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Freitag, 29. Dezember 2017

Film-Rezensionen: The Greatest Showman


P.T. Barnum, ein amerikanischer Unterhaltungspionier, der von 1810 bis 1891 lebte, hatte einen Traum: er wollte der größte Unterhalter werden, und bei Träumen darf man nicht klein denken, in diesem Zusammenhang ist „der größte der Welt“ stets angemessen, eine Vorstufe von „der größte des Universums“. Ob dies gelingt und ob sich dieser Ruhm noch über den Tod hinaus erhalten lässt, ist von der Resonanz abhängig, die man zu Lebzeiten erfährt. Für Barnum, der aus einfachsten Verhältnissen stammt, stehen zwei Dinge im Vordergrund: seinen Zuschauern die beste Show zu bieten, ihnen immer etwas zu zeigen, was sie noch nie gesehen hatten, und dabei Geld zu verdienen, um sich und seiner Familie ein schönes Leben zu bereiten.



Bekanntermaßen jedoch blicken die meisten Kritiker auf die Kunstform der reinen Unterhaltung naserümpfend und überheblich herab, und so kämpft auch Barnum Zeit seines Lebens um die Anerkennung der bourgeoisen Gesellschaft, in die er, der Emporkömmling, so gerne aufsteigen möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht er sich als Manager der in Europa erfolgreichen Opernsängerin Jenny Lind, die er auf einer Tour durch Amerika auch dort bekannt macht. Nach zunächst erfolgreichen Aufführungen beschert ihm dieser Ausflug in die „gehobene“ Kunst den finanziellen Bankrott und so kehrt er am Ende dorthin zurück, wo er am besten ist, in das letztlich von ihm erfundene Showbusiness.


Auf der Suche nach einer spektakulären Show schreckt er dabei nicht davor zurück, missgestaltete Menschen zu rekrutieren, die von ihren eigenen Familien versteckt und von allen anderen angestarrt oder verlacht werden, bei ihm in seiner Show verdienen sie zumindest Geld. Der fragwürdige Ansatz wird dadurch zum Gewinn, dass in diesem Umfeld jeder so sein darf, wie er ist und jeder als Teil der Gemeinschaft zu deren Erfolg beiträgt. Damit ist die Botschaft des Films klar: jeder ist wertvoll und kann seinen Platz im Leben finden, wenn man ihm die Chance dazu gibt, den Unterschied im Leben machen letztlich immer die Menschen, die nicht so sind wie alle anderen. Hierauf ein Unternehmen aufzubauen ist sicher als ein Verdienst des P.T. Barnum anzusehen, wenngleich er im Zusammenhang mit seiner Geschäftstüchtigkeit sicherlich auch weniger positive Eigenschaften aufwies. Ob der Film der Figur in seinen ganzen Facetten gerecht wird, ist allerdings unerheblich, denn der Dokumentarfilm ist bekanntermaßen ein anderes Genre.




Der Film „The Greatest Showman“ widmet sich in erster Linie dem Showman Barnum in der einzig möglichen Form, nämlich als Musical und schwelgt von der ersten bis zur letzten Minute in schönen Bildern und mitreißender Musik. Der Soundtrack hat durchweg Ohrwurmcharakter und die Gesangs- und Tanzszenen sind meisterlich choreographiert. Die Seele des Films aber ist Hugh Jackman, der einen Barnum voll unbändigem Elan verkörpert, unwiderstehlich und leidenschaftlich, wenn es darum geht, den Zuschauern eine große Show zu bieten. Dass dieser selbe Jackman noch vor ein paar Monaten den gealterten, lebensüberdrüssigen Logan im gleichnamigen Film in bewegender Weise zu Grabe getragen hat, spricht einmal mehr für dessen Wandelbarkeit und Vielseitigkeit, denn als Barnum sprüht er voller Lebensenergie und lässt die Freude an Show und Gesang auf den Zuschauer überspringen. Aber auch die anderen Darsteller wie Zac Efron, Michelle Williams, Zendaya und die gesamte Truppe überzeugen, man muss schon eine ziemlich miesepetrige Kritikerseele sein, um von dem bunten, lebensfrohen Elan nicht mitgerissen zu werden.

Regie: Michael Gracey

Drehbuch: Jenny Bicks, Bill Condon b/a story von Jenny Bicks

Musik: Benj Pasek & Justin Paul,  John Debney, Joseph Trapanese

Kamera: Seamus McGarvey

Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron, Michelle Williams, Zendaya, Rebecca Ferguson, Keala Settle, Sam Humphrey


20th Century Fox 2017

105 min.

Kinostart: 04. Januar 2018














Dienstag, 19. Dezember 2017

Film-Rezensionen: Dieses bescheuerte Herz

Lars „Lenny“ Reinhard (Elyas M’Barek) ist fast 30 und genießt sein Leben in vollen Zügen. Sein Vater (Uwe Preuss), ein erfolgreicher Herzspezialist, finanziert seinem Sohn ein Luxusleben zwischen Clubs und Nobelkarossen, bis dieser eines Tages den Bogen überspannt und der Vater den Geldhahn zudreht. Statt dem süßen Nichtstun zu frönen soll Lenny sich um einen Patienten des Vaters kümmern, den herzkranken fünfzehnjährigen David (Philip Schwarz), dessen Leben bisher nicht so schön verlaufen ist. Er lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter (Nadine Wrietz) in bescheidenen Verhältnissen, hat die Hälfte seines Lebens in Krankenhäusern verbracht und es ist nicht sicher, ob er seinen 16. Geburtstag erleben wird.

Lenny macht sich erwartungsgemäß widerwillig an seine Aufgabe, im Vordergrund steht dabei das Abarbeiten einer Liste mit Wünschen, die der Junge aufstellen darf und – wie ebenfalls zu erwarten – es entwickelt sich zwischen den beiden nach und nach eine Beziehung. Lenny wächst erkennbar mit seiner Aufgabe, David hat endlich eine männliche Bezugsperson, mit der er Zeit verbringen und Dinge erleben darf, und so werden beide zu ziemlich besten Freunden... Wie in dem gleichnamigen französischen Film beruht die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, der Autor Lars Amend – nach eigenen Angaben Mentor, Life Coach und Storyteller – hat sie erlebt und aufgeschrieben.

Leider fehlt dem Film „Dieses bescheuerte Herz“ über weite Strecken der nötige Charme, um voll und ganz zu überzeugen. Indem Lenny – wiederum mit dem Geld des Vaters – Davids Wünsche erfüllt, angefangen von ein paar coolen Klamotten über einen Besuch in einem Tonstudio bis hin zu einer Nacht in einem Luxushotel mit Limousinenfahrt entsteht das etwas schale Gefühl, dass man jeden Menschen glücklich machen kann, vorausgesetzt man hat genügend finanzielle Mittel. Es wird nicht wirklich klar, was die beiden letztlich aneinander bindet, ist es tatsächlich Freundschaft oder hat sich Lenny doch nur das (lädierte) Herz des Jungen erkauft… Lennys Läuterung bleibt fraglich, am Ende des Films steht für ihn immer noch, dass man mit Papas Geld ein schönes Leben bereiten kann, aber zumindest hat er gelernt, dass man dieses mit anderen teilen kann.

Als Weihnachtsfilm bietet sich diese Tragikkomödie dennoch an, denn am Ende bleibt ein positives Gefühl, das Leben ist lebenswert und es lohnt sich, dafür zu kämpfen. Die Darsteller, allen voran Elyas M’barek und der junge Philip Schwarz, überzeugen und sorgen durchaus für unterhaltsame Momente und es ist auf jeden Fall tröstlich, im Abspann zu erfahren, dass der reale Daniel, um dessen Geschichte es hier geht, mittlerweile Anfang 20 ist und es ihm den Umständen entsprechend gut geht.




Regie: Marc Rothemund

Drehbuch: Andi Rogenhagen, Maggie Peren, b/a Lars Amend und Daniel Meyer

Darsteller: Elyas M’Barek, Philip Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Karin Thaler, Jürgen Tonkel, Lisa Bitter

Deutscher Kinostart: 21. Dezember 2017









 

Montag, 20. November 2017

Film-Rezensionen: Battle of the Sexes - Gegen jede Regel

Die Amerikanerin Billie Jean King (Emma Stone) ist 1973 eine der erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Welt. Leider wird sie, wie die anderen Spielerinnen auch, vom männerdominierten Tennisverband mit einem Bruchteil der Preisgelder abgespeist, die ihre männlichen Kollegen erhalten. In den siebziger Jahren ist die sexuelle Revolution in vollem Gange, überall kämpfen Frauen um ihre Rechte und so nutzen auch die Sportlerinnen ihren Erfolg, um auf gleiche Bezahlung zu bestehen. Als ihnen dies unter Hinweis auf die mangelnde Attraktivität des Frauensports verwehrt wird, gründen sie kurzerhand einen neuen Verband und organisieren ihre eigene Tour, was von den einflussreichen Funktionären milde belächelt wird. Den von King gegründeten Verband WTA gibt es übrigens bis heute.


Der Erfolg von Billie Jean und ihren Kolleginnen sorgt für Furore und weckt die Aufmerksamkeit des ehemaligen Tennisprofis Bobby Riggs (Steve Carell), einem Champion der 30ger und 40ger Jahre. Mittlerweile ist er Mitte fünfzig und mit einer wohlhabenden Ehefrau verbandelt, die ihm ein finanziell unabhängiges Leben bietet. Leider ist Riggs ein notorischer Zocker, der aus allem ein Spiel macht, und so kommt ihm eine interessante Idee: Er möchte noch einmal antreten, Billie Jean King auf dem Tennisplatz besiegen und damit die männliche Dominanz ein für alle Mal unter Beweis stellen. Allerdings stehen für ihn wohl mehr die gigantische Werbeaktion und ein ebensolches Geschäft im Vordergrund. King verweigert den Showkampf zunächst, sieht sich jedoch einem Druck ausgesetzt, der ihr keine andere Wahl zu lassen scheint, und so findet das Spektakel unter dem plakativen Titel „Battle of the Sexes“ schließlich vor den Augen von weltweit 90 Millionen TV-Zuschauern statt.



In Szene gesetzt hat den Film das Regie-Ehepaar Jonathan Dayton und Valerie Faris, bekannt unter anderem durch den charmanten Film „Little Miss Sunshine“ Den beiden ist ein weiteres sehenswertes Werk gelungen, in dem sie mit leichter Hand ein ernstes Thema unterhaltsam und vergnüglich umsetzen, eingebettet in die nostalgischen Bilder der wilden siebziger Jahre, in denen die Aufbruchsstimmung der Sechziger auf alle gesellschaftlichen Ebenen übergreift.



Emma Stone gelingt es dabei wunderbar, Billie Jean King in all ihren Facetten zu zeigen. Sie ist dominant und willensstark bei ihrem Sport, aber auch verletzlich und unsicher im privaten Bereich. Sie zeigt den in damaliger Zeit noch leidvolleren Weg, sich vor sich selbst und dann auch vor der Welt zu ihrer eigenen sexuellen Orientierung zu bekennen, ein Kampf, der erkennbar schwerer ist, als ihre Erfolge auf dem Tennisplatz.



Steve Carell brilliert einmal mehr, auch sein Bobby Riggs ist kein eindimensionaler Charakter, hinter der Fassade des mediengeilen Clowns steckt ein von seinen Dämonen Getriebener, der dennoch immer liebenswert bleibt, so dass ihm sogar seine Frau die ständigen Eskapaden verzeiht.


Auch wenn nach vierzig Jahren das Hauptthema des Films – gleiche Bezahlung von Männern und Frauen – leider immer noch Relevanz hat, macht es Spaß, einen Blick zurück zu werfen in eine Zeit, in der Frauen gemeinsam aufbrachen, um für einen gerechteren Anteil an der Gesellschaft zu kämpfen, ein Prozess, der immer noch andauert, bis wir hoffentlich eines Tages wiederum mit nostalgischem Blick zurückblicken und uns fragen, warum das alles so lange gedauert hat. 


Regie: Jonathan Dayton, Valerie Faris 
Drehbuch: Simon Beaufoy
Darsteller: Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, Sarah Silverman, Bill Pullman, Alan Cumming, Elisabeth Shue, Austin Stowell, Natalie Morales

Fox Searchlight Pictures
121 min.
Kinostart: November 23, 2017


















Dienstag, 7. November 2017

Film-Rezensionen: Murder on The Orient Express (Mord im Orient-Express)


Der berühmte belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) ist Reisender in Sachen Verbrechensaufklärung. Im Jahr 1934 löst er zunächst einen verzwickten Fall in Jerusalem, in den ein Rabbi, ein Priester und ein Imam verwickelt sind. Danach werden seine Dienste in London benötigt, und so macht er sich auf den Weg nach Istanbul, um dort den gleichfalls berühmten Orient-Express zu besteigen, der ihn quer durch Europa nach Calais bringen soll. Obwohl der luxuriöse Zug so gut wie ausgebucht ist, bekommt er von dem befreundeten Eisenbahndirektor Bouk (Tom Bateman) noch einen Platz, nach einem Halt in Belgrad sogar ein eigenes Schlafwagenabteil. Bei den anderen Reisenden seines Wagens handelt es sich um eine bunt gemischte und illustre Gesellschaft, deren Mitglieder auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben. 
 
Gleich zu Beginn schlägt Poirot das Angebot des ungehobelten amerikanischen Geschäftsmanns Edward Ratchett (Johnny Depp) aus, der den Detektiv als Bodyguard engagieren möchte, weil er Drohbriefe erhält und um sein Leben fürchtet. Seine Sorgen erweisen sich als berechtigt, denn schon bald wird Ratchett in seinem Abteil ermordet. Als der Zug auf dem Weg durch das winterliche Jugoslawien vor der Stadt Brod auf freier Strecke durch eine Lawine gestoppt wird, bittet Direktor Bouk – um den Ruf seiner Eisenbahnlinie besorgt – Poirot um Ermittlung des Täters, bevor der Zug von langsam heran heranrückenden Hilfstruppen wieder flott gemacht werden kann.

 Also macht sich der Detektiv an die Arbeit, befragt seine verbliebenen zwölf Mitreisenden sowie den Schlafwagenschaffner und entdeckt zu seiner Überraschung, dass diese sich gar nicht so fremd sind, wie es zunächst den Anschein hatte, was ihn zu einer höchst abenteuerlichen Theorie über die Identität des Mörders bringt…

„Mord im Orientexpress“ ist einer der bekanntesten Romane der Krimiautorin Agatha Christie und wurde bereits mehrfach verfilmt, u.a. 1974 von Sidney Lumet mit beachtlichem Staraufgebot. Hier hat sich auch Kenneth Branagh, der nicht nur den Poirot darstellt, sondern auch für die Regie verantwortlich zeichnet, mächtig ins Zeug gelegt, ihm steht ebenfalls ein namhaftes Ensemble zur Seite, die Stars laufen allerdings ein wenig Gefahr, von dem imposanten Schnurrbart, den sich Branagh hat verpassen lassen, an die Wand gespielt zu werden…
 
Gefilmt wurde in 65 mm, ein im digitalen Zeitalter kaum noch verwendetes Format, das eine weite, detailreiche Bebilderung erlaubt, und so schwelgt der Film in schönen Bildern, und auch wenn es sich bei den imposanten Aufnahmen des Zuges und der Landschaft größtenteils um Spezialeffekte handelt, ist zum Beispiel die Ausfahrt des Luxuszuges aus Istanbul ein Augenschmaus, ebenso wie die übrige Ausstattung des Films.

Bei der Aufklärung des Rätsels um den toten Rachett lässt Branagh den Zuschauer dann allerdings mehr und mehr im Stich. Sein Poirot bedient sich der bewährten Methode, am Ende den Beteiligten, die selbstverständlich alle gleichermaßen als Mörder in Frage kommen, die Auflösung des Falles zu präsentieren. Dass diese, wie auf dem Gemälde des letzten Abendmahls, an einer langen Tafel seinen Ausführungen lauschen, ist befremdlich. Befremdlicher noch ist aber, dass Poirot die von ihm gefundenen Spuren und Hinweise, die ihn zu der Lösung des Falles geführt haben, seltsam vage präsentiert und nicht alle losen Enden präzise miteinander verknüpft. Noch schwerer wiegt aber, dass Branaghs Poirot auf einen eigentlich entscheidenden Punkt der Story überhaupt nicht eingeht, stattdessen liefert er einen furiosen Schlussmonolog, der ihm und seiner eigenen Befindlichkeiten als Rechtfertigung dient. Poirot wird von Branagh als eine Frühform des Nerds gezeichnet, der extremen Wert auf Symmetrie legt und den jede Abweichung von der vorgegebenen Ordnung maßlos irritiert, so dass es am Ende dieses gewaltigen Kraftaktes bedarf, um seine gestörte Welt wieder gerade zu rücken. Die Frage nach Schuld und Sühne spielt für die Handlung zwar eine wichtige Rolle, vielleicht hätte es für die Auflösung des Dilemmas aber eine elegantere Lösung gegeben. 
 

Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Michael Green b/a Roman von Agatha Christie 
Produziert von: Ridley Scott, Mark Gordon, Simon Kinberg, Kenneth Branagh, Michael Schaefer, Judy Hofflund 
Darsteller: Kenneth Branagh, Tom Bateman, Penélope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Johnny Depp, Josh Gad, Derek Jacobi, Leslie Odom jr., Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley

20thCenturyFox
114 min. 
Kinostart: 09. November 2017






 

Montag, 30. Oktober 2017

Film-Rezensionen: PATTI CAKE$ - Queen of Rap

Patricia Dombrowski (Danielle Macdonald) ist Anfang 20 und lebt mit ihrer desillusionierten Mutter Barb (Bridget Everett) und der Großmutter Nana (Cathy Moriarty) in einer tristen Gegend in New Jersey. Barb stand einst kurz vor einer Karriere als Rocksängerin, aber dann wurde sie mit Patti schwanger, jetzt trinkt sie zuviel und ist mit den falschen Männern zusammen. Nana hat eine gebrochene Hüfte, eine Operation kann sich die Familie nicht leisten und so sitzt sie, von Pattie mit starken Schmerzmitteln versorgt, im Rollstuhl und verbringt ihre Zeit vor dem Fernseher.

Pattie hat einen Job in einer Kneipe, schenkt Jägermeister aus und träumt von einer Musikerkarriere als Rapperin. Allerdings ist sie weiß, eine Frau und ziemlich übergewichtig, nicht gerade die idealen Voraussetzungen für dieses Genre. Ihr bester Freund Jheri (Siddarth Dhananjay), der in einer Apotheke arbeitet und in seiner Freizeit den coolen R&B Sänger gibt, ist der einzige, der an sie glaubt. Er ermutigt sie unermüdlich, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Wenn man in New Jersey lebt und auf die scheinbar so nahe Skyline von Manhattan blickt, hat man das Ziel, eines Tages den verdammten Fluss zu überqueren, um auf der anderen Seite zu Ruhm und Reichtum zu kommen. Dies gelingt bisher aber nur in ihren Träumen, in denen Patricia a.k.a. Patti Cake$, a.k.a. Killa P., mit Hilfe ihres Idols, Rap-Gott O-Z, in den Rap-Himmel aufsteigt, wo der Champagner fließt und das Leben sorglos und schön ist. 

In ihrem Alltag scheitert sie immer wieder, mal an sich selbst, mal an der Realität. Erst die Begegnung mit dem geheimnisvollen Musiker Basterd gibt Pattie den entscheidenden Impuls und die Unterstützung von Nana und Jheri hilft ihr, sich immer wieder aufzurappeln, schließlich sammelt sie auf diesem Weg den besten Stoff für ihre Rap-Songs. Ob sie es schließlich tatsächlich ganz nach oben schaffen wird, bleibt offen, aber das Ende des Films ist optimistisch und ein Durchbruch scheint tatsächlich in greifbarer Nähe. 

Was wie eine weitere kitschige Story klingt, in der eine verschworene Gruppe von Außenseitern sich zusammenfindet, um einen unmöglich scheinenden Traum zu verwirklichen und diesem am Ende verdammt nahe kommt, weil man nie aufgehört hat, an sich zu glauben, hat Regisseur Geremy Jasper furios und mit originellen Ideen umgesetzt. Er hat in seiner Karriere bisher Musikvideos u.a. für Florence + The Machine und Selena Gomez kreiert, dies kommt ihm vor allem in den Musikszenen zugute. Mit schnellen Schnitten setzt er die Musikperformances grandios in Szene und die Rapsongs, die allesamt aus seiner Feder stammen, haben Ohrwuhrmcharakter. Aber auch die Rahmenhandlung ist frisch und mitreißend umgesetzt, die Charaktere werden jenseits ihrer klischeehaften Anlage lebendig und nehmen den Zuschauer mit in ihre Welt, ein Amerika nicht ganz unten, aber nicht weit davon entfernt, in dem man mit einfachen Jobs nicht in der Lage ist, einen notwendigen Krankenhausaufenthalt zu bezahlen, ohne danach tatsächlich ganz unten anzukommen.

Jasper führt seine Darstellerriege unprätentiös und er verzichtet auf bekannte Stars. Mit Danielle Macdonald hat er aber einen wahren Glücksgriff getan. Sie ist eine Urgewalt, wenn sie voller Inbrunst die nicht jugendfreien Texte herausrotzt und kann im nächsten Moment trotz ihrer Leibesfülle so verletzlich und zart wirken. Aber auch die anderen Akteure kommen so glaubhaft herüber, dass die Geschichte jenseits aller Klischees lebendig wird und die grauen Vorstadtbilder sich mit Pattis Traumsequenzen zu einem unterhaltsamen Mix aus Musical, Drama, Underdog- und Coming-of-Age-Story verbinden.


Regie: Geremy Jasper
Drehbuch: Germey Jasper 
Kamera: Federico Cesca 
Original Songs:  Geremey Jasper
Darsteller: Danielle Macdonald, Bridget, Everett, Siddarth Dhananjay,   Athie, Cathy Moriarty

Fox Searchlight Pictures 
109 min. 
Kinostart: 02. November 2017



Mittwoch, 25. Oktober 2017

Film-Rezensionen: Gauguin


Wer den Namen Paul Gauguin hört hat wahrscheinlich sogleich farbenfrohe Bilder von Palmen und blumengeschmückten jungen Frauen im Kopf, von Tahiti, diesem Sehnsuchtsort inmitten der weiten Südsee, von dem viele Menschen auf der ganzen Welt träumen. 

Der französische Maler Gauguin (Vincent Cassel) wird inmitten der Pariser Tristesse immer wieder von diesem Traum heimgesucht. Ursprünglich aus einem bürgerlichen Leben kommend hat er sich ganz und gar der Malerei verschrieben, aber wie so vielen Kollegen bleibt ihm der Erfolg verwehrt und irgendwann wird die Idee vom einfachen Leben, von Freiheit und künstlerischer Inspiration unter südlicher Sonne immer drängender. Es gelingt ihm nicht, einen einzigen seiner Malerkollegen dafür zu begeistern, mit ihm nach Tahiti zu reisen, auch seine dänische Frau Mette und seine fünf Kinder sind für dieses Abenteuer nicht zu haben. Weil er aber das Gefühl hat, zu ersticken und nach eigener Aussage „keine Landschaft und kein Gesicht mehr findet, die es verdienen, gemalt zu werden“, macht er sich 1891 allein auf den Weg in die Südsee, dorthin, wo man nach seiner Vorstellung mit wenig Geld glücklich werden kann.

Wie so viele Auswanderer holt ihn die Realität sehr schnell ein, das exotische Paradies entpuppt sich als grüne Hölle, in der seine romantischen Vorstellungen schnell zerplatzen. Der Film bietet eindrucksvolle Bilder, allerdings keine bunten und fröhlichen von Sonne, Sand und Palmen, die Landschaft zerfließt vielmehr graugrün im Regen und die Menschen singen und tanzen auch nicht ständig, sie haben sich nach Kolonialisierung und Christianisierung von ihrem ursprünglichen Leben bereits weit entfernt. Gauguin geht es, von Krankheit und Armut gezeichnet, bald so mies wie in Paris und er muss erkennen, dass er, wie alle zugewanderten Weißen, seinen Beitrag dazu leistet, die Ursprünglichkeit und Unbefangenheit der Tahitianer für immer zu zerstören. Um der neuerlichen Tristesse zu entfliehen zieht er, mit einem Pferd und wenigen Vorräten, dafür mit reichlich Farben und Leinwänden versehen, finanziert vom Geld, das er von seiner Frau aus Frankreich erhält, immer tiefer hinein in den Urwald, ausgezehrt, verhärmt – und endlich frei?

Er lebt zusammen mit der jungen Tahitianerin Tehura (Tuhei Adams), die seine Muse und Gefährtin wird, sie verewigt er immer und immer auf seinen später weltbekannten Bildern. Aber ihre Beziehung ist, wie so Vieles in seinem Leben, zum Scheitern verurteilt. Auch eine Rückkehr in die Stadt, wo Gauguin trotz seiner angeschlagenen Gesundheit einen Job im Hafen annimmt, um sich und Tehura durchzubringen, hilft nicht, irgendwann geht Tehura zu ihrer Familie zurück und Gauguin erkennt sein Scheitern im Paradies. Desillusioniert, krank und in einem desolaten Zustand fährt er zunächst heim nach Frankreich, kehrt dann noch einmal nach Polynesien zurück, wo er stirbt, ohne den Ruhm und die Anerkennung zu erleben, die seinen Werken später zuteil wurden.

Der Film basiert auf einem Reisebericht Gauguins mit dem Titel „Noa Noa“, den dieser selbst verfasst hat. Sowohl Bericht als auch Film haben keinen dokumentarischen Charakter, tatsächliche Ereignisse mischen sich mit fiktionalen Elementen. Wie in seinen Bildern hat Gauguin auch in „Noa Noa“ seine eigene Welt erschaffen und als Zeuge einer untergehenden Zivilisation gemalt, was sich gerade auflöste. Es wird einmal mehr klar, dass jeder, der sich auf die Suche nach dem Paradies macht, dieses mit seinem Eintreffen dort dem Untergang weiht.

Regisseur Edouard Deluc orientiert sich an der wahren Lebensgeschichte Gauguins, nimmt sich aber auch künstlerische Freiheiten heraus. So gibt es reale Figuren, aber in Tehura verdichten sich mehrere Frauen, die Gauguin geliebt hat, und auch die dramatische Beziehung eines Liebes-Trios zwischen Gauguin, Tehura und einem jungen Tahitianer hat es so nicht gegeben. Aber es ist ein ambitioniertes Werk, getragen von einem großartigen, tief in seine Figur eintauchenden Vincent Cassel, der mit jeder Faser seines Körpers leidet, um in seinen Bildern das zu schaffen, was es so nicht gibt: Reinheit, Schönheit und ewiges Glück.

Regie: Edouard Deluc 
Drehbuch: Edouard Deluc, Etienne Comar, Thomas Lilti, Sarah Kaminsky, frei adaptiert nach „Noa Noa, Voyage de Tahiti“ von Paul Gauguin 
Produktion: Bruno Levy
Kamera: Pierre Cottereau 
Originalmusik: Warren Ellis 
Darsteller: Vincent Cassel, Tuhei Adams, Malik Zidi, Pua-Tai Hikutini, Pernille Bergendorff

101 min. 
Deutscher Kinostart: 02. November 2017

Montag, 9. Oktober 2017

Film-Rezensionen: What happened to Monday?

Die Zukunft ist düster: Die Weltbevölkerung hat dramatisch zugenommen und Klimaänderungen führen zu Missernten und Hungersnöten. Es gilt daher eine strenge Ein-Kind-Politik, überzählige Babys werden vom Child Allocation Bureau (CAB) unter der Leitung von Nicolette Cayman (Glenn Close) aus den Familien genommen und in einer Art Kältekammer – der sogenannten Cryobank – „zwischengelagert“, bis eines Tages eine Lösung für sie gefunden wird.


Ausgerechnet in dieser Zeit gibt es eine Häufung von Mehrlingsgeburten und so erblicken auch die Siebenlinge der Karen Settman das Licht der Welt. Da der Vater unbekannt bleibt und die Mutter bei der Geburt stirbt, kümmert sich Großvater Terrence Settman (Willem Dafoe) um die Kleinen. Es gelingt ihm, alle sieben zu sich zu holen und er gibt ihnen die Namen Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday. Da es offiziell nur ein Kind gibt – zu Ehren der Mutter Karen Settman genannt – dürfen alle Kinder nur an ihrem Wochentag die Wohnung verlassen und später die Schule besuchen. Abends gibt es dann für alle ein Update über die Geschehnisse des Tages draußen.


Dreißig Jahre später haben sich die Schwestern (alle gespielt von Noomi Rapace) unter dem Namen „Karen Settman“ in ihrem einzigen Leben eingerichtet. Sie haben einen Job, dem jeden Tag eine andere nachgeht, samstags kümmert sich Saturday um die sozialen
Kontakte, während Sunday die Gemeinschaft mütterlich zusammenhält. Da jeder Mensch am Arm einen Chip trägt, der ihn als Einzelkind ausweist und diese Chips überall kontrolliert werden, führen die Settmans ein Leben in ständiger Gefahr, eines Tages doch noch entdeckt zu werden. Ihr Zusammenleben auf engstem Raum, zu dem kein Fremder Zutritt hat, führt immer wieder zu Spannungen, vor allem weil die Schwestern charakterlich und von ihren Interessen her unterschiedlicher nicht sein könnten. Monday scheint die Rolle der Karen Settman und ihre Aufgabe im Job am besten auszufüllen, während Tuesday eher wild und unkonventionell daherkommt. Wednesday stählt und trainiert ihren Körper, Thursday ist die Rebellin, die ihr Leben immer wieder in Frage stellt, Friday ist ein Computernerd, und Saturday ein Partygirl, das am liebsten blondiert ausgeht, während die mütterliche Sunday den Laden zusammenhält. In den eigenen vier Wänden leben alle diese Unterschiede aus, tragen individuelle, ihren Interessen angepasste Kleidung und Frisuren, als Karen Settman müssen sie vor Verlassen der Wohnung mit Hilfe eines Computer-Scans allerdings alle Unterschiede beseitigen, eine lästige und zermürbende Routine, aber der einzige Weg, den Häschern des CAB zu entgehen.


Das Arrangement funktioniert solange, bis eines Tages etwas geschieht, das alles in Frage stellt: Monday kehrt nicht von der Arbeit zurück. Die verbliebenen Schwestern versuchen verzweifelt, herauszufinden, was geschehen ist, wobei sie ziemlich schnell ihre mühsam errichtete Fassade einreißen, und damit wird aus dem familiären Kammerspiel ein furioser Action-Thriller.


Nach Tatiana Maslany in der kanadisch-amerikanischen SF-Serie „Orphan Black“ muss nun auch Noomi Rapace die Herausforderung meistern, mehrere Personen in ihren verschiedenen Facetten darzustellen, vom Heimchen am Herd über die erfolgreiche Geschäftsfrau und den Computernerd bis zur durchtrainierten Kampfmaschine, und es gelingt ihr bravourös.

Neben Rapace konnte Willem Dafoe für die Nebenrolle des Settman-Großvaters gewonnen werden, und Clenn Close verkörpert eine moderne Version der Cruella De Vil, die es diesmal nicht auf kleine Hunde, sondern Kinder abgesehen hat. Eiskalt und mitleidlos setzt sie eine angeblich dem Wohl der Weltbevölkerung dienende Maßnahme durch, bis sie am Ende des Films als Monster dasteht. Zynischerweise stellt sich aber genau dann die Frage, ob ihre Grausamkeiten nicht vielleicht doch gerechtfertigt waren, denn das Problem der Überbevölkerung spitzt sich weiter zu...

Der Film wirft einmal mehr einen pessimistischen Blick in die Zukunft. Die Sorgen der Gegenwart (Überbevölkerung, Klimawandel, Hunger) scheinen unausweichlich in einer dystopischen Gesellschaft zu münden. Im Gegensatz zu vielen anderen SF-Filmen gibt es wenig technische Fortschritt zu bestaunen, aber die Menschen leben und arbeiten in einer überwachten Welt, was bereits George Orwell in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts umtrieb. Da es zumindest offiziell keine Familie mit mehr als einem Kind gibt, wird der private Rückzugsbereich auf ein minimales Maß zurückgefahren. Der Wunsch nach Individualität ist gleichzeitig Segen und Fluch der Settman-Schwestern, ihr geschwisterlicher Zusammenhalt ist ihre Stärke, ihre einzelnen Persönlichkeiten nicht wirklich ausleben zu können treibt jedoch einen Keil in diese anfangs verschworene Gemeinschaft, zumal, wenn dann noch die Liebe zu einem Mann ins Spiel kommt.

Mit dieser Thematik setzt sich der Film dann aber nicht weiter auseinander, sondern nutzt sie als Rahmen für eine actionreiche und spannend inszenierte Tour de Force der Settman-Frauen auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Monday, bei der Noomi Rapace alle Register ziehen darf - eine starke Frau in einem starken Film!

Regie: Tommy Wirkola
Drehbuch: Max Botkin, Karry Williamson 
Musik: Christian Wibe 
Kamera: Jose David Montero 
Produzenten: Raffaella De Laurentiis, Philippe Rousselet, Fabrice Gianfermi
Darsteller: Noomi Rapace, Glenn Close, Willem Dafoe, Marwan Kenzari

Deutscher Kinostart: 12. Oktober  2017 
ca. 123 min.




Dienstag, 19. September 2017

Filmrezensionen: Kingsman 2 - The Golden Circle



Im ersten Film "Kingsman-The Secret Service" – haben wir den unabhängigen, international operierenden Geheimdienst und dessen Agenten kennen gelernt, deren Stärke diskrete und professionelle Operationen sind. Ihre Tarnnamen sind von König Artus’ Tafelrunde entliehen und ihr Hauptquartier befindet sich gut getarnt im Hinterzimmer eines Londoner Herrenausstatters, von wo aus sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Welt vor allen erdenklichen Gefahren zu retten.


Der seinerzeit als Neumitglied ausgebildete Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) hat sich in Teil zwei zu einem gestandenen Kingsman gemausert und beweist dies gleich in der furiosen Eingangssequenz bei einem Kampf auf Leben und Tod. Im Folgenden muss er allerdings hilflos mit ansehen, dass durch einen plötzlichen und heimtückischen Angriff das Kingsman-Hauptquartier zerstört und fast alle Kollegen getötet werden. Mit Hilfe des einzig verbliebenen Getreuen Merlin (Mark Strong) macht er einen weiteren, mit Kingsman ursprünglich verbundenen Geheimdienst in den USA namens Statesman ausfindig. Dessen Hauptquartier hat sich als Whiskey-Destillerie in Kentucky getarnt, entsprechend sind die Namen der dortigen Agenten gewählt. Eggsy und Merlin machen sich mit den neuen Kollegen Ginger (Halle Berry) und Whiskey (Pedro Pascal) daran, die geheimnisvolle und mächtige Organisation zu finden, die dieses Mal die Welt erobern will, dabei zur Seite steht ihnen der tot geglaubte Harry Hart, Eggsys Mentor, der eine überraschende Wiederauferstehung feiert.

Die Wurzel des zu bekämpfenden Übels liegt tief verborgen im kambodschanischen Dschungel, wo die skrupellose und völlig durchgeknallte Drogenbaronin Poppy (Julianne Moore) ihre teuflischen Fäden zieht, um ihr Geschäft aus der Illegalität ans Licht zu holen. Dabei spielt die Erpressung des amerikanischen Präsidenten eine entscheidende Rolle, der allerdings verfolgt eigene Pläne und verschärft damit die Situation für die unerschrockenen Weltenretter noch einmal...

Der Film ist, wie bereits der erste Teil, eine wilde Mischung aus ernsthaftem Agententhriller mit Bond-Anspruch und comicbunter, völlig überdrehter Action. Er setzt auf vertraute Figuren und bindet geschickt die neuen Charaktere ein, wobei einige der Darsteller mit klangvollem Namen allerdings über einen Kurzauftritt nicht hinauskommen. Die Story ist gut, verliert sich aber immer wieder in Details, vor allem um Gelegenheit für immer neue spektakuläre Actionsequenz zu bieten. Es entsteht der Eindruck, als hätte der Regisseur seiner eigentlichen Geschichte nicht getraut und mit Macht versucht, den ersten Teil auf jeden Fall zu übertreffen, was sich auch in der Länge von 140 Minuten widerspiegelt. 
Unterhaltsam ist "Kingsman 2–The Golden Circle" dennoch, wer schwarzen Humor und Action mag und auch nichts gegen die ein oder andere herbe Szene hat, kommt auf seine Kosten, und wer Elton John einmal anders erleben möchte, sollte diesen Film auch nicht verpassen! Kenntnis des ersten Teils ist nicht notwendig, rundet den Spaß aber ab. 

Regie: Matthew Vaughn

Drehbuch: Jane Goldman, Matthew Vaughn, Mark Millar, Dave Gibbons 
Kamera: George Richmond 
Musik: Henry Jackman, Matthew Margeson 
Darsteller: Taron Egerton, Colin Firth, Mark Strong, Julianne Moore, Edward Holcroft, Pedro Pascal, Halle Berry, Jeff Bridges, Channing Tatum, sowie Elton John als er selbst 

Kinostart: 21.September 2017  
20th Century Fox, 140 min.

Dienstag, 5. September 2017

Film-Rezensionen: Immer noch eine unbequeme Wahrheit: Unsere Zeit läuft (An Inconvenient Sequel: Truth to Power)


Al Gore, amerikanischer Vizepräsident unter Bill Clinton von 1993 bis 2001, wäre beinahe der 43. Präsident der USA geworden. Bei der Wahl im Jahr 2000 hatte er zwar über 500.000 Stimmen mehr als sein Gegner, George W. Bush. Doch Bush vereinte mehr Wahlmännerstimmen auf sich und wurde nach mehreren erneuten Stimmauszählungen und höchstrichterlicher Überprüfung durch den Supreme Court zum Sieger erklärt.  

Gore beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema Umweltschutz, nach weltweiten Vorträgen zum Thema globale Erwärmung entstand 2006 die oscarprämierte Dokumentation „Eine unbequeme Wahrheit“ („An Inconvenient Truth“). 2007 erhielt Gore für sein Engagement zur Bewusstmachung des Klimawandels und dessen globalen Auswirkungen zusammen mit dem Weltklimarat IBCC den Friedensnobelpreis.


Nun kommt eine Fortsetzung seines Films in die Kinos, in der wir Al Gore rund um die Welt begleiten und hautnah dabei sind, wenn er unermüdlich versucht, jedem, der ihm zuzuhören bereit ist in eindrucksvollen Bildern und ebensolchen Worten darzulegen, wo die Welt, wo unser Planet, nach Ansicht der Experten zur Zeit im Kampf gegen die globale Erwärmung steht. Die Aufnahmen von schmelzenden Gletschern, von Überschwemmungen auf der einen und tödlichen Dürren auf der anderen Seite rütteln einmal mehr auf, sie weisen darauf hin, dass die Lage bedrohlich ist, aber dennoch Chancen bestehen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Entwicklung zumindest aufzuhalten. Welche Maßnahmen möglich sind, dafür steht z.B. eindrucksvoll die konservativ geprägte texanischen Kleinstadt Georgetown, der es als einer der ersten Kommunen in den USA gelungen ist, den öffentlichen Energiebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, wie Al Gore im Film zusammen mit dem republikanischen Bürgermeister der Stadt stolz hervorhebt.

Unterstützt wird er bei seinen Appellen rund um den Globus von Menschen, die in dem von ihm gegründeten „Climate Reality Project“, einer der wichtigsten Umwelschutzorganisationen, als sogenannte Climate Leader geschult werden. Sie geben der Bewegung eine Stimme und sollen Menschen weltweit auf die Thematik aufmerksam machen, um so das Bewusstsein der Menschen, aber vor allem auch der Politik, für die auftretenden Veränderungen zu schärfen.

Es braucht mehr Menschen wie Al Gore, der in allem was er tut oder sagt aufrichtig und seriös daherkommt. Er ist eine Inspiration für alle in seinem unermüdlichen Kampf gegen Widerstände und taube Ohren, einem Kampf, dem er sich ernsthaft und leidenschaftlich verschrieben hat, wobei er im Gegensatz zu früher aber auch hin und wieder Ansätze von Selbstironie zeigt. Dies und seine unbestreitbare Eloquenz lassen ihn noch menschlicher und überzeugender wirken, man wünscht ihm und uns allen, dass er etwas bewirken kann, bevor es zu spät ist, und dabei ist sein Film ein wichtiger Beitrag, insbesondere vor dem Hintergrund der Ankündigung des amtierenden Präsidenten Donald Trump, aus dem Klimaschutzabkommen von Paris auszusteigen. Wer weiß, welche Weichen Al Gore hätte stellen können, wäre er seinerzeit Präsident geworden… 




PARAMOUNT PICTURES und PARTICIPANT MEDIA präsentieren
eine ACTUAL FILMS Produktion
Regie: Bonni Cohen und Jon Shenk
Ausführende Pruduzenten: Jeff Skoll, Davis Guggenheim, Lawrence Bender,
Laurie David, Scott Z. Burns, Lesley Chilcott
Produzenten: Richard Berge und Diane Weyermann 

Deutscher Kinostart: 07. September 2017 
Laufzeit: 99 min.