr bringt, denn Honka sieht in der blonden jungen Frau einen Engel, der für ihn normalerweise unerreichbar ist. Als er sich ihr auf der Straße zu nähern versucht, macht das Feuer in seinem Haus seinem Treiben ein Ende, denn die Feuerwehr stößt auf der Suche nach Brandnestern auf die Leichenteile in Honkas Wohnung, was dann endlich zu seiner Verhaftung führt.

Natürlich ist es fast unmöglich, einen Menschen wie Honka begreiflich zu machen, aber dann stellt sich die Frage, weshalb man ihn überhaupt zur Hauptperson eines Films macht. Da der künstlerische Ansatz, die dunkelsten Seiten der menschlichen Natur zu beleuchten im Gegensatz zum Buch im Film nicht überzeugt, muss sich Fatih Akin den Vorwurf gefallen lassen, lediglich die niederen und voyeuristischen Gelüste seines Publikums anzusprechen. 


Regie: Fatih Akin
Drehbuch: Fatih Akin, b/a Roman von Heinz Strunk
Szenenbild: Tamo Kunz
Bildgestaltung: Rainer Klausmann
Schnitt: Andrew Bird, Franziska Schmidt-Kärner
Maske: Maike Heinlein, Daniel Schröder, Lisa Edelmann
Musik: FM Einheit

Darsteller:
Jonas Dassler, Margarethe Tiesel, Katja Studt, Marc Hosemann, Tristan Göbel, Uwe Rohde, Hark Bohm Victoria Trauttmansdorff, Adam Bousdoukos, Jessica Kismalla, Marina Eitner-Acheampong, Barbara Krabbe

Warner Bros. Pictures
Bombero International
Warner Bros.Film Productions Germany und Pathé

FSK: Keine Jugendfreigabe
110 min.
Deutscher Kinostart: 21. Februar 2019

Film-Rezensionen: Vice: Der Zweite Mann (Vice)


Zwischen 2001 und 2009 war Richard „Dick" Cheney Vizepräsident des als schwach und nicht besonders intelligent geltenden Präsidenten George W. Bush, der Film "Vice" widmet sich seiner Karriere, die ihn, von vielen unbemerkt, zeitweise zum mächtigsten Mann der Welt machte.

Cheney (Christian Bale) wird als zunächst gescheiterte Existenz skizziert, der die Universität wegen schlechter Noten und einiger Alkoholexzesse verlassen muss. Seine ehrgeizige Verlobte und spätere Ehefrau Lynne (Amy Adams), ebenso machthungrig wie er, die als Frau in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jedoch nur über den Umweg eines erfolgreichen Ehemannes ihre Ziele verwirklichen kann, setzt ihn unter Druck und die Angst, sie zu verlieren, gibt ihm den nötigen Antrieb, sich eine Karriere in der Politik aufzubauen. Dabei hilft ihm von Anfang an das scheinbar phlegmatische Naturell eines schweigenden Beobachters, der jederzeit bereit ist, im geeigneten Moment zum Schlag auszuholen.

Er beginnt im Team Nixons als persönlicher Assistent von Donald Rumsfeld (Steve Carell), an dem er im Laufe seiner Karriere vorbeizieht, schafft es dank seiner immer präziseren Kenntnisse der Mechanismen der Hauptstadt zum Stabschef des Weißen Hauses unter Gerald Ford und zum Außenminister unter George Bush senior, insofern hätte der Posten des Vizepräsidenten eigentlich einen Rückschritt bedeutet, was dem machthungrigen Menschen Cheney zunächst nicht behagte. Dank seiner Gerissenheit und seines Ehrgeizes entdeckt er jedoch Möglichkeiten, seine Position zur Schaltzentrale auszubauen, aus der heraus er für eine kurze Zeit die Geschicke der Welt lenkt, wovon Auswirkungen zum Teil bis heute spürbar sind.

Zwischen seinen politischen Ämtern ist er für den Konzern Halliburton tätig, eine Verquickung privater und politischer Interessen, die sich für beide Seiten als lukrativ erweist, verdient Halliburton doch durch staatliche Aufträge immense Summen.

Der Film zeigt machtgierige und dabei letztlich skrupellose Menschen bei der Arbeit, an sich nichts Neues, doch wartet Regisseur Adam McKay immer wieder mit kleinen, aber originellen inszenatorischen Überraschungen auf, die den satirischen Ansatz des Films unterstreichen, ohne ihn gänzlich zu einer Komödie zu machen. Der Unterton bleibt ernst, hebt sich aber wohltuend von der eher verbissenen Kritik eines Michael Moore ab und bietet reichlich Anregung, sich mit einem verhältnismäßig unbekannten Politiker noch einmal näher zu beschäftigen, der aus der zweiten Reihe heraus das Schicksal der Welt in Händen hielt.

Christian Bale wird mit Hilfe der hervorragenden Arbeit seiner Maskenbildner tatsächlich zu Cheneys Widergänger und auch die übrigen Akteure, allen voran Sam Rockwell als leicht tumber George W. Bush kommen den Originalen sehr nahe. Alles in allem ein faszinierender Einblick in Machtmechanismen der Politik in einem sehenswerten und unterhaltsamen Film.



Regie: Adam McKay
Drehbuch: Adam McKay
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: Hank Corwin
Musik: Nicholas Britell

Darsteller:
 Christian Bale, Amy Adams, Steve Carell, Sam Rockwell, Eddie Marsan, Tyler Perry

Universum film
132 min
Deutscher Kinostart: 21. Februar 2019





Film-Rezensionen: Der Verlorene Sohn (Boy Erased)


Der neunzehnjährige Jared (Lucas Hedges) wächst bei seinen streng gläubigen Eltern im Süden der USA auf. Sein Vater (Russell Crowe) ist Prediger in der Baptistengemeinde und seine Mutter (Nicole Kidman) unterstützt ihren Ehemann. Als der Verdacht aufkommt, Jared könnte homosexuell sein, erschüttert dies besonders den Vater und er schickt seinen Sohn in eine sogenannte Reparativtherapie, wo der selbsternannte Therapeut Viktor Sykes (Joel Edgerton) solche vom Weg abgekommenen Jugendlichen zu heilen und wieder auf den rechten Weg zurückzubringen verspricht, eine Behandlung, die für viele der „Patienten" eine traumatische Erfahrung bedeutet. Als Jareds Mutter schließlich erkennt, wie ihr Junge unter den repressiven Methoden des Viktor Sykes leidet, widersetzt sie sich dem Willen des Vaters und holt Jared nach Hause.

Hollywood sucht sich seine Themen mehr und mehr in tatsächlichen Begebenheiten, inwieweit der fertige Film dann jeweils tatsächlich die Realität widerspiegelt, können nur die echten Personen beurteilen, die als Vorlage für die fiktiven gedient haben. Die äußerst umstrittene Reparativtherapie, auch Konversions- oder Reorientierungstherapie genannt, gibt es tatsächlich und wird auch in Deutschland praktiziert, ausgehend von der Vorstellung, dass es sich bei Homosexualität um eine psychische Störung handelt, die therapierbar ist. Da diese Auffassung inzwischen allgemein abgelehnt wird, gibt es Bestrebungen, solche Therapien gesetzlich zu verbieten, wie dies in einer Reihe von amerikanischen Bundesstaaten mittlerweile der Fall ist. Das Europäische Parlament hat 2018 mit überwältigender Mehrheit eine parteiübergreifende Initiative ergriffen, nach der Therapien zur Heilung von Homosexualität gesetzlich verboten werden sollen.

Der Schauspieler Joel Edgerton hat sich des Themas auf Grundlage der autobiographischen Schilderung eines Betroffenen angenommen, aber der Film schafft es nicht, das tatsächlich Unerhörte der Reparativtherapie so darzustellen, dass es den Zuschauer aufrüttelt. Zu behäbig inszeniert, in blassen Bilder tröpfelt die Handlung dahin. Es fehlen pointiert gesetzte Höhepunkte, obwohl es diese durchaus gegeben hätte, als sich zum einer der Jugendlichen das Leben nimmt. Aber auch dieses tragische Ereignis verschwimmt, so wie auch die Atmosphäre im elterlichen Haus des jungen Jared nie die notwendige Schärfe erreicht, obwohl die hochkarätigen Schauspieler, allen voran Nicole Kidman, durchaus gute Arbeit abliefern. Dieses wichtige Thema hätte einen insgesamt packenderen Film verdient, schade.


 Regie: Joel Edgerton
Drehbuch: Joel Edgerton, b/a der Biographie „Boy Erased – Autobiografische Erzählung" von Garrard Conley
Kamera: Eduard Grau
Schnitt: Jay Rabinowitz
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans

Darsteller:
 Lucas Hedges, Nicole Kidman, Joel Edgerton, Russell Crowe, Flea,


Universal Pictures Germany
115 min
FSK 12
Prädikat: Besonders Wertvoll
Deutscher Kinostart: 21. Februar 2019



Dienstag, 12. Februar 2019

Film-Rezensionen: Alita - Battle Angel



In einer fernen Zukunft findet ein Cyber-Doktor namens Ido (Cristoph Waltz) auf einem Schrottplatz der Stadt Iron City die Reste eines halb zerstörten weiblichen Cyborgs. Er gibt ihr einen neuen Körper und nennt sie „Alita" nach seiner verstorbenen Tochter. Alita (Rosa Salazar) erinnert sich nicht, wer sie ist oder wo sie ursprünglich herkommt, aber auf ihren Streifzügen durch die dystopische Stadt Iron City, in der Menschen, Cyborgs und abenteuerliche Mischwesen ums Überleben kämpfen, lernt sie schnell, dass sie für ein paar mächtige Leute offensichtlich eine Gefahr darstellt, die versuchen, sie zu eliminieren, allen voran der korrupte Vector (Mahershala Ali).

Ein neuer Freund, der smarte Hugo (Keenan Johnson), bietet sich als Helfer an, ist aber selbst zu sehr in dunkle Machenschaften verstrickt und auch ihr Ziehvater Ido scheint nicht das zu sein, was er vorgibt. Alita kommt nach einigen Kämpfen gegen andere Cyborgs, vor allem die berüchtigten Hunter-Warrior, allmählich ihrer Vergangenheit immer näher, bis sie sich schließlich als hochgerüstete Kampfmaschine offenbart, die den Menschen in Iron City gegen die bösen Mächte von Zalem – einer geheimnisvollen, hoch über Iron City schwebenden Stadt – helfen kann.

Der Film ist ein von Robert Rodriguez beherzt in Szene gesetztes Actionspektakel, bei dem es im Unterton wieder einmal um die tiefen Fragen des Lebens geht: wer bin ich, woher komme ich und was ist meine Bestimmung? Dies ist auch für actionlastige Filme nicht neu, entscheidend ist am Ende die Umsetzung. Technisch eine gelungene Mischung in 3D aus Motion-Capture und CGI im Zusammenspiel mit echten Schauspielern, ist die Story des Films, die auf einer Manga-Comicromanserie von Yukito Kishiro beruht, eher konventionell. Die Charaktere treten, wie es sich gehört, als gute und böse und im Fall von Hugo auf etwas dazwischen auf, die meisten ihrer Dialoge sind wenig originell. Die Handlung setzt sich aus zahlreichen Versatzstücken zusammen, es gibt ein Motorball-Kampfspiel, das sehr an die guten alte Rollerball-Spiele erinnert, und ein Panoptikum aus bizarren Menschmaschinenwesen, wie sie gern für eine ferne Zukunft eingesetzt werden.

 Alita hat, wie viele Actionhelden, ein Vergangenheitsproblem mit Erinnerungsdefizit und schaut auf die chaotische Welt, in der sie gelandet ist, mit den mangatypischen großen Kinderaugen. Selbstverständlich braucht es für solch ein verlorenes Wesen eine Liebesgeschichte, einen jugendlichen Helden, der sich in Alita, den Cyborg verliebt - auch wenn Hugo sich nicht als ganz so rein entpuppt -  und einen bösen Antagonisten, der diesmal in doppelbödiger Gestalt aus dem Hintergrund bzw. buchstäblich von oben die Fäden zieht. Christoph Waltz gibt sich als Dr. Ido väterlich und wirkt manchmal ein bisschen verloren, zu kämpfen hat er in der deutschen Fassung jedenfalls manchmal damit, seine deutschen Sätze einigermaßen synchron einzusprechen. Ach ja, und wer es sich zutraut, mag im Film nach dem nicht im Abspann genannten Edward Norton suchen…

Unterhaltsam ist der Film für jeden, der bunte Action und die Cyborgwelt liebt, inwieweit Fans der Mangareihe sich für diese Umsetzung des Stoffes begeistern werden, kann mangels Kenntnis der Vorlage nicht beurteilt werden. Wer allerdings ein Kammerspiel mit geschliffenen Dialogen erwartet, ist definitiv falsch im Kinosaal.





Regisseur: Robert Rodriguez
Drehbuch: James Cameron, Laeta Kalogridis und Robert Rodriguez
Kamera: Bill Pope
Schnitt: Stephen E. Rivkin, Ian Silverstein
Musik: Tom Holkenborg, Junkie XL
Basierend auf dem Graphic Novel "Gunnm" von Yukito Kishiro
Produziert von: James Cameron und Jon Landau

Darsteller:

Rosa Salazar, Christoph Waltz, Jennifer Connelly, Mahershala Ali,
Ed Skrein, Jackie Earle Haley, Keean Johnson, Jeff Fahey

Twentieth Century Fox
122 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 14. Februar 2019



Copyright Bilder + Clip: 20th Century Fox


Donnerstag, 7. Februar 2019

Film-Rezensionen: The Prodigy

Ein Frauenmörder, der es liebt, seinen Opfern vor der Tötung die Hände abzutrennen, wird von der Polizei erschossen, nachdem eine der Frauen entkommen und bevor er sein "Werk" vollenden konnte. Im Moment seines Todes bringt in einem anderen Teil der USA eine Frau namens Sarah Blume (Taylor Schilling) ein Kind zur Welt. 

Der kleine Miles (Jackson Robert Scott) zeigt schon bald Entwicklungsschübe, die auf eine
Hochbegabung hindeuten (daher der Filmtitel: „Wunderkind"), während sein Sozialverhalten jedoch gestört zu sein scheint. Als er etwa acht Jahre alt ist, häufen sich die beunruhigenden Vorkommnisse, die sich nicht mehr mit den Sonderlichkeiten eines hochbegabten Nerds erklären lassen und seine verzweifelte Mutter wird in einen unauflösbaren Konflikt gestürzt zwischen der Liebe zu ihrem Kind und der Bekämpfung des Bösen, das, wie sie mehr und mehr glaubt, in ihm steckt.


Der Horrorfilm von Nicholas McCarthy appelliert an tiefste Elternängste und spielt ebenso mit den Gefühlen des Zuschauers, der immer wieder zweifelt, ob das Geschehen real oder nur in der Einbildung der Beteiligten existiert, weil die Inkarnation des Bösen in einem Kind stets eine besondere Anmutung darstellt. Aber es gab genügend Vorläufer, in denen sich, offensichtlich von deren Unschuld angezogen, das Böse genau aus diesem Grund gerne eines Kindes bedient, siehe Regan in „The Exorcist“ und natürlich Satansbraten Damien in "The Omen". Auch wenn einige Züge der Handlung der vorhersehbaren Logik des Genres folgen und dem abgebrühten Horrorfan sicher nicht mehr als einen wohligen Schauer bescheren werden, wartet der Schluss mit einer durchaus überraschenden Wendung auf, als Mutter Sarah vor einer grausamen Entscheidung steht.




Regie: Nicholas McCarthy
Drehbuch: Jeff Buhler
Kamera: Bridger Nielson
Musik: Joseph Bishara

Darsteller:
Taylor Schilling, Jackson Robert Scott, Colm Feore, Peter Mooney, Paul Fauteau

Orion Pictures/ splendid film
92 min.
Deutscher Kinostart: 07. Februar 2019




Fotos und Clip: © 2000-2019 MR FilmPressKit-online Gmbh