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Donnerstag, 27. Januar 2022

Heimkino: The Tender Bar

Anfang der 1970ger Jahre zieht der elfjährige JR (Daniel Ranieri) mit seiner Mutter (Lily Rabe) zurück in deren Elternhaus. Neben den Großeltern leben dort noch Tante, Cousinen und Cousins, und vor allem: Onkel Charlie (Ben Affleck). JRs Vater hat sich nie um ihn gekümmert, er ist Radiomoderator und nur einer Stimme im Äther, und so ist Onkel Charlie, der eine Bar in Long Island betreibt, die wichtigste männliche Bezugsperson. Von ihm und Charlies Freunden, allesamt Stammgäste in der Bar, lernt JR viel über das Leben und wie man sich als richtiger Mann verhält. Sein Wunsch, Schriftsteller zu werden führt ihn über ein Studium in Yale und eine Anstellung bei der New York Times am Ende zu sich selbst und seinem autobiographischen Werk „Tender Bar".

Dem Film liegt eben jene Vorlage von J.R. Moehringer zugrunde und zeichnet ein Bild seiner Kindheit und Jugend in den 1970ger und 1980ger Jahre. Vor allem der erste Teil, der den kleinen J:R. und den von ihm angehimmelten Onkel Charlie begleitet, ist ein nostalgischer Blick zurück, fotografiert in warmen Farben und mit viel zeitgemäßer Musik unterlegt, ein liebevolles Porträt einer Ersatzvater-Sohn-Beziehung, die von den beiden Akteuren Affleck und dem kleinen Daniel Ranieri in herzerwärmender Weise getragen wird.

Dem herangewachsenen JR, nun dargestellt von Tye Sheridan, fehlt dagegen leider jegliches Charisma, so dass die Figur zusehends beliebiger und uninteressanter wird, genau wie der Weg zum Schriftsteller mit seinen diversen Stationen. Weder die Beziehung zu einem Mädchen, das ihn immer wieder verlässt, noch zu seinen Collegefreunden besitzen den Charme des ersten Teils und der Running Gag mit der permanenten Frage nach seinem abgekürzten Namen zündet nicht wirklich. Die Szenen als angehender Journalist bei der New York Times bleiben blutleer und selbst der angedeutete Weg in den Alkoholismus und seine Abkehr hiervon erzeugen keine dramatische Spannung.

Erst während des Abspanns gibt es eine Splitscreen-Sequenz, in der noch einmal der kleine JR mit Onkel und dessen Freunden zu sehen sind, wie sie einen fröhlichen Ausflug zum Strand machen, hier leben Spaß und Interesse an den Figuren wieder auf, hiervon hätte man gerne viel mehr gesehen und dafür auf einen Teil der adoleszenten Szenen verzichtet, dann wäre es ein richtig netter Film geworden.

 


  Regie: George Clooney

Drehbuch: William Monahan, b/a Roman von J.R. Moehringer

Kamera: Martin Ruhe

Schnitt: Tanya M. Swerling

Musik: Dara Taylor

 

Besetzung:

Ben Affleck, Daniel Ranieri, Tye Sheridan, Lily Rabe, Christopher Lloyd, Max Martini, Rhenzy Feliz, Max Casella, Sondra James, Michael Braun, Matthew Delamater

 

Amazon Original Movie

USA 2021

106 min.

FSK 12

Amazon Prime: seit Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=5-DS9vtLeEs

 

 

 

Donnerstag, 20. Januar 2022

Im Kino: Nightmare Alley

 Während der 1930ger Jahren schlägt sich der smarte Stanton Carlisle (Bradley Cooper) mit Gelegenheitsjobs durch und findet schließlich unter den Schaustellern eines Jahrmarktes einen Job. Dort, wo mit Illusionen und Täuschungen gearbeitet wird, um das Publikum zu unterhalten, scheint er sich wohlzufühlen und von dem Mentalisten Pete (David Strathairn) lernt er genug, um dessen Geschäft – und dessen Frau, die Hellseherin Zeena (Toni Collette) –  zu übernehmen. Aber sein Ehrgeiz treibt ihn weiter, zusammen mit der jungen  Molly (Rooney Mara) will er die besseren Kreise der New Yorker Gesellschaft ausnehmen, bis er eines Tages in der geheimnisvollen Psychoanalytikerin Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) eine Gegenspielerin trifft, die ihn und sein Können herausfordert.…

Der Titel deutet an, dass sich hier jemand auf einem ganz üblen Weg befindet, worin dieser Alptraum liegt, erahnt und erfährt man allerdings erst kurz vor Schluss. Bis dahin nimmt der Film einen seeehr langen Anlauf, aber der Film hat so viel Kraft und Bildgewalt, dass er diese Länge rechtfertigen kann.

Im Stil eines Film Noir, der den Sprung in den Farbfilm geschafft hat, aus dem die grellen Farben aber gleich wieder herausgefiltert wurden, bietet er einen Blick hinter die Kulissen des Kirmesgewerbes in früheren Zeiten, wo Freaks und Abartigkeiten zum wohligen Schauer der unbedarften und sensationslüsternen Betrachter zur Schau gestellt wurden, nicht so subtil, wie in manchen TV-Shows heute, sondern platt, derb und hässlich. Stanton Carlisle interessiert sich vordergründig mehr für die etwas feineren Täuschungen von Wahrsagern und anderen Taschenspielern, aber auf seinem vermeintlichen Weg nach oben bleibt wenig von seiner aufgesetzten Eleganz und seinem Charme, diese Fassade bröckelt um so schneller, je mehr er sich von seiner Gier und seiner Hybris leiten lässt und seine – wenigen – eigenen Grundsätze vergisst. Er setzt sich über eine deutliche Warnung des alten Mentalisten Pete hinweg, seine Seele nicht an den Teufel zu verkaufen, und macht genau dies, und, das wissen wir, so etwas geht niemals gut.

Die dem Film zugrundeliegende Romanvorlage wurde bereits 1947 unter dem deutschen Titel „Der Scharlatan" verfilmt, Guillermo del Toro hat diesen Stoff nun in seinem wuchtigen Werk mit faszinierenden Bildern und grandioser Ausstattung noch einmal verfilmt, angesiedelt in einem Metier, in dem sich Filmemacher zu Hause fühlen dürften, denn auch sie arbeiten gerne mit Tricks und Täuschungen. Unterstützt wird er dabei von einem bis in die Nebenrollen hervorragend besetzten Cast, allen voran Cate Blanchett, die als geheimnisvolle Femme Fatale wie aus den besten Zeiten Hollywoods besticht, und Bradley Cooper, der in seiner Figur Carlisle – Dreh- und Mittelpunkt der Geschichte –  so glatt und kaltschnäuzig ist, dass am Ende keinerlei Sympathien für ihn übrig bleiben.

Alles in allem pralles Kino mit beeindruckenden Schauwerten, vielleicht etwas zu lang angelegt, aber auf jeden Fall empfehlenswert.

 

 

Regie: Guillermo del Toro

Drehbuch: Guillermo del Toro, Kim Morgan, b/a Roman von William Lindsay Gresham

Kamera: Dan Laustsen

Schnitt: Cam McLauchlin

Musik: Nathan Johnson

 

Besetzung:

Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette, Rooney Mara, Willem Dafoe, Richard Jenkins, Ron Perlman, Mary Steenburgen, David Strathairn

 

20th Century Studios/

Walt Disney Studio Motion Pictures GmbH

USA 2021

139 min.

FSK

Deutscher Kinostart: 20. Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kMZqYE7IfM4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=h8aCA3aXP_Q (Englisch)

Donnerstag, 13. Januar 2022

Heimkino: Fabian oder der Gang vor die Hunde

Jakob Fabian (Tom Schilling), den alle außer seiner Mutter nur mit seinem Nachnamen anreden, verdient seinen Lebensunterhalt als Werbetexter in einer Zigarettenfabrik. Es ist das Jahr 1931, in Berlin neigen sich die Auswüchse der wilden 1920ger ihrem Ende entgegen und eine Düsternis zieht herauf, deren Schatten bereits unübersehbar sind. Wer kann, versucht sich noch zu amüsieren, aber die Auswirkungen des ersten, des bisher Großen Krieges, haben den Menschen ihren Stempel aufgedrückt und überall paart sich die Vergnügungssucht mit dem Elend, das die Wirtschaftskrise hinterlassen hat. Fabian bewegt sich durch diese Tage wie ein Schlafwandler, er beobachtet und nimmt nur halbherzig teil, während sein bester Freund Labude (Albrecht Schuch) liebt und leidet, sich politisch engagiert und am Ende an seiner Existenz verzweifelt. Fabian scheint durch seine neue Liebe Cornelia (Saskia Rosendahl) kurzfristig aus seiner Lethargie zu erwachen, sie ist Rechtsreferendarin, möchte aber Schauspielerin werden, was sie, wie das so war (oder ist) in die Arme eines Filmproduzenten treibt, woraufhin. Fabian ernüchtert zu seinen Eltern nach Dresden und vor allem in die fürsorglichen Arme seiner Mutter zurückkehrt. Als es zu einem Wiedersehen mit Cornelia kommen soll, schlägt das Schicksal zu...

Es stellt sich die Frage, ob Erich Kästners Roman auch heute noch Relevanz besitzt, es liegt kein Krieg hinter uns und die Zeiten sind aus anderen Gründen schwer, für die einen mehr, für die anderen weniger. Aber kommt es wirklich darauf an, ob es Parallelen zur Gegenwart gibt, die manche tatsächlich mit den späten 1920gern und frühen 1930gern vergleichen? Dominik Graf hat die Vorlage zu einem Film gemacht, der mitreißt und für sich selbst steht, getragen von einem hervorragenden Schauspielerensemble. Tom Schilling gibt einmal mehr den ruhigen Beobachter, der versucht, die Dinge um sich herum einzuordnen, seine unaufgeregte Präsenz trägt den Film, ebenso wie Saskia Rosendahl den Lebenshunger und die Zielstrebigkeit ihrer Frauenfigur herüberbringt, während Albrecht Schuch seiner Figur Labude eine herzzerreißende Zerrissenheit gibt, wieder eine eindrucksvolle Vorstellung des zur Zeit eindrucksvollsten Akteurs seiner Generation.

Filmisch spielt Graf vor allem am Anfang mit wechselnden Stilmitteln, Gleichzeitigkeit im Splitscreen-Modus, schwarzweiße Originalaufnahmen, eine eingestreute Stummfilmsequenz, und das Ganze gedreht im altmodischen 4:3-Format, das sowohl vertraut als auch fremd wirkt, wie vieles, was auf der Leinwand zu sehen ist. In allem schwingt mit, dass man, auch wenn man wie Fabian beobachtend durch die Welt geht, manchmal den Zeichen an der Wand nicht genug Beachtung schenkt, um Gefahren zu erkennen und sich rechtzeitig zu Gegenmaßnahmen aufzuraffen. Wie ein Menetekel fordern Schilder immer wieder zum Schwimmen lernen auf und ringsumher ziehen junge Männer in braunen Uniformen durch die Straßen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer…

„Fabian…" ist trotz aller Düsternis und allen Auswüchsen, die zu sehen sind, ein schöner Film voller Liebe, der Liebe seiner Figuren zueinander, aber auch der Liebe für seine Figuren und Dominik Graf ist ein großartiger Film gelungen!


Regie: Dominik Graf

Drehbuch: Constantin Lieb, Dominik Graf, b/a Roman von Erich Kästner „Der Gang vor die Hunde"

Kamera: Hanno Lentz

Schnitt: Claudia Wolscht

Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem

 

Besetzung:

Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, Meret Becker, Michael Wittenborn, Aljoscha Stadelmann, Anne Bennent,

  

D 2021

DCM

176 min.

FSK 12

 

Ab 14. Januar 2022 auf Blu-ray, DVD und digital

  

Trailer: https://youtu.be/VQFk1DMzvvI

 

 

Details DVD:

Bildformat: 1,33:1 (4:3)

Ton: Deutsch (barrierefrei) DD 5.1

Untertitel: Deutsch

EAN: 4061229160704

 

Details Blu-ray:

Bildformat: 1,33:1 (1080p/25) oder 1,33:1 (1080p High Definition/25)

Ton: Deutsch (barrierefrei) DTS HD MA

Untertitel: Deutsch

EAN: 4061229160711

 

Bonusmaterial: Making-of; Audiokommentar Dominik Graf (der den Film aus künstlerischen Gründen im 4:3-Format drehte)

 

 

Mittwoch, 12. Januar 2022

Im Kino: Scream V (Scream)

Nach 25 Jahren ist Ghostface zurück und terrorisiert die jugendlichen Einwohner des ansonsten beschaulichen Örtchens Woodsboro… und jeder ist verdächtig, der Killer zu sein!

Auch die Macher der Scream-Reihe konnten der Versuchung nicht widerstehen, ihr Franchise wieder aufleben zu lassen, wie zum Beispiel die Kollegen von „Halloween“ oder „Matrix“. Ohne sich ganz festzulegen, ob es nun ein "Zurück zum Start - wir fangen noch einmal neut an" (REboot) oder eine Fortsetzung unter neuen Vorzeichen (SeQUEL) ist, nennt man es einfach Requel, und das bedeutet: Wer die Vorgängerfilme kennt, kann an Bekanntes anknüpfen, so werden ein paar der alten Recken aus der Vergangenheit reaktiviert, aber auch wer neu im Scream-Universum ist findet sich schnell zurecht – und gibt es irgend jemanden, der die Ghostface-Maske nicht schon mal gesehen hat? Für Neulinge werden auf jeden Fall genügend Informationen geliefert und der Rest erklärt sich von selbst, damit hat man alte wie neue Fans im Boot.

Die Geschichte orientiert sich streng an bekannten Teenagerslasher-Horrorfilm-Mustern und macht daraus keinen Hehl, vielmehr baut sie diese Offensichtlichkeiten auf einer Metaebene wohl kalkuliert mit ein, vielleicht manchmal etwas zu dick aufgetragen, aber im Grunde ein cleverer Schachzug, der sogar ansatzweise für eine Spur Humor neben den ansonsten doch recht heftig zur Sache gehenden Slasher-Szenen sorgt (die FSK-Altersfreigabe ist nicht immer nachvollziehbar…).

Spannung wird auf zwei Ebenen aufgebaut: wer verbirgt sich hinter dem Ghostface-Kostüm und wann schlägt der Killer wieder zu, mit beidem wird gekonnt gespielt und die Auftritte des Messer-Maniacs sind ordentlich choreographiert. Auf allzu hanebüchenen Wendungen wird verzichtet, die Handlung bewegt sich straff auf die Auflösung des oben genannten Rätsels zu, der Blutzoll ist dabei hoch und der Film nichts für allzu schwache Nerven, für alle anderen bietet er genau das, was er verspricht, nicht mehr, aber auch auf keinen Fall weniger.

 


 Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett

Drehbuch: James Vanderbilt, Guy Busick, b/a Charakteren von Kevin Willisamson

Kamera: Brett Jutkiewicz

Schnitt: Michel Aller

Musik: Brian Tyler

 

Besetzung:

Melissa Barrera, Kyle Gallner, Mason Gooding, Mikey Madison, Dylan Minnette, Jenna Ortega, Jack Quaid, Marley Shelton, Jasmin Savoy Brown, Sonia Ammar, sowie Courteney Cox, David Arquette und Neve Campbell

 

Paramount Pictures Germany

USA 2022

115 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 13. Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=8iGGxYz9Mwo (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=beToTslH17s (Englisch)

 

 

 

Donnerstag, 6. Januar 2022

Im Kino: The 355

CIA-Agentin Mason „Mace" Brown (Jessica Chastain) ist auf der Jagd nach einer in falsche Hände geratenen furchtbaren Schadsoftware, die die ganze Welt per Knopfdruck ins Chaos stürzen kann. Allein hat sie angesichts der Armada von Bösewichtern, die ihre gierigen Finger nach diesem MacGuffin ausstrecken keine Chance und so tut sie sich mit einer internationalen Truppe von Kolleginnen zusammen: Marie (Diane Kruger) vom deutschen BND, Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong'o) vom britischen MI6 sowie der kolumbianischen Psychologin Graciela (Penélope Cruz). Welche Rolle die geheimnisvolle Lin Mi Sheng (Bingbing Fan) spielt, ist zunächst nicht klar, dafür überschlagen sich die Ereignisse im Minutentakt...

Wie es sich für einen Film im Agentenmilieu gehört, geht es auch in „The 355“ um nichts weniger als die Rettung der Welt mit Schauplätzen rund um die Welt, nur dass diese Mission diesmal ausschließlich in zarte Frauenhände gelegt wird, welche sich plötzlich gar nicht mehr als so zart erweisen, sondern gehörig zuschlagen können und müssen. Das machen sie richtig gut, gewöhnungsbedürftig höchsten für die ältere Zuschauergeneration, die sich, auch wenn sie mit Charlie’s Angels aufgewachsen ist, damit wird abfinden müssen, dass eine jüngere Generation heranwächst, für die es normal sein wird, dass nicht ausschließlich Männer die Hauptakteure in Actionfilmen sind und das ist auch gut so.

Noch nicht so gut ist, dass Frauen zwischendurch immer wieder beweisen müssen, dass sie Frauen sind, so wenn sie zwischendurch zu Hause anrufen, damit sich die Familie daheim keine Sorgen macht, oder wenn sie im Sommerkleidchen eine wilde und dreckige Verfolgungsjagd durch die Pariser Metro-Tunnel absolvieren und aus der Tarnung einer mondänen Abendveranstaltung heraus in High Heels und aufreizender Abendgarderobe in den Actionmodus schalten müssen, was das Rennen, Ballern und Prügeln irgendwie erschwert und letztlich dann doch wieder unglaubwürdig wirken lässt. Da kommen die alten Klischees halt immer noch hoch, aber vielleicht gibt es irgendwann einen Q, der ihnen eine Garderoben-Kollektion entwickelt, die sich bei Bedarf in praktische Arbeitskleidung verwandelt...

Über diese Kritikpunkte ließe sich hinwegsehen, wirklich nicht gut ist jedoch, wenn ein Actionfilm seine Handlungsfäden so vorhersehbar miteinander verknüpft, dass am Ende nun wirklich kein originelles Muster herauskommt. Die „überraschenden Wendungen" überraschen nicht und auch dialogmäßig hat man tief in den Klischeezettelkasten gegriffen. Hier hätten die Agentinnen wirklich mehr verdient gehabt, dann hätte dies ein richtig guter Film werden können!

Der Titel geht im übrigen auf die erste weibliche Spionin während der amerikanischen Revolution zurück, deren Identität bis heute nicht geklärt ist, dies wird kurz am Rande erwähnt, sollte dies möglicherweise ein Hinweis auf eine Fortsetzung sein? Wir werden sehen…

 


 Regie: Simon Kinberg

Drehbuch: Theresa Rebeck, Simon Kinberg, Bek Smith

Kamera: Tim Maurice-Jones

Schnitt: John Gilbert, Lee Smith

Musik: Junkie XL

 

Besetzung:

Jessica Chastain, Penélope Cruz, Diane Kruger, Lupita Nyong’o, Bingbing Fan,

Sebastian Stan, Edgar Ramírez

 

Universal Pictures/ Leonine Studios

2022

124 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 06. Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=vXFmicWhv60 (Deutsch)

           https://www.youtube.com/watch?v=i200Q_UonJY (Englisch)

 

 

 

Mittwoch, 5. Januar 2022

Im Kino: The King's Man - The Beginning (The King’s Man)

Der britische Herzog Orlando Oxford (Ralph Fiennes) verliert im Jahr 1902 bei einem Attentat seine Frau Emily (Alexandra Maria Lara). Zwölf Jahre später, als die politischen Verhältnisse immer unsicherer werden und weil Orlando seinen einzigen Sohn Conrad (Harris Dickinson) vor allen Gefahren der Welt schützen möchte, wozu seiner Ansicht nach weder Regierung noch Geheimdienste in der Lage sind, gründet er mit Unterstützung zweier treuer Wegbegleiter ein weltumspannendes Spionagenetzwerk. Aber der Erste Weltkrieg lässt sich nicht verhindern, obwohl man einer geheimnisvollen Verschwörung auf der Spur ist, ebenso wenig lässt sich Conrad davon abhalten, für König und Vaterland in den Krieg zu ziehen…

Der erste Film dieser Reihe – „Kingsman: The Secret Service“ – hatte einen frischen Ansatz, er verband britischen Snobismus und Gentleman-Tugendenden mit handfester, teilweise durchaus brutaler Action. Dies wurde im nachfolgenden „Kingsman: The Golden Circle“ fortgesetzt, wobei sich die Akzente bereits in Richtung brutale Action zu verschieben begannen, aufgefangen wurde dies in beiden Fällen durch einen immer wieder durchscheinenden augenzwinkernden Humor. In diesem nun als Prequel angelegten Film, der die Anfänge der Geheimdienstgründung erzählt, ist der Humor fast völlig verschwunden, dafür bekommen wir eine recht eigenwillige Geschichtsstunde präsentiert, die leider zu einer überlangen Doppelstunde geraten ist.

Fakten und reale Personen finden sich ein zu einem bunten Reigen mit teilweise abstruser Fiktion sowie ebensolchen Figuren und lassen die Hintergründe des Großen Krieges in einem völlig neuen Licht erscheinen. Dies ist stellenweise durchaus unterhaltsam, wenn man bekannten Akteuren wie dem Attentäter von Sarajevo, Gavrilo Princip, der Spionin Mata Hari und allen voran dem irrlichternden Mönch Rasputin (mit grandiosem Auftritt: Rhys Ifans) bei der Arbeit zusieht. Auch die unseligen Verwandtschaftsverhältnisse der europäischen Herrscherhäuser werden anschaulich beleuchtet, indem der Schauspieler Tom Hollander sowohl den britischen König George V, den russischen Zaren Nikolaus II und den deutschen Kaiser Wilhelm II, allesamt Cousins, darstellen darf.

Am Ende wirkt der Film jedoch wie ein Eintopf, in den man alles hineingerührt und dann alle Ingredienzien verkocht hat, bis das, was man noch herausschmeckt, wie die viel zu breit angelegten Schlachtszenen des Krieges, einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Hier wäre weniger auf jeden Fall mehr gewesen und, ganz wichtig: eine bisher so wirksam eingesetzte Zutat wie Humor hätte dem Ganzen die fehlende Würze geben können.

 

 

Regie: Matthew Vaughn

Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek, b/a Comic „The Secret Service“ von Mark Millar und Dave Gibbons

Kamera: Ben Davis

Schnitt: Jason Ballantine, Robert Hall

Musik: Dominic Lewis, Matthew Margeson

 

Besetzung:

Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Harris Dickinson, Djimon Hounsou, Mathew Goode, Charles Dance, Tom Hollander, Alexandra Maria Lara, Daniel Brühl,

 

Walt Disney Studios

20th Century Studios/ Marv Films/ Marv Studios

2021

130 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 06. Januar 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=TwEo-V6gu4M (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=_0vKejp3rvA (Englisch)

 

 

 

Das Filmjar 2021...

Das Filmjahr 2021...

... war wechselhaft, von November 2020 bis einschließlich Mai 2021 geschlossene Kinos, dann ging es so langsam wieder los. Viele Filme lagen seit einem Jahr auf Halde und warteten auf ihren Start, was dann ab Juni 2021 immer wieder zu einer Schwemme führte, wobei in der Bugwelle des ein oder anderen angepeilten Blockbusters leider manch sehenswerter Film untergegangen ist…

Mein persönliches Fazit: einige Filme konnte ich aus terminlichen oder sonstigen Gründen (Danke, Sony Pictures Germany!) nicht (rechtzeitig) sehen, auf einige andere hätte ich vielleicht verzichten können – ach nein, doch nicht, Hauptsache wieder Kino!

Hier meine Auswahl an Filmen, die mir im abgelaufenen Jahr am besten gefallen haben:

 

- A Quiet Place 2 (Juni) Im März 2020 in einer Pressevorführung gesehen, kam die gelungene Fortsetzung des Horrorstreifens endlich im Juni 2021 in die Kinos

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/06/im-kino-quiet-place-2-quiet-place-part.html

- Driveways (Juni, wenn überhaupt im Kino) – Junger und alter Außenseiter finden zueinander, letzter Film mit dem großartigen Bian Dennehy

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/06/heimkino-driveways.html

- Jungle Cruise (Juli) –War genau das Richtige, um mal nicht über Corona nachzudenken, mit einer gut aufgelegten Emily Blunt, und Dwayne Johnson war auch nicht schlecht

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/07/im-kino-jungle-cruise.html

- Die Unbeugsamen (August) – Dokumentarfilm über den zähen Kampf der Frauen in der Politik der jungen Bundesrepublik mit unglaublichen Originalaufnahmen – endlich im Kino angekommen und wahrscheinlich völlig untergegangen

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/08/im-kino-die-unbeugsamen.html

- Reminiscence - Die Erinnerung stirbt nie (August) – Stylischer Krimi, zurück in eine nicht so erstrebenswerte Zukunft

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/08/im-kino-reminiscence-die-erinnerung.html

- Promising Young Woman – (August) Intelligenter Revenge-Krimi

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/12/heimino-promising-young-woman.html

- Schachnovelle (September) – Gute Adaption des Klassikers von Stefan Zweig.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/09/im-kino-schachnovelle.html

- Ron läuft schief (Ron’s gone wrong) (Oktober) – Plädoyer für richtige statt virtuelle Freunde

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/10/im-kino-ron-lauft-schief-rons-gone-wrong.html

- The French Dispatch (Oktober) – Originelle Liebeserklärung an den Print-  und Magazinjournalismus, ein echter Wes Anderson…

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/10/im-kino-french-dispatch.html

- The Last Duel (Oktober) – Wuchtiges #MeToo-Drama unter Rittersleuten mit einer hervorragenden Jodie Comer

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/10/im-kino-last-duel.html

- Hinterland (Oktober) – Spannender Krimi im Wien der 1920ger Jahre in expressionistischem Ambiente

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/10/im-kino-hinterland.html

- Last Night in Soho (November) – Nostalgische Geschichte wird zum Horrortrip

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/11/kino-last-night-in-soho.html

- West Side Story (Dezember) – Elegante und stimmige Neuverfilmung des Klassikers

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/12/im-kino-west-side-story.html

- Benedetta (Dezember) – Lesbische Nonnen im Kloster, Kirchen- nicht Religionskritik durch den Veteranen Paul Verhoeven

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/12/im-kino-benedetta.html

 

 

Dann gab es noch ein paar Filme, über die man sprach:

Gesehen:

 - Keine Zeit zu sterben (No Time To Die) (September) Sooo lange erwartet, nicht nur von Bond-Fans, gut, aber nicht überragend – die hohen Erwartungen konnten einfach nicht mehr erfüllt werden. Dafür habe ich den Film im Beisein der britischen Königsfamilie sehen können (ja, ok, nicht im selben Kino, aber zumindest zur gleichen Zeit…)

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/09/im-kino-keine-zeit-zu-sterben-no-time.html

- Dune (September) Für Kenner und Fans der Frank-Herbert-Bücher eine gelungene Verfilmung dieses als unverfilmbar geltenden Stoffes, für alle anderen gut, aber auch nicht mehr

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/09/im-kino-dune.html

- Titane (Oktober) Der Siegerfilm in Cannes 2021 – ein sehr eigenwilliges, sperriges Werk

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/10/im-kino-titane.html

- Eternals (November) Marvel-Neustart in ein neues Zeitalter? In Ansätzen durchaus beeindruckend, mal abwarten…

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/11/im-kino-eternals.html

 

Nicht gesehen:

- Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings  Soll frisch und witzig gewesen sein

- Ghostbusters  Brauchte es diese Fortsetzung? Die einen sagen so, die anderen anders…

- House of Gucci  Opulentes Soap-Opera-Kino (so hörte ich), mit Schauwerten, aber sonst?

- Spider Man: No Way Home  Da mich Sony Pictures Germany nach wie vor nicht zu ihren Pressevorführungen einlädt, kann ich mir, über den Film zumindest, kein Urteil erlauben

 

Leider nicht gesehen:

- Lieber Thomas  Autobiographischer Film über den früh verstorbenen deutschen Schriftsteller und Filmemacher Thomas Brasch, dargestellt von dem großartigen Albrecht Schuch

- Fabian oder der Gang vor die Hunde  Wie man hört, gelungene Verfilmung des Erich-Kästner-Romans „Fabian: Die Geschichte eines Moralisten“

 

So viel von mir, und was waren Eure Favoriten?