Blog-Archiv

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Im Kino: Bugonia

Michelle Fuller (Emma Stone) ist als CEO einer Medizinfirma erfolgsverwöhnt, da wird sie eines Tages von zwei Männern (Jesse Plemons, Aidan Delbis) entführt, die fest dran glauben, dass sie ein Alien ist, das es darauf abgesehen hat, die Menschheit zu vernichten, schließlich gibt es überall Zeichen ihres zerstörerischen Wirkens, wenn man nur die Augen offenhält und die Zeichen zu deuten weiß…

Was wie eine abgedrehte Story klingt, ist genau das, eine von Verschwörungsmythen überbordende Verrücktheit, wie sie zurzeit scheinbar nur Yorgos Lanthimos auf die Leinwand bringt, tatsächlich aber gibt es die südkoreanische Vorlage „Save the Green Planet“ aus dem Jahr 2003, an der sich Lanthimos auch recht eng orientiert, deren ungeschliffene Rohheit er aber zu einem brillanten Schmuckstück aufpoliert hat.

Zur Seite steht ihm dabei einmal mehr die unerschrockene Emma Stone als taffes Entführungsopfer und auch Jesse Plemons ist wieder mit von der Partie, als scheinbar armes Würstchen, das durch nichts und wieder nichts von seinen Vorstellungen darüber abzubringen ist, was die Welt im Innersten zusammenhält, beziehungsweise zerstört. Dabei wird sehr schön herausgearbeitet, wie hoffnungslos es ist, jemanden in die Realität zurückzuholen, der so fest in seinen Wahn abgetaucht ist, dass er bei Widerspruch alle Gegenargumente abschmettern kann, und sich natürlich dann, wenn man auf ihn eingeht, einfach nur bestätigt fühlt. Und am Ende besteht ja auch noch die Möglichkeit, dass vielleicht er Recht hat und alle anderen sich irren…

Wer Spaß an solch teilweise überdrehtem Irrwitz hat wird sich jedenfalls köstlich amüsieren, aber auch wenn das alles zu viel zu werden droht, kann man sich auf jeden Fall an einem Kammerspiel mit einem großartigen Ensemble delektieren, das alles aus sich herausholt, allerdings bei einem Spiel auf Leben und Tod, das nichts für allzu Zartbesaitete sein dürfte.

 


  Regie: Yorgos Lanthimos

Drehbuch: Will Tracy, b/a Originaldrehbuch von Jang Joon-hwan

Kamera: Robbie Ryan

Schnitt: Yorgos Mavropsaridis

Musik: Jerskin Fendrix

 

Besetzung:

Emma Stone, Jesse Plemons, Aidan Delbis

 

Universal Pictures

2025

118 min.

FSK16

Deutscher Kinostart: 30. Oktober 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=n5r3JYud6pY (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=7VBigr-JHB0 (Englisch)

 

 

Im Kino: Stiller

Ein Amerikaner namens James Larkin White (Albrecht Schuch) wird in der Schweiz verhaftet, er soll der seit Jahren verschwundene und bei einer Kriminalermittlung gesuchte Bildhauer Anatol Stiller sein, was er jedoch vehement bestreitet. Selbst die zur Feststellung seiner Identität hinzugezogene Gattin Julika (Paula Beer) ist hin und hergerissen, ob es sich bei diesem Mann wirklich um den ihren handelt…

Wer kennt ihn nicht, den Roman „Stiller“ des Schweizer Schriftstellers Max Frisch, beliebt als Schullektüre, aber wegen seines Umfangs nicht bei allen Schülern geschätzt. Insofern macht es sich diese Verfilmung etwas einfach, indem sie den ganzen zweiten Teil der literarischen Vorlage einfach weglässt und sich ganz auf die Konfrontation des Verhafteten mit seinem behaupteten Ich konzentriert. So wird aus einem vielleicht ein wenig sperrigen Werk ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem inmitten eines hochkarätigen Casts vor allem Albrecht Schuch wieder einmal überzeugt.

Das Spiel mit der Identität, wer bin ich, bin ich der, den andere in mir sehen oder will ich noch der sein, der ich einmal war, ist die eine Seite, dagegen stehen durch die geschickt eingestreuten Rückblenden auch immer wieder aufkommenden Zweifel, ob das Ganze nicht doch einfach nur eine Verwechslung ist, und der Amerikaner White kennt genug Geschichten aus seiner vorgeblichen Heimat, die zumindest seinen Gefängniswärter überzeugen.

 

So schafft der Film ein interessantes Vexierbild, sät zwischenzeitlich sogar bei denen Zweifel, die das Buch eigentlich kennen, und da das Ganze wie ein Kriminalfall aufgebaut ist, gibt es am Ende auch einen hübschen kriminalistischen Twist, der dann endgültig die Antwort auf die Frage liefert, nach der alle gesucht haben, wenn auch vielleicht immer noch nicht für die Hauptperson...

 

 

 

Regie: Stefan Haupt

Drehbuch: Alex Buresch, Stefan Haupt, b/a Roman von Max Frisch

Kamera: Michael Hammon

Schnitt: Franziska Koeppe

Musik: David Hohl, Richard Ruzicka

 

Besetzung:

Albrecht Schuch, Paula Beer, Stefan Kurt, Marie Leuenberger, Maximilian Simonischek, Sven Schelker, Ingo Ospelt, Martin Vischer

 

 

StudioCanal

2025

99 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 30. Oktober 2025

 

 

Trailer:   https://www.youtube.com/watch?v=s1bwIfkUYnc

Im Kino: Dracula - Die Auferstehung (Dracula: A Love Tale)

Graf Vlad von Dracul (Caleb Landry Jones) zieht im 15. Jahrhundert nach dem Verlust seiner geliebten Frau Elisabeta (Zoë Bleu) und einer daraufhin folgenden Gotteslästerung einen schrecklichen Fluch auf sich: er wird unsterblich und ist dazu verdammt, für alle Zeiten als untoter Blutsauger sein Dasein zu fristen. Als er im Paris des 19. Jahrhunderts in einer jungen Frau seine verlorene Elisabeta wiederzuerkennen glaubt, macht er sich auf den Weg dorthin, um endlich Erlösung zu erlangen…

Luc Besson orientiert sich in dieser neuesten Auflage der Vampir-Saga erkennbar mehr an seinem Vorgänger Coppola und dessen Film aus dem Jahr 1992 als an der Original-Vorlage von Bram Stoker, denn er macht, wie Coppola, aus dem schrecklichen Grafen einen verzweifelten Liebenden und aus der Vampirgeschichte eine die Jahrhunderte überdauernde Romanze.

Hierfür liefert Besson, ebenso wie Coppola, schöne Bilder, unterlegt mit einem imposanten Soundtrack, aber ansonsten hat er leider nichts wirklich Neues zu sagen, Es bleibt dabei: Vampire trinken keinen Wein und wollen nur das Eine, die ursprünglich reine Horror-Story mit unterschwelligen sexuellen Motiven wird ein bisschen zur Liebesschnulze verklärt, allerdings auch untermalt mit wuchtigen und blutigen Szenen aus des Grafen Vergangenheit.

 

Der Cast wird angeführt und dominiert von Caleb Landry Jones, der zweifellos ein beeindruckender Darsteller ist, aber irgendwie fehlt ihm für diese so von seiner Leidenschaft geprägte Figur das gewisse Charisma, während Christoph Waltz eine solide Vorstellung abliefert.

 

Wer mit diesem Film zum ersten Mal eine Dracula-Verfilmung erlebt, bekommt eine opulente Inszenierung geboten und dürfte sich durchaus gut unterhalten fühlen, wer bereits viele der anderen Verfilmungen kennt, muss selbst entscheiden, welcher er am Ende den Vorzug gibt.

 

   

Regie: Luc Besson

Drehbuch: Luc Besson, b/a Roman von Bram Stoker

Kamera: Colin Wandersman

Schnitt: Lucas Fabiani

Musik: Danny Elfman

 

Besetzung:

Caleb Landry Jones, Zoë Bleu, Christoph Waltz, Guillaume de Tonquédec, Matilda De Angelis. Ewens Abid

 

 

Leonine/ Canal+/TF1

2025

129 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 30. Oktober 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=5l4pPHsVDv8 (Deutsch)

  https://www.youtube.com/watch?v=sEGIBj8p27g (Englisch)

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Im Kino: Springsteen - Deliver Me From Nowhere

Im Jahr 1982 hat der Musiker Bruce Springsteen (Jeremy Allen White) bereits einige erfolgreiche Alben veröffentlicht und man erwartet nun von ihm, dass er nachlegt. Aber eine tiefgreifende Depression droht Springsteen aus der Bahn zu werfen und so zieht er sich in einer Art Selbsttherapie zurück, spielt in seinem Schlafzimmer, nur mit seiner Gitarre und einem Aufnahmegerät bewaffnet, ein paar Stücke „unplugged“ ein, die er dann auf einem Album „Nebraska“ veröffentlicht, gegen den Widerstand seines Managers (Jeremy Strong) und der Plattenfirma, handelt es sich doch um ausnehmend düstere Titel…

In dem Film geht es weniger um eine Gesamtschau auf den weltberühmten und unermüdlichen Rocker Springsteen, sondern um eine besondere Episode aus dessen Leben, in der er sich den Dämonen seiner Vergangenheit entgegenstellt. Angetrieben von diesen dunklen Seiten in seinem Leben, mit einem gefühllosen und unterschwellig gewalttätigen Vater, der ihm nie die Liebe und Anerkennung geben konnte, die sich sein Sohn gewünscht hätte, aber auch angezogen von dunklen Geschichten anderer, wie die des Serienkillers Starkweather, auf die er eines Abends in Terence Malicks Film „Badlands“ stößt, wird er, indem er in seinen Texten nach und nach von der dritten in die erste Person wechselt, immer persönlicher, bis seine Seele offen vor ihm liegt.

Das Ergebnis dieser Nabelschau lässt er dann ohne jegliche technische Bearbeitung veröffentlichen, weil es genau das ist, was er schon immer einmal loswerden wollte. Bei seiner Plattenfirma stößt dieses Album mit seinen durchgehend eher monoton vorgetragenen Songs allerdings auf wenig Gegenliebe, das ist nicht der rockende Star, mit dem sich weiter viel Geld verdienen lässt, aber, wie man im Nachspann erfährt, ganz so erfolglos wie befürchtet wird das Album dann doch nicht.

 

Bleibt den Machern des Films zu wünschen, dass sich bei ihrem Werk ein ähnlicher Effekt einstellt, denn ehrlich gesagt lassen sich Parallelen zu den Schmerzensliedern erkennen. Trotz der guten Besetzung reißt der Film nicht wirklich mit, und die depressive Stimmung legt sich bisweilen wie Mehltau über die Handlung, da kann sich Jeremy Allen White noch so sehr die Seele aus dem Leib spielen.

 

 


 Regie: Scott Cooper

Drehbuch: Scott Cooper, b/a dem Buch von Warren Zanes

Kamera: Massanobu Takayanagi

Schnitt: Pamela Martin

Musik: Jeremiah Fraites

 

Besetzung:

Jeremy Allen White, Jermy Strong, Paul Walter Hauser, Stephen Graham, Odessa Young, Gaby Hoffmann, Grace Gummer

 

Bluegrass Films/ 20th Century Studios/ Walt Disney Studios Germany

2025

120 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=egqxtAEr8LY (Deutsch)

 https://www.youtube.com/watch?v=OuRX3n2LTlc (Englisch)

 

Im Kino: Franz K.

Der junge Franz Kafka (Idan Weiss) lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Prag ein zerrissenes Leben zwischen der wenig spannenden Arbeit in einem Versicherungsbüro und seiner heimlichen Sehnsucht nach künstlerischer Entfaltung. Drangsaliert von einem autoritären Vater (Peter Kurth) versucht er sich, ermutigt von seinem Freund Max Brod (Sebastian Schwarz), regelmäßig an Schreibübungen, die bei seinem Umfeld durchaus ankommen, dabei lässt er sich ebenso regelmäßig von jungen Damen den Kopf verdrehen, aber auch im Hinblick auf eine feste Bindung steht er sich immer wieder selbst im Weg…

Der bereits 1924 mit Anfang 40 verstorbene Franz Kafka hat, verglichen mit der Bedeutung seines Schaffens, ein schmales Œvre hinterlassen. Die Sekundärliteratur, die sich mit seinem Werk beschäftigt, übersteigt dieses um ein Vielfaches, während die Bedeutung des Schriftstellers Kafka bis in die Gegenwart unbestritten ist, auch wer vielleicht nichts von ihm gelesen hat, dürfte den Begriff „kafkaesk“ zumindest gehört, vielleicht auch schon selbst verwendet haben. Neben der Beschreibung einer manchmal undurchschaubaren Welt zeichnen sich seine Texte aber auch durch unterschwelligen Humor und zaghafte Poesie aus.

Bei dem Versuch, uns diesen Autor näher zu bringen, bewegt sich der Film auf verschlungenen Pfaden episodenhaft hin und her, streut sogar Einschübe aus der Jetztzeit ein, was zunächst überrascht, sich dann aber durchaus gelungen in die anderen Versatzstücke einfügt, so dass am Ende, auch dank der ausgezeichneten Darstellerriege, aus vielen Puzzle-Teilen ein Bild entsteht, bei dem zwar immer noch ein paar Teile fehlen, man aber durchaus einen Eindruck eines immer noch rätselhaften, widersprüchlichen und sperrigen Menschen bekommt, der sich in einer Zeit und einem Umfeld bewegte, das nicht nur in der Rückschau ebenso zerrissen erscheint, wie er selbst, mit der Vielsprachigkeit und den multikulturellen Einflüssen im damaligen Prag, wobei es allerdings den Nazi-Bezugs im Epilog tatsächlich nicht gebraucht hätte. 

 


 Regie: Agniezska Holland

Drehbuch: Marek Epstein, Marek Epstein

Kamera: Tomasz Naumiuk

Schnitt: Pavel Hrdlicka

Musik: Mary Komasa, Antoni Lazarkiewicz

 

Besetzung:

Idan Weiss, Peter Kurth, Katharina Stark, Carol Schuler, Sebastian Schwarz, Sandra Korzeniak

 

 

Marlene Film Produktion/ X-Filme Creative Pool und Metro-Films

2025

127 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=f_uLgdGKL6M

 

 

Im Kino: Das Verschwinden des Josef Mengele

Josef Mengele, der berüchtigte KZ-Arzt, lebt Mitte der 1950ger Jahre unerkannt in Südamerika, getragen von einem Netzwerk alter Kameraden und der finanziellen Unterstützung seiner Günzburger Unternehmerfamilie. Aus Angst vor Entdeckung und möglicher Strafverfolgung wechselt er seinen Aufenthaltsort immer wieder, von Argentinien über Paraguay bis Brasilien, wo ihn eines Tages sein inzwischen erwachsener Sohn besucht. Auf dessen Frage, was er damals in Auschwitz getan hat, bleibt der von Alter, Isolation und Paranoia gezeichneten Mengele die Antwort schuldig…

Diese Frage beantwortet der Film trotz einiger Rückblenden in die KZ-Zeit allerdings auch nicht, er zeigt Mengele dort lediglich bei der entspannten Freizeitgestaltung. Um den Horror, der mit seinem Namen auf immer verbunden sein wird, zu ermessen braucht es auf jeden Fall entsprechende Vorkenntnisse darüber, was er als Arzt im Lager und bei der Selektion an der Rampe getan hat, insofern wird eine Nachrecherche unbedingt empfohlen. Sein Wirken in Auschwitz ist aber auch nicht Thema das Films, wie sich bereits am Titel ablesen lässt, es geht tatsächlich um das Leben danach, wie es möglich war, dass Mengele sich, wie so viele andere, der Verantwortung für ihr Tun entziehen konnte und weder mit seinen Taten konfrontiert noch dafür von einem Gericht verurteilt wurde.

 

Der Film zeichnet Mengeles Weg ins und durchs Exil nach, ein Getriebener auf der Flucht, der nirgendwo Ruhe findet, aber, und das wird erschreckend deutlich, kein von seinem Gewissen Geplagter, sondern jemand, der sich bis zum Schluss unschuldig verfolgt sieht, hat er doch, wie alle anderen, nur seine Pflicht getan. Ebenso schrecklich anzusehen sind die Szenen mit all den alten Nazis, in Südamerika, aber auch in Deutschland, die sich gegenseitig schulterklopfend versichern, dass sie nach wie vor die einzig richtigen Deutschen sind und waren, die nur darauf warten, das Land wieder nach ihren Vorstellungen gestalten zu können.

 

Insofern bietet der Film in eindrucksvollen szenischen Collagen Stoff, um sich mit der Figur Josef Mengele zu beschäftigen, ohne sich explizit mit dessen Taten auseinanderzusetzen, wer dies erwartet, ist hier falsch. Wer sich aber für das Psychogramm eines verbohrten, unbelehrbaren Verbrechers interessiert, bekommt genau dies, von einem überragenden August Diehl grandios verkörper.

 

 

  

Regie: Kirill Serebrennikov

Drehbuch: Kirill Serebrennikov, b/a auf dem Roman von Olivier Guez

Kamera: Vladislav Opelyants

Schnitt: Hansjörg Weißbrich

Musik: Paul Livingston

 

Besetzung:

August Diehl, Max Bretschneider, Dana Herfurth, Friederike Becht, Burghart Klaußner, Sven Schelker,

 

 

DCM Film

2025

135 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2025

 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Ndx0S5hYjlw  (Deutsch)

Im Kino: Chainsaw Man - The Movie: Reze Arc

Teufelsjäger Denji, äußerlich ein ganz normaler Teenager mit ein paar merkwürdigen Freunden, verliebt sich in das süße Mädel Reze, das aber nicht so ganz das zu sein scheint, was es vorgibt…

Die Fortsetzung der Manga- und Anime-Franchise-Serie findet ihren Weg ins Kino, was Liebhaber der Reihe freuen dürfte, denn der Film hat optisch einiges zu bieten, was auf der großen Leinwand vorzüglich zur Geltung kommt.

Zunächst scheint es sich um eine leichtfüßige Teenagerromanze zu handeln, in der Denji – im Nebenberuf der titelgebende Chainsaw Man – manchmal Zweifel daran hat, ob er überhaupt ein Herz besitzt. Als er sich in ein Mädchen verliebt, das ihm völlig den Kopf verdreht, scheint dieser Zweifel ausgeräumt, aber dann entwickelt sich Reze zunächst vom naiven Mädel in eine freizügige junge Frau und im nächsten Schritt geht es tatsächlich um Denjis Herz, aber auf eine völlig andere Weise, als gedacht.

Und dann entwickelt sich der Film zu einer actiongeladenen Tour-de-Force, Kettensägenmetzeleien inklusive, für Fans sicher ein Hochgenuss, für alle anderen nicht so. Wenn auch die Optik, wie gesagt, insgesamt überzeugt, so kann es die uninspirierte deutsche Synchronisation überhaupt nicht, aber vielleicht muss das so sein, was weiß ich schon…

 


 Regie: Tatsuya Yoshihara

Drehbuch: Tatsuki Fujimoto, b/a Originalvorlage von Hiroshi Seko

Kamera: Teppei Ito

Schnitt: Masato Yoshitake

Musik: Kensuke Ushio

 

 

Sony Pictures Germany

Besetzung:

Stimmen deutsch u.a.:

Alex Friedland, Charlotte Urig, Özge Kayalar, Franziska Trunte

 

2025

100 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=vbEOsrs0p5w&list=PLV8SYu5H_eOKSKr_OyL-TPh9g5Ch_I9zL&index=9  (Deutsch)

Recap: https://www.youtube.com/watch?v=wlFjdI8o4UU&list=PLV8SYu5H_eOKSKr_OyL-TPh9g5Ch_I9zL&index=7 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=EPaoHkV0dYw (Englisch)

 

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Im Kino: Tron: Ares

Einst gab es eine Technologie, mit der es möglich war, in die digitale Welt zu gelangen, und dort als Programm mit anderen Programmen in menschlicher Gestalt zu agieren. Nun verspricht der junge Unternehmer Julian Dillinger (Evan Peters), Enkel eines der damaligen Entwickler, den umgekehrten Weg, indem er Programme in die reale Welt herüberholt, um sie zum Beispiel als unbesiegbare Krieger einzusetzen, die bei Verlust jederzeit ersetzbar sind. Leider haben seine Prototypen, darunter der Elitesoldat Ares (Jared Leto), noch einen kleinen Fehler: sie zerfallen nach weniger als einer Stunde. Den Schlüssel zu einer permanenten Existenz scheint die Konkurrentin Eve Kim (Greta Lee) in Händen zu halten, und Dillinger setzt Ares daran, diesen zu besorgen, aber Ares verfolgt in erster Linie eigene Interessen…

Nach „Tron“ und „Tron: Legacy“ gibt es nun, im Fahrwasser der aktuellen KI-Diskussionen und KI-Entwicklungen, eine Neuauflage, in der aber weder der titelgebende Tron auftaucht, noch dem Thema künstliche Intelligenz irgendetwas Substantielles hinzugefügt wird. Der Film schwelgt in bombastischen Bildern und ist mit einem ebenso opulenten Soundtrack überfrachtet, schön anzuschauen, aber die eigentliche Story dahinter bleibt blass und kommt über die allzu bekannte Prämisse nicht hinaus, dass der eine etwas braucht, was ein anderer hat und alles daransetzt, sich diesen McGuffin zu beschaffen, koste es, was es wolle.

Wem das genügt, der bekommt einen Bilderrausch mit krachender Action und ordentlich was um die Ohren, aber am Ende gibt es, außer den erwähnten Schauwerten nichts, was im Gedächtnis bleibt, und Jared Leto ist einfach kein guter Schauspieler…

  Regie: Joachim Rønning

Drehbuch: Jesse Wigutow, David DiGilio, b/a Figuren von Steven Lisberger und Bonnie MacBird

Kamera: Jeff Cronenweth

Schnitt: Tyler Nelson

Musik: Nine Inch Nails, Trent Reznor, Atticus Ross

 Besetzung:

Evan Peters, Greta Lee, Jared Leto, Gillian Anderson, Jodie Turner-Smith, Cameron Monaghan, Arturo Castro, Hasan Minjaj, Jason Tremblay, sowie Jeff Bridges

  

Walt Disney Pictures

2025

119 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 09. Oktober 2025

  

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Wnc6Ol4goNA (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=YShVEXb7-ic (Englisch)

Im Kino: Amrum

Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wird das Leben auch auf der Nordseeinsel Amrum, wohin der kleine Nanning (Jasper Billerbek) mit Mutter (Laura Tonke) und Geschwistern aus Hamburg geflohen ist, immer schwieriger, während der Vater, ein hoher Nazi-Funktionär, sich irgendwo in Kriegsgefangenschaft befindet. Die Mutter kann das drohende Ende des Nazireiches nicht verwinden und verfällt in Depressionen und Nanning sieht nur einen Weg, sie dort wieder herauszuholen…

„Ein Hark Bohm Film von Fatih Akin“, so ist der Film überschrieben, und in der Tat scheint der greise Filmemacher zu seinen Wurzeln zurückzukehren, nur dass hier nicht die Nordsee das mörderische Element ist, sondern das verbrecherische Naziregime, dessen langer Arm auch bis auf die entlegene Insel reicht. Für die Umsetzung der Geschichte bedient sich Bohm dann aber doch lieber des Erfolgsregisseurs Fatih Akin, dem ein sehenswertes und anrührendes Porträt einer abgeschiedenen Welt im Umbruch gelungen ist, die trotz ihrer Abgeschiedenheit mit den Auswirkungen von Krieg und Nachkriegszeit zu kämpfen hat.

In ruhigen, fast monochromatischen Bildern folgt man den Anstrengungen des kleinen Jungen, der sich vor eine große Aufgabe gestellt sieht, deren Erfüllung ihn einerseits fast an seine Grenzen bringt, ihn andererseits aber auch durch Überwindung dieser Grenzen wachsen lässt, eine Lektion darin, wie man auf die harte Tour erwachsen wird.

 

Das Ganze ist aber zu keinem Zeitpunkt rührselig, sondern ein nostalgischer Blick zurück auf eine schwere Zeit, und letztendlich lässt uns der Film am Ende positiv gestimmt zurück, ohne allerdings einen Bogen in die heutige Zeit schlagen zu können und eine Antwort auf die Frage zu geben, was er uns für die Gegenwart mitgeben möchte. Aber wahrscheinlich war das auch gar nicht beabsichtigt.

 

 

Regie: Fatih Akin

Drehbuch: Fatih Akin, Hark Bohm

Kamera: Karl Walter Lindenlaub

Musik: Pia Hoffmann

 

Besetzung:

Jasper Billerbek, Laura Tonke, Diane Kruger, Steffen Wink, Detlev Buck, Lisa Hagmeister, Kian Köppke, sowie Matthias Schweighöfer, Hark Bohm

 

 

Warner Bros. Pictures Germany

2025

93 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 09. Oktober 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=8sr3FcEc8Gs 

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Im Kino: A Big Bold Beautiful Journey

David (Colin Farrell) und Sarah (Margot Robbie) treffen sich zufällig bei einer Hochzeit – aber ist es wirklich Zufall? Ein geheimnisvolles Navigationssystem in ihren Mietwagen schickt die beiden auf eine Reise in die jeweils eigene Vergangenheit, dabei erhalten sie neue Erkenntnisse über sich selbst, ihr Leben und – wer weiß? – auch ihre Zukunft.

Der Film ist eine Komödie in teilweise zuckerbunten Bildern, in der sich fantastische und surreale Elemente mit romantischen Momenten mischen, untermalt von entsprechender musikalischer Begleitung, spricht also Gefühle und Sinne an. Erzählt wird die Geschichte zweier Menschen, die sich bisher nicht auf eine feste Bindung einlassen konnten, dafür scheinbar jeweils eine rationale Erklärung parat haben, ohne sich bewusst zu sein, wo die wahren Ursachen ihrer Bindungsängste liegen könnten.

 

Während der Reise, auf die sie nun geschickt werden, sind sie noch einmal mit bestimmten Situationen ihrer Vergangenheit konfrontiert, wobei es jedoch nicht darum geht, diese Momente rückwirkend zu verändern, sondern sich ihnen noch einmal zu stellen, um diesmal die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, was einen interessanten Selbsttherapie-Ansatz bietet.

 

Insofern ist der Film sogar etwas mehr als eine schlichte RomCom, auch wenn deren tieferer Sinn manchmal in einigen allzu kitschigen Zuckerwattemomenten zu versinken droht, dafür machen Colin Farrell und Margot Robbie eine gute Figur und auch die Nebenrollen sind mit Phoebe Waller-Bridge und Kevin Klein bestens besetzt.

 

 

  

Regie: Kogonada

Drehbuch: Seth Reise

Kamera: Benjamin Loeb

Schnitt: Jonathan Alberts, Susan E. Kim

Musik: Joe Hisaishi

 

Besetzung:

Colin Farrell, Margot Robbie, Phoebe Waller-Bridge, Kevin Kline

 

 

Columbia Pictures/ Sony Pictures

2025

109 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 02. Oktober 2025

 

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=ENWHUCB_Gl4&list=PLV8SYu5H_eOLifafibBRH1256OI-4cRYY&index=1   (Deutsch)

 https://www.youtube.com/watch?v=xdKP22EaAuU  (Englisch)