„Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Männern überlassen könnte.“
Dieser Satz der ehemaligen Bundesministerin Käte Strobel fasst den Dokumentarfilm von Torsten Körner bestens zusammen, wenngleich man sich fragt, weshalb dieser Film über Frauen in der Hauptsache von Männern gemacht wurde…
Der Film stellt die Situation von Frauen in der Politik von ihren bundesrepublikanischen Anfängen bis in die heutigen Tage dar, unterlegt mit einzigartigen und spannenden historischen Aufnahmen aus den Archiven der deutschen Politikgeschichte. Erste Ideen und Ansätze zu dem Film reichen einige Jahre zurück und begannen bereits vor Phänomenen wie Trump und seinem toxischer Frauenbild, der #MeToo-Bewegung und dem Wiedererstarken autokratischer männlicher Platzhirsche europa- und weltweit. Umso wichtiger könnte sein Beitrag dazu sein, innezuhalten und sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern mutig den Weg weiterzuverfolgen, denn wie sagte schon die FDP-Politikerin Marie-Elisabeth Lüders 1958: "Wenn die Leute nicht weiterkämpfen, dann werden sie das, was sie haben, wieder verlieren.“
Unterteilt in zwölf Kapitel wird ein Bilderbogen deutscher Parlaments- und Politikgeschichte aufgeschlagen, in dem die Protagonisten der Macht in den frühen Jahren der Bonner Republik ein reiner Männerclub sind. Die ersten Frauen, die sich hier Zutritt verschaffen wollen, müssen sich gegen immense Widerstände, demütigende und sexistische Zumutungen, Häme und Ignoranz durchsetzen, ein wahrhaft steiniger Weg, den der Film noch einmal sehr anschaulich anhand historischer Aufnahmen aufzeigt.
In Interviews kommen u.a. die Politikerinnen Herta Däubler-Gmelin (SPD), Marie-Elisabetz Klee (CDU), Usrula Männle (CSU), Christa Nickels (Die Grünen), Ingrid Matthäus-Maier (FDP/SPD), Renate Schmidt (SPD) und Rita Süsmuth (CDU) zu Wort, unterlegt mit historischen Aufnahmen von weiteren politischen Größen wie Aenne Brauksiepe (CDU), Hildegard Hamm-Brücher (FDP), Waltraud Schoppe und Petra Kelly (Die Grünen).
„Die Unbeugsamen“ ist ein wichtiger Film über mutige Frauen und der Titel mit seinen Assoziationen zu Western und Gangsterfilmen könnte treffender nicht sein. Er bietet eine Geschichtsstunde der besonderen Art, nicht langweilig, sondern hochspannend, dabei immer darauf bedacht, keinen Geschlechterkampf zu propagieren, sondern das gleichberechtigte Miteinander in der Gesellschaft und vor allem in einem so wichtigen Feld wie der Politik. Längst ist aus der alten Bonner Republik die neue Berliner Republik geworden, angeführt zwar bis zum Jahr 2021 von einer Kanzlerin, wie es weitergeht, ist jedoch offen, immerhin ist der Frauenanteil im Bundestag wieder zurückgegangen. Es braucht also immer noch Frauen, die den eingeschlagenen Weg weitergehen, obwohl gerade sie nach wie vor Zielscheibe infamer und niederste Instinkte ansprechender Angriffe sind, vor allem über die sogenannten „sozialen“ Netzwerke.
Also aufgepasst, Frauen: „Wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie vorgestern" (Annemirl Bauer, 1988).
Regie & Drehbuch: Torsten Körner
Kamera: Johannes Imdahl, Claire Jahn
Schnitt: Sandra Brandl
Musik: Stefan Döring
Dokumentarfilm
D 2015-2020
99 min.
FSK 6
Deutscher Kinostart (endlich!): 26. August 2021
Trailer: https://youtu.be/yLjAayYEgOQ