James Bond im Ruhestand auf Jamaica mit Madeleine Swann (Léa Seydouy), der Dame seines Herzens – kann dies das Ende seines Dienstes für sein Land und Ihre Majestät sein? Wohl kaum, und so gibt es natürlich einen wichtigen Grund, wieder aktiv zu werden. Sein alter Weggefährte Felix Leiter (Jeffrey Wright) benötigt Hilfe bei der Suche nach einem entführten Wissenschaftler, aber für Bond ist der Weg zurück nicht ganz so einfach. Zum einen wird sein Vertrauen in Madeleine erschüttert, zum anderen wird er an seiner alten Wirkungsstelle plötzlich nur noch mit einem „Besucher"-Schild am Revers von M (Ralph Fiennes) empfangen, dort gibt es eine neue Doppel-Null Agentin namens Nomi (Lashana Lynch), die anscheinend bereits seinen Platz eingenommen hat. Aber der Schurke Lyutsifer Safin (Rami Malek), der die Menschheit mit einer supermodernen Waffe in Gestalt von Nanobots bedroht, die es möglich machen nur bestimmte Menschen über deren DNA auszuschalten, erfordert die geballte Bond-Kraft, angewachsen in nunmehr fast 60 Jahren, um einmal mehr die Welt zu retten. Der Preis dafür ist allerdings für fast alle Beteiligten so hoch wie selten…
Bei dem mehrfach verschobenen, sehnsüchtig erwarteten Film, der nun endlich in die Kinos – und zunächst auch tatsächlich nur in die Kinos! - kommt, wurde diese Sehnsucht in immer höhere Erwartungssphären geschraubt, was die Dinge immer schwierig macht, denn nun muss er sich an diesem Anspruch messen lassen.
„No Time to Die“ ist die erklärte letzte Vorstellung von Daniel Craig, dem nicht unumstrittenen sechsten Darsteller des ewigen Agenten mit der Lizenz zum Töten. Er hat neue Züge erkennen lassen, Selbstzweifel, Gefühle, Bindungen zu Frauen, wo es zuvor meistens lose Affären gab, nur zwei Dinge sind immer gleich geblieben: Die erfolgreiche Weltrettungsmission und die Martinis - shaken, not stirred. In seiner Ägide schienen Craig und damit sein Alter Ego immer kurz vor dem Abschied zu stehen, und nun wird es wohl tatsächlich keinen weiteren Auftritt von ihm – also Craig – geben. Alles übrige bleibt Spekulation und am Ende steht auf jeden Fall das Versprechen, dass es weitergeht. Nur wie – und mit wem?
Die Frage, ob diese Reihe unbedingt weitergeführt werden muss, mag jede oder jeder für sich selbst entscheiden, aktuell wird zwar noch einmal aus dem Vollen geschöpft, mit Action vom Feinsten, die allerdings inzwischen auch viele andere Franchise-Reihen bieten. Es gibt nostalgische Anklänge und für Kenner Zitate aus früheren Bond-Filmen, eine rührende Hommage an die verstorbene M (Judi Dench), und es gibt einen weiteren (Haupt-)Bösewicht, der von Rami Malek sehr zurück genommen aber gleichwohl intensiv dargestellt wird. Sein Lyutsifer Safin verfolgt perfide Ziele wie alle Bösewichter vor ihm, und wie viele dieser Figuren versucht er, sich mit Bond zu vergleichen. Beider Anspruch, die Welt ein wenig besser zu machen, rechtfertigt in seinen Augen ihre jeweiligen Methoden, aber dafür wird er von seinem vermeintlichen Bruder im Geiste als „angry little man“ abgekanzelt und ohne mit der Wimper zu zucken zu gegebener Zeit aus eben jener Welt entfernt.
Letztlich sind einige der immer wiederkehrenden Elemente aber doch ein wenig in die Jahre gekommen und hier steht sicher Reformbedarf an. Ansetzen könnte man, indem der augenzwinkernde, feine Humor wiederkehrt, wie er bereits in diesem Film anklingt. Ein diesbezüglicher Höhepunkt ist die leider recht kurze Episode mit der wunderbaren Ana de Armas, sexy und witzig zugleich, so viel frischer Wind war lange nicht! Und wenn darüber nachgedacht wird, aus der Bondfigur vielleicht eine Frauenrolle zu machen…
Ob der Film in diesen schwierigen Kino-Zeiten den erhofften Erfolg bringt, wird sich bald zeigen, aber verdient hätte er es allemal, denn schlecht ist er beileibe nicht, vielleicht kann er nur nicht alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.
Regie: Cary Joji Fukunaga
Drehbuch: Neil Purvis, Robert Wade, Cary Joji Fukunaga, Phoebe Waller-Bridge, b/s der Vorlage und den Charakteren von Ian Fleming
Kamera: Linus Sandgren
Schnitt: Tom Cross, Elliot Graham
Musik: Hans Zimmer
Besetzung:
Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ralph Fiennes, Christoph Waltz, Ben Wishaw, Naomi Harris, Jeffrey Wright, Ana de Armas, Rory Kinnear
MGM/ Universal Pictures
2021
FSK 12
163 min.
Deutscher Kinostart: 30. September 2021
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TXp-oF5TCo0 (Deutsch)
https://www.youtube.com/watch?v=A9bAepYiDRI (Englisch)