P.T. Barnum, ein amerikanischer
Unterhaltungspionier, der von 1810 bis 1891 lebte, hatte einen Traum: er wollte
der größte Unterhalter werden, und bei Träumen darf man nicht klein denken, in
diesem Zusammenhang ist „der größte der Welt“ stets angemessen, eine Vorstufe
von „der größte des Universums“. Ob dies gelingt und ob sich dieser Ruhm noch
über den Tod hinaus erhalten lässt, ist von der Resonanz abhängig, die man zu
Lebzeiten erfährt. Für Barnum, der aus einfachsten Verhältnissen stammt, stehen
zwei Dinge im Vordergrund: seinen Zuschauern die beste Show zu bieten, ihnen
immer etwas zu zeigen, was sie noch nie gesehen hatten, und dabei Geld zu
verdienen, um sich und seiner Familie ein schönes Leben zu bereiten.
Bekanntermaßen jedoch blicken die meisten
Kritiker auf die Kunstform der reinen Unterhaltung naserümpfend und überheblich
herab, und so kämpft auch Barnum Zeit seines Lebens um die Anerkennung der
bourgeoisen Gesellschaft, in die er, der Emporkömmling, so gerne aufsteigen möchte.
Um dieses Ziel zu erreichen, versucht er sich als Manager der in Europa
erfolgreichen Opernsängerin Jenny Lind, die er auf einer Tour durch Amerika
auch dort bekannt macht. Nach zunächst erfolgreichen Aufführungen beschert ihm
dieser Ausflug in die „gehobene“ Kunst den finanziellen Bankrott und so kehrt
er am Ende dorthin zurück, wo er am besten ist, in das letztlich von ihm
erfundene Showbusiness.
Auf der Suche nach einer spektakulären Show
schreckt er dabei nicht davor zurück, missgestaltete Menschen zu rekrutieren,
die von ihren eigenen Familien versteckt und von allen anderen angestarrt oder
verlacht werden, bei ihm in seiner Show verdienen sie zumindest Geld. Der
fragwürdige Ansatz wird dadurch zum Gewinn, dass in diesem Umfeld jeder so sein
darf, wie er ist und jeder als Teil der Gemeinschaft zu deren Erfolg beiträgt.
Damit ist die Botschaft des Films klar: jeder ist wertvoll und kann seinen
Platz im Leben finden, wenn man ihm die Chance dazu gibt, den Unterschied im
Leben machen letztlich immer die Menschen, die nicht so sind wie alle anderen.
Hierauf ein Unternehmen aufzubauen ist sicher als ein Verdienst des P.T. Barnum
anzusehen, wenngleich er im Zusammenhang mit seiner Geschäftstüchtigkeit
sicherlich auch weniger positive Eigenschaften aufwies. Ob der Film der Figur
in seinen ganzen Facetten gerecht wird, ist allerdings unerheblich, denn der
Dokumentarfilm ist bekanntermaßen ein anderes Genre.
Der Film „The Greatest Showman“ widmet sich
in erster Linie dem Showman Barnum in der einzig möglichen Form, nämlich als
Musical und schwelgt von der ersten bis zur letzten Minute in schönen Bildern
und mitreißender Musik. Der Soundtrack hat durchweg Ohrwurmcharakter und die
Gesangs- und Tanzszenen sind meisterlich choreographiert. Die Seele des Films
aber ist Hugh Jackman, der einen Barnum voll unbändigem Elan verkörpert,
unwiderstehlich und leidenschaftlich, wenn es darum geht, den Zuschauern eine
große Show zu bieten. Dass dieser selbe Jackman noch vor ein paar Monaten den
gealterten, lebensüberdrüssigen Logan im gleichnamigen Film in bewegender Weise
zu Grabe getragen hat, spricht einmal mehr für dessen Wandelbarkeit und
Vielseitigkeit, denn als Barnum sprüht er voller Lebensenergie und lässt die
Freude an Show und Gesang auf den Zuschauer überspringen. Aber auch die anderen
Darsteller wie Zac Efron, Michelle Williams, Zendaya und die gesamte Truppe
überzeugen, man muss schon eine ziemlich miesepetrige Kritikerseele sein, um
von dem bunten, lebensfrohen Elan nicht mitgerissen zu werden.
Drehbuch: Jenny Bicks, Bill Condon b/a story von
Jenny Bicks
Kamera: Seamus McGarvey
Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron, Michelle
Williams, Zendaya, Rebecca Ferguson, Keala Settle, Sam Humphrey
20th Century Fox 2017
105 min.
Kinostart: 04. Januar 2018